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Guten Morgen, meine Schoene

Guten Morgen, meine Schoene

Titel: Guten Morgen, meine Schoene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grace Green
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spontan eine Hand auf seine.
    »Tut mir Leid, ich wollte nicht stören. Eigentlich dürfte ich gar nicht hier sein.«
    Er umklammerte mit den Fingern ihr Handgelenk. »Wer bist du?« fragte er mit krächzender Stimme. »Was ist geschehen?«
    Sollte sie ihm alles erzählen? Lieber nicht. Womöglich regte er sich dann unnötig auf, was in seinem derzeitigen Zustand sicher nicht gut war.
    »Das erfährst du später, wenn du dich besser fühlst«, sagte sie hastig, ihn ebenfalls duzend, um ihn nicht zu beun-ruhigen.
    »Schlaf jetzt wieder.« Sanft entzog sie ihm die Hand.
    »Warte!«
    Sie reagierte nicht darauf, sondern floh förmlich aus dem Zimmer.
    Draußen auf dem Korridor wartete die Schwester mit den Kindern am Aufzug. Als sie Sarah sah, drückte sie auf den Liftknopf.
    »Vielen Dank«, murmelte Sarah, schob die Kinder in den Aufzug, folgte ihnen und drückte auf »Erdgeschoss«.
    »Auf Wiedersehen, Kinder!« Die Schwester winkte den beiden freundlich zu und meinte zu Sarah: »Sobald Ihr Mann aufgewacht ist, werde ich ihm sagen, dass Sie hier waren.«
    »Oh, er ist nicht…« Die Aufzugtüren schlossen sich ge-räuschvoll. »… mein Mann.« Letzteres hatte die Schwester wohl nicht mehr gehört, und Sarah nahm sich vor, den Irrtum bei ihrem nächsten Besuch richtig zu stellen.
    Er hatte jedes Zeitgefühl verloren und dämmerte zwischen Wachsein und Schlafen dahin. Er wusste, dass er im Krankenhaus lag, einen Autounfall gehabt und sich beim Aufprall eine Verletzung am Kopf zugezogen hatte.
    In regelmäßigen Abständen kamen Schwestern ins Zimmer, um nach ihm zu sehen. Sie schienen es jedoch immer sehr eilig zu haben und ließen sich in kein Gespräch verwickeln.
    Er hatte davon gehört, dass manche Menschen, die dem Tod nahe gewesen waren, einen hell erleuchteten Tunnel mit ihnen winkenden Gestalten gesehen hatten. Er hinge-gen konnte sich weder an gleißendes Licht noch winkende Gestalten erinnern, dafür aber an einen blonden Engel, der an seinem Bett erschienen war und zu ihm gesprochen hatte. Mit einer melodischen, leicht heiseren und unverkennbar weiblichen Stimme hatte das überirdisch schöne Geschöpf sich entschuldigt und gesagt, dass es eigentlich nicht hier sein dürfe. Konnte es sein, dass auch Engel Fehler machten und sich in der Zimmertür irrten?
    In der Nacht träumte er von ihm, und als er am nächsten Morgen erwachte, spukte ihm der blonde Engel noch immer im Kopf herum.
    Sonst aber fühlte der Patient sich wieder einigermaßen klar bei Verstand. Allerdings gab es da ein Problem, und zwar ein sehr ernsthaftes: Er wusste nicht mehr, wer er war!
    Man hatte ihm erzählt, er sei mit seinem Auto verun-glückt, doch konnte er sich an den Unfall nicht erinnern.
    Und auch nicht an die Zeit davor.
    Verdammt, er saß ganz schön in der Patsche! Während er noch darüber nachgrübelte, was nun zu tun sei, betrat ein großer, grauhaariger Mann im weißen Kittel das Zimmer, gefolgt von einer Krankenschwester.
    »Dr. Rasmussen«, stellte der Mann sich kurz angebunden vor und begann, ihn gründlich zu untersuchen. »Alles in Ordnung, Mr. Morgan…«
    Ich heiße also Morgan, stellte der Patient bei sich fest. Das war immerhin ein Anfang.
    »… Sie werden heute Morgen entlassen. Wo wohnen Sie?«
    Genau das hätte der Gefragte auch gern gewusst. Ehe er sich eine ausweichende Antwort überlegen konnte, meldete sich zum Glück die Schwester zu Wort: »Mr. Morgan hat ein Haus auf dem Whispering Mountain, ungefähr zehn Meilen flussabwärts.«
    Wenigstens bin ich nicht obdachlos! dachte er erleichtert.
    »Er hat eine leichte Gehirnerschütterung und benötigt noch einige Tage Ruhe«, meinte der Arzt zur Schwester.
    »Hat er jemanden, der sich zu Hause um ihn kümmert?«
    Diese Frage interessierte den Patienten ebenfalls brennend.
    Gespannt wartete er auf die Antwort der Schwester.
    »Oh ja, Mr. Morgan ist verheiratet.«
    Tatsächlich? Er fühlte sich keineswegs wie ein verheirateter Mann.
    »Nicht wahr, Jedidiah?« wandte die Schwester sich mit zuckersüßem Lächeln an ihn.
    Jedidiah. Welche Eltern brachten es fertig, ihrem Sohn einen solchen Namen zu geben? »Sicher«, bestätigte er fröhlich, »ich bin verheiratet.«
    »Gut.« Der Arzt nickte zufrieden. »Sie sollten sich noch ein wenig schonen. Keinen Alkohol, nicht Auto fahren, viel Ruhe. Am besten nehmen Sie sich einige Tage frei.«
    »Wird gemacht.« Ging er überhaupt einer geregelten Arbeit nach? Oder war er ein Taugenichts, der anderen auf der Tasche lag?

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