Drei Seiten für ein Exposé
Vorwort
Exposés sind das Fegefeuer der Autoren. Eher geht ein Elefant durch ein Nadelöhr, als dass man einen 400-seitigen Roman auf zwei Seiten eindampfen kann.
Die meisten Autoren würden deshalb am liebsten gar keine Exposés schreiben.
Dabei können sie so nützlich sein. Nicht nur, weil sie – wenn gelungen – zu Verlagsverträgen führen. Sondern, weil Sie damit auch die eigene Geschichte prüfen können. Denn was auf 400 Seiten verborgen bleibt, wird auf zweien erbarmungslos deutlich: Plotlöcher, unglaubwürdige Figuren, fehlende Logik oder Spannung, offene Enden und erst recht, wenn unklar ist, wo die Geschichte eigentlich beginnt. Genau deshalb wollen Verlage als Erstes ein Exposé sehen.
Wo hakt es, was könnte man verbessern? Das habe ich an 15 Exposés unveröffentlichter Autoren untersucht. Den Splitter im Auge des anderen sieht man bekanntlich leichter als den Balken im eigenen. Und es sind Fehler, die der anderen und die eigenen, aus denen wir am meisten lernen können.
Exposés verraten viel über Ihre Geschichte und vor allem über Ihren Plot. Deshalb werden Sie auf den folgenden Seiten auch viel zum Plot finden. Beispiele dafür, wie man einen verunglückten Plot verbessert, wie man Plotlöcher erkennt, wie man Mängel ausfindig macht, aber auch Stärken, und vor allem: wie man das Beste aus seiner Geschichte herausholt. Die meisten Anfänger nutzen nämlich das Potenzial ihrer Geschichten nicht aus.
Und wie schreibt man ein Exposé? Wie fasst man 400 Seiten auf ein bis drei Seiten zusammen? Dazu gibt es eine Menge Tipps im Kapitel „Eindampfen“.
Was unterscheidet eigentlich erfolgreiche Exposés von den weniger glücklichen Kollegen? Das können Sie an sechs Beispiel-Exposés studieren, die einen Verlag gefunden haben. Damit Sie sehen können, wie Profis ihre Exposés aufbauen.
Außerdem haben mir sieben angesehene Literaturagenten verraten, wie ein gutes Exposé ihrer Meinung nach aussehen sollte.
Und schließlich stelle ich Ihnen auch die Unterlagen vor, die für eine Manuskripteinsendung an Literaturagenten und Verlage nötig sind.
Was Verlage nutzen, um Manuskripte auszuwählen – das können auch Sie als Autor nutzen. Machen Sie Ihr Exposé zur Nagelprobe, beschreiben Sie Ihren Plot und prüfen Sie, ob er trägt. Damit Ihre Geschichte besser wird. Damit Sie einen Verlag finden.
Gehen wir also an die Arbeit!
Hans Peter Roentgen
www.hproentgen.de
I. Plot, Exposé und Pitch
Wenn Sie Agenten oder Verlagen ein Buch vorstellen, benötigen diese Material, um das Projekt zu prüfen. Eignet es sich zur Veröffentlichung? Passt es ins Verlagsprogramm? Und das Wichtigste: Werden genug Leute dieses Buch lesen wollen? Deshalb interessieren Lektoren zwei Fragen:
1. Kann der Autor überhaupt professionell schreiben? Kann er Texte so formulieren, dass viele Leute sie lesen wollen?
2. Hat der Autor eine Geschichte, die trägt? Die also einen Anfang hat, ein Ende und einen Plot, der beide miteinander verbindet?
Für Punkt 1 brauchen Sie eine Textprobe. Für Punkt 2 das Exposé. Das soll die Geschichte vorstellen, und zwar möglichst kurz. Lektoren haben wenig Zeit, aber einen Schreibtisch voller Manuskripte, die gelesen werden wollen. Folglich landet jede Einsendung, die nicht kurz ist oder die bereits auf den ersten Blick erkennen lässt, dass der Autor das Schreibhandwerk nicht beherrscht oder dass sein Manuskript keine brauchbare Geschichte enthält, auf dem großen Stoß ‚Ablehnen’.
Dazu zählen alle Manuskripte, deren Exposé eine der folgenden Eigenschaften hat:
• Es ist unklar, um welche Geschichte, um welchen Konflikt es sich überhaupt handelt.
• Der Anfang der Geschichte hat nichts oder wenig mit dem Ende zu tun.
• Das Exposé platzt wegen einer Überfülle von Figuren aus allen Nähten.
• Wo ist der Konflikt und warum soll sich jemand dafür interessieren?
• Das Exposé behauptet, spannend zu sein, beweist das aber nicht, weil es zu allgemein bleibt.
Für jeden dieser Punkte werden Sie im Buch Beispiele von Exposés finden, die genau dieses Problem enthalten. Und ichwerde Ihnen zeigen, wie man das beheben kann.
Der Plot, das Gerüst jeder Geschichte
Was die Verlage interessiert, sollte Sie als Autor erst recht interessieren. Ist meine Geschichte gut? Ist klar, an welcher Stelle sie beginnt und wo sie endet? Dazu benötigen Sie einen Plot.
Der Plot verbindet den Anfang mit dem Ende. Er sagt uns, wo die Geschichte beginnt und was passiert, dass sie
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