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Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Guten Tag, ich bin das Hausgespenst

Titel: Guten Tag, ich bin das Hausgespenst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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schöner“, stellte der Vater fest, „ich sehe schon: wenn nicht jede von euch ein eigenes Zimmer und einen eigenen Fernseher bekommt, ist der Familienfrieden nicht länger zu erhalten.“
    Monika legte sich den Zeigefinger an ihre Stupsnase. „Ich glaube, Vati, da hast du ein wahres Wort gesprochen... das mit dem eigenen Fernseher wäre natürlich übertrieben, aber... unsere Wohnung ist einfach zu klein.“ Sie wurde rot, als alle sie anstarrten. „Ist doch wahr“, verteidigte sie ihren Standpunkt. „Wenn Liane und ich ein eigenes Zimmer hätten, brauchten wir uns nicht dauernd zu krachen. Für Peter ist die Kammer auch zu eng. Wenn er ein größeres Zimmer hätte, könnte er bestimmt besser Ordnung halten, und Mutti brauchte sich nicht dauernd aufzuregen.“ Sie sah von einem zum anderen.
    Unerwartet erhielt sie Schützenhilfe von der Mutter. „Und wenn ich einen großen Raum zur Verfügung hätte“, sagte Frau Schmidt, „könnte ich endlich wieder töpfern! Es würde mir soviel Spaß machen, wieder in meinen alten Beruf zurückzukehren... und ich könnte damit Geld verdienen, Max!“
    „Ihr wollt wirklich hier weg?“ fragte der Vater überrumpelt. „Ja!“ antworteten ihm die anderen einträchtig im Chor.
    „Aber so eine große Wohnung, wie ihr sie euch vorstellt, kostet Geld... mehr Geld, als wir ausgeben können.“
    „Nicht, wenn wir aufs Land ziehen“, sagte seine Frau sanft. „Sieh mich nicht so an, du wolltest selber immer aufs Land... ein Haus mit Garten ist doch dein Traum. Dafür haben wir ja unseren Bausparvertrag!“
    „Der ist längst noch nicht fällig!“
    „Das weiß ich auch. Aber das ist doch kein Grund, uns hier zusammenzuquetschen. Was nutzt es uns, wenn wir erst bauen können, wenn die Kinder groß sind! Laß uns doch einfach etwas mieten.“
    „Ein Haus mit Garten, o ja!“ rief Monika begeistert und hopste auf ihrem Stuhl. „Möglichst noch mit einem Stall!“
    „Dann können wir uns Pferde halten!“ rief Liane — so verschieden die beiden Schwestern, waren, in ihrer Liebe zu Pferden waren sie sich ganz einig.
    „Am besten einen alten Bauernhof!“ meinte Peter. „So was muß zu kriegen sein. Wenn ein Bauer seinen Beruf aufgibt und in die Stadt zieht, kann er das Land leicht an einen größeren Bauern verkaufen... und das Haus bleibt dann übrig.“
    „Was du alles weißt“, staunte Monika.
    „Hab ich in der Zeitung gelesen.“
    „Zeitung!“ rief Monika. „Das ist das Stichwort! Stehen solche Sachen nicht immer in der Zeitung?“
    „Was habe ich doch für kluge Kinder“, stellte Herr Schmidt fest. „Her mit der Zeitung... sie liegt da drüben auf dem kleinen Tisch.“
    „Findet ihr nicht, daß wir erst abräumen sollten“, schlug seine Frau vor.
    „Gute Idee!“ Herr Schmidt stand auf und setzte sich die Brille auf die Nase. „Ihr räumt ab, und ich studiere den Immobilienmarkt.“
    „Den... was?“ fragte Monika.
    „Immobilien!“ wiederholte Liane betont. „Das sind Häuser und so etwas... es ist Latein und bedeutet in der Übersetzung: ,Unverrückbare’ im Gegensatz zu den Mobilien, den beweglichen Dingen.“
    „Ach so.“
    Die jungen Leute halfen der Mutter schwatzend und gut-gelaunt, den Tisch abzudecken, zu spülen und die Küche in Ordnung zu bringen, während der Vater es sich in seinem Sessel bequem machte und aufmerksam die Inserate las.
    Alle waren sich darin einig, daß es eine fabelhafte Idee sei, aufs Land zu ziehen. Nicht, daß es ihnen in München nicht mehr gefiel, aber es war nicht zu verleugnen, daß ihre schöne Wohnung in der Holbeinstraße wirklich zu klein geworden war. Dazu kam, daß die drei Geschwister, Monika, Liane und auch Peter, sich schon seit langem sehnlichst ein Haustier wünschten, einen Hund oder wenigstens eine Katze. Aber das duldete der Hausbesitzer nicht; er hatte seinen Willen im Mietvertrag ausdrücklich festgelegt. Außerdem fanden die Eltern, daß die Haltung eines Tieres im fünften Stock für die Menschen zumindest unbequem, für die Tiere aber noch schlimmer sei. Jetzt schien die Verwirklichung dieses Traumes plötzlich zum Greifen nahe.
    Die Mutter versuchte ihre Begeisterung ein wenig zu dämpfen. „Wird es euch nicht leid tun?“ fragte sie. „Wegen eurer Freunde und Freundinnen, meine ich.“
    „Ach was“, erwiderte Liane rasch, „die können uns doch auf dem Land besuchen!“
    „Wenn ich eine Couch in mein neues Zimmer kriege“, rief Monika, „dann kann Gaby sogar bei mir übernachten!

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