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Guten Morgen, meine Schoene

Guten Morgen, meine Schoene

Titel: Guten Morgen, meine Schoene Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Grace Green
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1. KAPITEL
    Wo, um alles in der Welt, steckte Jedidiah Morgan?
    Sarah fröstelte in dem kalten Regen, als sie nun zum x-ten Mal mit dem Löwenkopf aus Messing gegen die Tür poch-te. Sie hatte einen weiten Weg auf sich genommen, um diesen Mann um Hilfe zu bitten – er musste einfach zu Hause sein!
    »Mom, ich habe Hunger!« jammerte Vicky.
    Müde blickte Sarah auf ihre sechsjährige Tochter hinunter, die wie ein kleines Häufchen Elend neben ihr vor dem von einer Außenlampe beleuchteten Eingang stand. Regen strömte der Kleinen über das Gesicht und floss in kleinen Bächen an ihrem gelben Regenmantel hinunter.
    »Dem hübschen Haus nach zu urteilen, hat dein Onkel sicher einen gut gefüllten Kühlschrank, Liebling«, vertröstete Sarah ihre Tochter und verlagerte das Gewicht des dreijährigen Jamie von der linken auf die rechte Hüfte.
    »Mommie, ich will ins Bett«, murmelte er schlaftrunken.
    Sie drückte ihn liebevoll an sich. »Nur noch ein wenig Geduld, mein Schatz. Bald kannst du dich hinlegen.«
    Auch sie sehnte sich nach einem Bett. Immerhin hatte sie seit dem Morgen mit ihrem altersschwachen Auto von Quesnel bis hierher mehr als dreihundert Meilen zurückge-legt, davon die letzten siebzig bei heftigem Wind und Regen und miserabler Sicht.
    Das schlechte Wetter hatte die Fahrt auf den Whispering Mountain zu einem wahren Albtraum werden lassen, und Sarah war schweißgebadet hier in Morgan’s Hope ange-kommen.
    Bei dem Gedanken, dass womöglich alle Anstrengungen vergeblich gewesen waren und sie von ihrer knappen Bar-schaft kostbare Dollar umsonst für Benzin ausgegeben hatte, kamen ihr fast die Tränen.
    Sie drehte sich um und blickte verzagt in die pechschwarze Nacht hinaus. Der Wind hatte mittlerweile fast Sturmstärke erreicht. Plötzlich blitzte es am Himmel auf.
    Ein Gewitter hatte ihr gerade noch gefehlt! Einen flüchtigen Moment lang beleuchtete der zickzackförmige Blitz die breite Toreinfahrt, vor der ihr verrosteter blauer Kombi stand, und den dichten Wald ringsum.
    »Mom!« Vickys helle Kinderstimme klang aufgeregt.
    »Die Tür ist gar nicht abgeschlossen!«
    Sarah wirbelte herum. Sie sah, dass ihre Tochter die Tür einen Spaltbreit geöffnet hatte, und streckte den Arm aus, um sie zurückzuhalten. »Liebling, du kannst nicht einfach…«
    Zu spät. Schon hatte Vicky die Tür ganz aufgestoßen und marschierte ins Haus.
    Sarah zögerte, folgte schließlich nervös ihrer Tochter und zuckte erschrocken zusammen, als hinter ihr die Tür kra-chend zufiel.
    Im Schein der durch ein Oberlicht leuchtenden Außenlampe entdeckte Sarah an der Wand einen Schalter und drückte darauf.
    Als das Licht aufflammte, sah sie, dass Vicky bereits eine weitläufige und mit stilvollen Eichenmöbeln eingerichtete Halle durchquerte, von der aus eine elegant geschwungene Holztreppe nach oben führte. Entsetzt bemerkte Sarah die nassen Spuren, die ihre Tochter auf dem beigebraunen Berberteppich hinterließ.
    »Warte!« rief sie leise.
    »Ich suche nur die Küche, Mom!«
    Unschlüssig blieb Sarah stehen und warf einen Blick auf Jamie, der wieder an ihrer Schulter eingeschlafen war. Ihr war klar, dass sie sich durch ein lautes »Hallo?« hätte bemerkbar machen müssen, aber dann wäre ihr Sohn erneut wach geworden. Außerdem hatte sie vorhin lange genug gegen die Tür gehämmert, um selbst Tote zum Leben zu erwecken. Ganz offensichtlich war niemand da. Und irgendwie wirkte das Haus ja auch trotz der schicken Möbel seltsam unbewohnt.
    Mit der Kindern eigenen Lockerheit setzte Vicky sich auf den Teppich und zog die gelben Gummistiefel aus. Dann sprang sie auf, warf den nassen Regenmantel auf die Schuhe und steuerte zielstrebig auf einen schmalen Gang zu, der in den hinteren Teil des Hauses führte.
    Seufzend folgte Sarah ihrer Tochter. Victoria Jane Morgan war schon als Baby ungewöhnlich eigensinnig gewesen.
    Und das hatte sich bis heute nicht geändert. Wenn sie sich etwas in den Kopf setzte, konnte niemand sie davon ab-bringen.
    Im Vorbeigehen drückte Sarah auf einen weiteren Licht-schalter und bemerkte nun am Ende des Ganges eine offene Tür.
    »Ich habe die Küche gefunden, Mom!« verkündete Vicky stolz und hatte bereits das Licht angeknipst, als ihre Mutter sie einholte.
    Normalerweise wäre Sarah von einer solchen Küche entzückt gewesen, doch jetzt war sie zu erschöpft, um diesen Traum in Schwarz, Weiß und Chrom, der sich bestens als Titelbild für ein Einrichtungsmagazin geeignet hätte, angemessen zu

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