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Gut gegen Nordwind

Gut gegen Nordwind

Titel: Gut gegen Nordwind Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Glattauer
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dritt! Ich reise mit einer guten alten Freundin und ihrem Lebensgefährten. Leo. (Ich drehe jetzt ab.)
    Fünf Tage später

Kein Betreff
    Liebe Emmi, sind Sie online, wenn Sie Ski fahren? Liebe Grüße, Leo. PS: Sie hatten Recht mit Prag, mein befreundetes Paar hat beschlossen, sich zu trennen. Aber Rom wäre da noch schlimmer gewesen.
     
    Drei Tage später

Kein Betreff
    Liebe Emmi, jetzt könnten Sie dann aber langsam zurückkommen. Mir fehlen Ihre Kontroll-E-Mails. Es macht mir momentan gar keinen Spaß mehr, nächtens in den Plüschbars herumzuhängen.
     
    Einen Tag später

Kein Betreff
    Damit Sie drei E-Mails von mir in Ihrem Posteingang haben. Alles Liebe, Leo. (Gestern habe ich mir extra für Sie oder zumindest in Gedanken an Sie einen neuen Pyjama gekauft.)
    Drei Stunden später
    AW:
    Schreiben Sie mir nicht mehr?
     
    Zwei Stunden später
    AW:
    Können Sie mir noch nicht schreiben oder wollen Sie mir nicht mehr schreiben?
     
    Zweieinhalb Stunden später
    AW:
    Ich kann den neuen Pyjama auch umtauschen, wenn das das Problem ist.
     
    40 Minuten später
    RE:
    Ach Leo, Sie sind so süß!!! Aber es hat doch keinen Sinn, was wir hier tun. Das ist ja doch kein Ausschnitt aus dem wirklichen Leben. Meine Skiwoche: die war ein Ausschnitt aus dem wirklichen Leben. Sie war nicht der allerbeste Ausschnitt, aber sie war ein guter Ausschnitt, und ich bekenne mich dazu, ich wollte es nicht anders haben, also hab ich es, wie es ist, und so wie es ist, ist es schon okay so, wie es ist. Die Kinder haben ein bisschen genervt, aber das ist ihre Pflicht als Kinder. Außerdem sind sie nicht von mir, und das werfen sie mir gelegentlich vor. Aber der Urlaub war schon okay so, wie er war. (Hab ich schon gesagt, dass er okay war, oder?) Leo, seien wir doch ehrlich: Ich bin für Sie ein Fantasiebild, real daran sind nur ein paar Buchstaben, die von Ihnen sprachpsychologisch in einen klangvollen Zusammenhang gebracht werden können. Ich bin für Sie wie Telefonsex, nur halt ohne Sex und ohne Telefon. Also: Computersex, nur ohne Sex und ohne Bilder zum Herunterladen. Und Sie sind für mich reine Spielerei, eine Flirt-Wiederauffrischungsagentur. Ich kann das tun, was mir fehlt: Ich kann die ersten Schritte einer Annäherung erleben (ohne mich tatsächlich annähern zu müssen.) Nun sind wir zwei Hübschen aber bereits bei den zweiten und dritten Schritten einer Annäherung, die sich nicht annähern darf. Langsam sollten wir stehen bleiben, meine ich. Sonst werden wir annähernd lächerlich. Wir sind ja keine 15 mehr, also ich natürlich viel eher als Sie, aber wir sind es nicht, es hilft nichts.
    Leo, ich sage Ihnen noch etwas. Ich habe in dieser manchmal nervenden, aber insgesamt verdammt schönen, ruhigen, harmonischen, witzigen, ja phasenweise sogar romantischen Familien-Skiwoche ständig an diesen unbekannten Graupelbären namens Leo Leike denken müssen. Das ist nicht okay. Das ist doch krank, oder? Sollten wir nicht Schluss machen?, fragt Emmi.
     
    Fünf Minuten später
    RE:
    Übrigens: Tut mir Leid wegen Ihres befreundeten Paares. Ja, Rom wäre vermutlich die Hölle gewesen.
     
    Zwei Minuten später
    RE:
    Wie sieht er denn aus, der neue Pyjama?
     
    Am nächsten Tag
    Betreff: Treffen
    Liebe Emmi, wollen wir nicht wenigstens noch unser »Erkennungstreffen« über die Runden bringen? Wahrscheinlich wird es uns danach um einiges leichter fallen, die »Annäherung, die keine sein darf«, sein zu lassen. Emmi, ich kann nicht einfach aufhören, an Sie zu denken, indem ich aufhöre, Ihnen zu schreiben und indem ich aufhöre, auf Post von Ihnen zu warten. Das kommt mir so billig und pragmatisch vor. Machen wir noch unseren Test! Was sagen Sie? Alles Liebe, Leo.
    (Meinen neuen Pyjama kann man nicht beschreiben, den muss man sehen und angreifen.)
    Eineinhalb Stunden später
    RE:
    Kommenden Sonntag, 15 bis 17 Uhr, im Großen Messecafé Huber? Lieber Gruß, Emmi.
    (Leo, Leo, das mit dem Pyjama, »man muss ihn sehen und angreifen«, das war eine echte Anmache. Wenn das nicht von Ihnen gekommen wäre, hätte ich sogar gesagt: eine äußerst plumpe Anmache!)
    50 Minuten später
    AW:
    Ja, das ist gut! Aber wir dürfen nicht um Punkt 15 Uhr kommen und das Lokal um Punkt 17 Uhr wieder verlassen. Und wirdürfen nicht allzu suchend dreinschauen. Und überhaupt: keine verräterischen Auffälligkeiten. Sie dürfen nicht im Aufdeckungsaffekt auf mich zugehen und mich fragen: Sie sind Leo Leike, stimmt’s? Wir müssen uns wirklich die Chance geben,

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