Guilty Pleasure - Heimliches Verlangen (German Edition)
weiter, Kumpel. Wir sehen uns heute Abend oder so.“
Zu simpel. Hastig wollte er an Greedy vorbei, dieser schnitt ihm den Weg ab und baute sich vor ihm auf.
„Ich bin nicht dumm, Dice.“ Er streckte seinen Zeigefinger aus, setzte ihn auf Dice’ Wange an und kratzte einen Pfad durch die Make-up-Schicht. „Was versteckst du, Alter?“
Dice schob Greedys Hand grob von sich weg. „Keine Ahnung, wovon du sprichst. Lass mich durch.“
„Schon seit Wochen bist du so … so … vollkommen abgedreht. Du kommst nicht mehr mit auf Partys, verschanzt dich in deiner Wohnung … was ist nur los mit dir?“
„Mir scheint die Sonne aus’m Arsch.“
Greedy verdrehte die Augen und machte ihm Platz. „Ich möchte dir nur helfen.“
„Mir kann keiner mehr helfen“, antwortete Dice und öffnete die Tür zur Straße.
„Nicht mal … Ceely?“
Wie versteinert blieb Dice stehen. Seine Hand, um den Türgriff gelegt, verkrampfte sich so fest, dass ihre Knöchel weiß hervortraten. Dice drehte sich nicht um, weil er wusste, dass ein einziger Blick ausreichen würde, um Greedy die Wahrheit zu offenbaren.
Ohne ein Wort zu sagen, ließ er seinen Kumpel zurück und trat nach draußen. Sein Schatten heftete sich stumm an seine Fersen.
Dice kehrte in ein Klamottengeschäft ein, nahm wahllos Hosen und T-Shirts aus den Regalen und bezahlte an der Kasse mit seiner Kreditkarte. In einer Elektronikhandlung kaufte er einen neuen MP3 Player, ein Handy und anderen Schnickschnack, den er niemals benutzen würde. Nur, weil er es konnte, weil er die Mittel dazu hatte und weil er das Wichtigste in seinem Leben doch genau hierfür aufgegeben hatte.
Am Abend saß er zwischen all den Tüten und Kartons in seiner Wohnung. Er stellte laute Musik an, rauchte eine Zigarette, trank ein Bier. Dann stieg er unter die Dusche in der Hoffnung, die Wärme des Wassers würde ihm einen entspannten Schlaf schenken. Doch als er im Bett lag, fand er einfach keine Ruhe – wie in jeder Nacht, seit Ceely fort war.
Dice wälzte sich zwischen Decken und Kissen, legte sich auf den Rücken, auf die Seite, auf den Bauch. Müde stand er schließlich auf, schleppte sich durch die Räume und wusste absolut nichts mit sich anzufangen.
Er setzte sich zurück aufs Bett und holte seinen Laptop hervor. Wichsen zu ein paar Pornos würde ihn schläfrig machen, glaubte er und startete das erste Video. Er nahm seinen Schwanz in die Hand, rieb, bis er hart war und starrte auf die zwei fickenden und stöhnenden Männer auf dem Bildschirm. Doch bald schon rief Dice seine eigene, wilde Fantasie hervor. Ceely auf ihm, unter ihm, in ihm – obwohl ihm klar war, dass dies seinen Frust nach dem kommenden Höhepunkt nur noch steigern würde.
Heftig spritzte er ab. Doch wie erwartet verwandelte sich das Gefühl von Befreiung in Niedergeschlagenheit, als der Nebel des Orgasmus langsam abklang. Dice wollte den Laptop gerade zuklappen, als ein Geräusch einen E-Mail-Eingang ankündigte. Vermutlich Chika, die ihm den neuen Terminkalender sendete. Er öffnete das Programm und blinzelte, als er den Namen des Absenders las.
Ceely Templeton.
Dice legte das Programm auf die Leiste, holte es wieder hervor und wiederholte das Ganze noch zwei weitere Male. Er wollte seinen Augen nicht trauen. Dann las er, was Ceely ihm geschrieben hatte.
Wo bist du gerade? Sitze zu Hause in NY und kann nicht schlafen.
Er vergaß zu atmen. Nebensächlich, vollkommen unwichtig. Alles, was zählte, waren diese wenigen Worte. Schwarz auf weiß. Kontaktaufnahme. Lebenszeichen. Ceely. Dachte an ihn. Hatte ihn nicht vergessen. Fragte nach ihm.
Ohne die Augen vom Bildschirm zu nehmen, griff der Sänger nach seinen Zigaretten und steckte sich eine zwischen die Lippen. Er überlegte nicht lange, drückte auf ‚Antworten‘, tippte und sendete.
Ceely brachte es nicht übers Herz, Dice mitzuteilen, dass er eigentlich gar nicht vorgehabt hatte, ihm eine Mail zu schreiben. Sein Unterbewusstsein schien besser zu wissen, wann es an der Zeit war, einen Schritt nach vorn zu wagen. Als Ceely nach ein paar Minuten Dice’ Antwort erhielt – inklusive eines zwinkernden Smileys – wusste Ceely, dass es genau das war, was er und wahrscheinlich auch Dice brauchten. Sie waren sich zu nah gewesen, als dass sie nun ganz ohne den anderen sein konnten.
Sie schrieben sich Nachrichten bis zum Morgengrauen. Harmloses Zeug, allgemeine Befindlichkeiten, doch immer ehrlich und direkt. Ceely wollte alles über den Ausgang der Tour
Weitere Kostenlose Bücher