HABE MUTTER, BRAUCHE VATER - Mallery, S: HABE MUTTER, BRAUCHE VATER
helfen, damit sie Zoe behalten konnte. Walker hatte genug Geld, aber es wäre ihr unangenehm gewesen, ihm von Neil zu erzählen. Außerdem war sie skeptisch, ob es überhaupt irgendjemand für eine gute Idee halten würde, einem Drogensüchtigen Geld zu geben, damit er sich von seinem Kind fernhielt. Was war, wenn alle ihr rieten, Neil die Chance zu geben, ein guter Vater zu sein? Neil war ein begnadeter Blender. Er hatte langjährige Erfahrung darin, Menschen hinters Licht zu führen. Was war, wenn es ihm gelang, alle davon zu überzeugen, dass er eine Chance verdiente?
Sie bog in die Einfahrt ein und parkte den großen Geländewagen vor dem Haus. Walker trat heraus und kam ihr entgegen.
Es war schon fast dunkel. Obwohl sie nur seinen Schatten erkannte, fühlte sie sich sofort von ihm angezogen. Am liebsten wäre sie aus dem Auto direkt in seine Arme gesprungen. Am liebsten hätte sie ihm auf der Stelle alles erzählt, hätte sich von ihm umarmen, trösten und versichern lassen, dass alles wieder gut würde. Seit acht Jahren war sie immer nur auf sich selbst gestellt – nun hatte sie es langsam satt, mit allem allein zurechtkommen zu müssen.
„Wie war dein Tag? Schön?“, fragte er und öffnete die Heckklappe des Wagens. „Bringst du Millionen mit nach Hause?“
Sie zwang sich zu einem Lächeln. „Fast. Es war bis zum Schluss viel los. Ich habe fast alles verkauft.“
„Das freut mich. Bist du müde?“
Sie nickte. Entsetzlich müde sogar – doch die Gründe dafür konnte sie ihm nicht verraten. Sie konnte viel ertragen, aber Mitleid oder Vorwürfe von Walker hätte sie nicht ausgehalten. Sie wusste selbst, wie idiotisch es gewesen war, sich überhaupt auf Neil einzulassen. Und sie war eine Närrin, weil sie ihm immer noch Geld gab.
Er hob die wenigen Kisten mit Schmuck aus dem Auto, die übrig geblieben waren, und warf die Heckklappe zu. „Ich bringe die Tische morgen früh zurück.“
„Das brauchst du doch nicht. Ich wollte das morgen nach der Arbeit erledigen.“ Allerdings würde sie sich dafür wieder seinen Wagen ausleihen müssen.
„Es liegt auf meinem Weg zur Arbeit. Mach dir deswegen keine Gedanken.“
Da sie die Leihgebühr für die Tische bereits bezahlt hatte, würde es sicher kein Problem geben, wenn er sie zurückbrachte. „Okay, danke. Sie geben dir dann die Kaution zurück, die ich hinterlegt habe.“
Er folgte ihr in ihre Wohnung und stellte die Kisten über- und nebeneinander auf ihren kleinen Arbeitstisch.
„Wie ist es Zoe ergangen?“, fragte sie.
„Gut. Sie war pünktlich im Bett und ist sofort eingeschlafen. Wir waren im Einkaufszentrum, haben uns einen Film angesehen und sind nachher noch essen gegangen.“
Walker war Elissa nie wie jemand vorgekommen, der gern durch Einkaufszentren bummelte. „War es schrecklich für dich?“
„Ich hab’s überlebt.“
Sie betrachtete ihn mitleidig. „Warum nur werde ich den Verdacht nicht los, dass der Film für dich eine reine Qual war?“
„Wenigstens war er kurz.“
Sie standen neben der Couch im Wohnzimmer. Das letzte Mal, als sie beide hier allein gewesen waren, hatten sie miteinander geschlafen. Heute war alles anders. Sie waren nicht nur nicht allein – auch wenn Zoe tief und fest in ihrem Bettchen schlief –, sondern es kam Elissa fast so vor, als wäre sie gar nicht selbst bei dieser intimen Begegnung dabei gewesen.
Obwohl ihr Körper sich schrecklich nach ihm sehnte, sagte ihr Kopf ihr, dass es gefährlich wäre, eine engere – eine noch engere – Beziehung einzugehen. Nicht nur aus Selbstschutz, sondern weil Neils „Besuch“ alles verändert hatte. Wenn Walker über ihn Bescheid wüsste, würde er – typisch Mann – das Problem lösen wollen. Das würde nur Schwierigkeiten bedeuten.
Sie hatte keinen Zweifel, dass Walker in einem fairen Kampf auf sich selbst aufpassen konnte. Nur, Neil war nie fair. Nein, sie konnte Walker nicht von den Problemen mit ihrem Exfreund erzählen. Es gäbe nur Ärger.
Ehe sie darüber nachdenken konnte, wie sie ihn höflich bitten könnte, jetzt zu gehen, deutete er auf die Couch. Er wollte, dass sie sich setzten. Nach dem, was er alles für sie getan hatte, war sie ihm zumindest das schuldig.
Sie würde sich eine Weile mit ihm unterhalten und dann Müdigkeit vorschützen, damit er ging.
„Freut mich, dass du so viel Erfolg auf dem Markt hattest“, sagte er. „Heißt das, dass sie dich nächstes Jahr wieder einladen?“
„Ich hoffe es. Es hat mir gefallen, die
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