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Gun Machine

Gun Machine

Titel: Gun Machine Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Warren Ellis
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Raucherbereich noch ein Tisch frei wäre– der Barkeeper nickte– und fragte, ob man ihm das Essen an den Tisch bringen könnte. Das gelangweilte » Ja « des Barkeepers wurde vom Gebrüll der Typen im hinteren Teil der Kneipe verschluckt. Dort stand ein großer Flachbildfernseher, wegen dem sich das Fetch mit gutem Recht als Sports Bar ausgeben durfte, wie es in altmodischen Buchstaben im Fenster stand. Der Jubel war durchsetzt von sonderbaren Ausrufen: » Oshidashi! «
    Tallow runzelte die Stirn. Das kam ihm vage bekannt vor. » Oshidashi? «
    Im Gesicht des Barkeepers tat sich ein breites, gelbliches Grinsen auf. » Sumo. Rettet mir gerade den Arsch. «
    » Wie das? «
    » Ich hab mir ’nen fetten Fernseher angeschafft. Und eine Sat-Schüssel. Aber auf dieser Welt gibt’s einfach nicht genug Football und Baseball, um die Jungs zu besänftigen. Und Fußball bringt’s nicht. Da ist zu wenig los. Da guckt man zweiundzwanzig Frisurenmodellen zu, wie sie sechs Monate lang einen Ball hin und her schieben, bis irgendeiner umfällt und der Ball im Tor landet. Aber dann habe ich einen Sender entdeckt, der hammerharte Sumo- Highlight-Specials zusammenschneidet. Und ich hab den Jungs gesagt: Schaut euch nur mal die beiden Fettärsche an. Das ist keine Wrestling-Kinderkacke. Die sehen aus wie zwei Linebacker, die fünf Jahre lang im Burger King eingesperrt waren. Die gehen aufeinander los wie zwei Sattelschlepper im Lendenschurz, um sich gegenseitig die Scheiße aus dem Arsch zu prügeln, und dem Gewinner drücken sie gleich im Ring einen Sack Geld in die Hand. Zwei Tage später stehen die Jungs auf Sumo wie Crackhuren auf Crack. Lauter irische Monster, die den Fernseher auf Japanisch anschreien, und mich lassen sie in Frieden. Sumo rettet mir den Arsch. Der Burger dauert etwa zwanzig Minuten, okay?«
    Kopfschüttelnd ging Tallow durch die Bar und raus in den Raucherbereich. Letzterer war ein alter Hinterhof, den man mit Tischen und Stühlen vollgestellt hatte, die nur aus einem Brooklyner Gartencenter stammen konnten. Dazu ein paar Blecheimer für Zigarettenstummel. Er hatte nicht vor, den ganzen Abend hier draußen zu verbringen, aber ihm war nach einer Kippe vor und einer Kippe nach dem Essen. Tatsächlich war ihm eher nach Rauchen als nach Essen, aber er wusste aus Erfahrung, dass er sich was reindrücken sollte, wenn er morgen nicht mit einem flauen Gefühl im Magen aufwachen wollte.
    Es war warm. Tallow zog das Sakko aus und fischte Zigaretten und Feuerzeug aus der Tasche, suchte sich einen Tisch am hinteren Ende des Innenhofs, hängte das Sakko über die Stuhllehne und setzte sich mit dem Rücken zum Zaun hin. Er wollte den Eingang des Hofs im Blick haben, um beim Rauchen nach Scarly und Bat Ausschau halten zu können.
    Sein Cream Ale war goldbraun wie Ahornsirup. Es schmeckte ungefähr wie erwartet. Er zündete sich eine Zigarette an und stutzte kurz, als er feststellte, dass sie schon wieder schmeckte wie in seiner Kettenraucherzeit. Trotzdem schmeckte auch sie ungefähr wie erwartet. Mit einem leichten, flüchtigen Lächeln blies er die ersten Rauchkringel in den dämmrigen Himmel. Er entspannte sich, wenn auch nur ein bisschen.
    Als er sich nach einem Aschenbecher umsah, wurde er schnell fündig: eine alte, zu einer Schale zusammengeschmolzene Seven-Inch-Platte. Das Mittelloch hatte man mit Silikonknete verklebt. Tallow runzelte die Stirn und steckte sich die Kippe zwischen die Lippen, spähte mit einem zusammengekniffenen Auge durch den Rauch und drehte den Aschenbecher in den Händen. Anscheinend hatte das Ding erst seit ein paar Wochen derart zu leiden. Aber das war einfach keine Art, eine Schallplatte zu behandeln. Tallow sah keine Kerbe, die darauf hingedeutet hätte, dass man das Teil aus einer alten Jukebox gerissen hatte. Damit hätte man vielleicht noch rechtfertigen können, dieses Stück Musik in einen hässlichen Blumentopf zu verwandeln. Aber nein, da hatte sich bloß jemand gedacht: Scheiß drauf, ist doch nur Vinyl.
    Er fummelte ein Taschentuch aus der linken Hosentasche, knüllte es zusammen, befeuchtete es mit etwas Bierschaum und fuhrwerkte vorsichtig auf dem Etikett herum. Nach ein paar Wischern wusste er, dass irgendwer seine Kippe mit aller Kraft auf einem stilisierten Schmetterling ausgedrückt hatte. Der Schmetterling und das weiße C, das er freilegte, ließen ganz klar auf Chrysalis Records schließen. Ein antikes Plattenlabel, das schon lange tot war, ein hübscher kleiner

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