Gucci war gestern
sich einfach flach drauf.« Mit einem Rumms lasse ich mich probeweise auf das gute Stück fallen. Autsch! Für so ein schönes Teil ist sie erstaunlich unbequem. Als ich mich hinlege, bohrt sich jeder einzelne der gepolsterten Knöpfe schmerzhaft in meinen Rücken. Also setzte ich mich hin, was aber auch nicht viel angenehmer ist … Fühlt sich irgendwie an, als säße man in einem Eimer voller Golfbälle. Aber was macht das schon? Sie ist trotzdem ein echtes Sahnestück, und ich muss sie einfach haben. »Oder wir, ähm, stellen sie gegen die Wand und setzen uns nicht so richtig drauf. Wir könnten sie aus der Ferne bewundern und nur benutzen, wenn Besuch da ist. Und hin und wieder könnte ich mich vielleicht darauf räkeln und eine geschälte Traube essen oder so was? Man würde sich doch sowieso nicht jeden Tag auf so eine schöne Couch setzen wollen.«
»Verstehe ich das jetzt richtig … Du willst unser neuwertiges und unglaublich gemütliches Sofa eintauschen gegen eine Couch, die wir nicht benutzen können, und das nur, um Leute zu beeindrucken, die wir noch nicht mal kennen?«
»Handgemacht!«, blöke ich, wie hypnotisiert bei dem Gedanken, wie ich malerisch ausgestreckt auf dem Sofa liege, einen Dirty Martini schlürfe und meine Haute-Couture-Untergebenen empfange.
Der Verkäufer gluckst amüsiert. »Verheiratete Paare sind doch alle gleich. Sie wünscht sich Stil, er will was Handfestes.«
»Wir sind nicht verheiratet«, entgegne ich.
»Und das werden wir auch nie sein, wenn wir« - Fletch hält kurz inne, um das Preisschild zu studieren - »beinahe siebentausend Dollar für ein Sofa ausgeben!« Und dann fasst er sich in,
wie ich glaube , gespieltem Entsetzen ans Herz. Energisch wendet er sich an den Verkäufer und bitte ihn: »Würden Sie uns wohl einen Augenblick entschuldigen.« Er wartet, bis der Verkäufer in seinen wirklich schnuckeligen Wildleder-Slippern von Kenneth Cole von dannen gerauscht ist.
»Jen, ganz im Ernst, nein. Hör mir genau zu: N-E-I-N. Nein, nein, nein, nein, nein. Nur über meine Leiche würde ich Geld für eine Couch zum Fenster rauswerfen, auf der ich dann nicht mal sitzen darf . Auf gar keinen Fall. Ich muss ein Machtwort sprechen. Das steht vollkommen außer Frage. Schlag es dir aus dem Kopf.«
»Aber warum denn nicht?«, jammere ich.
»Weil wir uns für das Geld ein ganzes Auto kaufen könnten.«
Zugegeben, da hat er nicht ganz Unrecht. Aber was wird aus meinen treu ergebenen Lakaien? Kein anständiger Untertan kniet zu Füßen eines khakifarbenen Null-Acht-Fünfzehn-Leinen-Sofas aus dem Möbelhaus nieder.
»Also gut! Dann … dann … dann … kaufe ich es eben selbst! Ich brauche DEIN Geld nicht!« Das sage ich ein bisschen lauter als beabsichtigt.
»Und wie? Deine Visa-Karte ist ausgereizt, deine Kreditwürdigkeit hast du dir mit deinem »Die erwarten doch nicht, dass ich jeden Monat die volle Rate bezahle«-American-Express-Experiment verspielt, und dein Taschengeld verschleuderst du in der Mittagspause beim Shoppen.«
»Dann schränke ich mich eben ein bisschen ein. Ich fahre nicht mehr mit dem Taxi zur Arbeit«, verspreche ich.
»Ha! Hast du nicht immer gesagt: ›Das Problem bei Massenverkehrsmitteln ist, dass sie die Massen transportieren?‹ Du hältst es doch keine fünf Sekunden in der Bahn aus, Prinzessin.«
»Dann nehme ich eben den Bus. Das geht bestimmt. Wirst schon sehen.« Als wir den Laden verlassen, rufe ich dem Verkäufer
über die Schulter zu: »Vergessen Sie uns nicht - wir kommen wieder, KEINE FRAGE.«
Das mit den öffentlichen Verkehrsmitteln klappt nicht ganz so gut wie gedacht. Um dreißig Cent Fahrtgeld zu sparen, laufe ich die Michigan Avenue hinauf, um dort den Expressbus nach Bucktown zu nehmen, und komme rein zufällig an Neimann Marcus vorbei. Natürlich brauche ich Kleingeld für den Bus, also gehe ich schnell in den Laden, um irgendwas Kleines zu kaufen. Ein paar Socken vielleicht.
Oder eine klitzekleine Handtasche.
Oder einen fünfkarätigen Topas-Ring.
Busfahren war irgendwie der falsche Ansatz zum Sparen.
Jetzt wird es wohl Zeit für Plan B: Mehr Geld verdienen.
Mit einem Grinsen im Gesicht wie ein zufriedenes Honigkuchenpferd kommt Courtney an meinen Schreibtisch stolziert und wedelt mit etwas herum, das aussieht wie ein MNOW-Vertrag. MNOW ist die Abkürzung für eins der Produkte, die ich manage. Einmal habe ich versucht, sämtliche Akronyme aufzulisten, die wir hier benutzen, und bei sechsundsiebzig habe ich
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