HABE MUTTER, BRAUCHE VATER - Mallery, S: HABE MUTTER, BRAUCHE VATER
gezwungen. Ich bin diejenige, die nicht vorsichtig genug war und die ihm keine Fragen gestellt hat. Also muss ich selbst die Verantwortung dafür übernehmen.“
„Dani, er hat dich reingelegt“, bemerkte Penny.
„Ich weiß, aber ich bin kein armes, hilfloses Frauchen, das sich von ihren großen Brüdern rächen lässt. Ryan bleibt. Ich stehe das durch.“
Walker freute sich über Danis Entschluss, Stärke zu zeigen. Dennoch spürte er immer noch große Lust, auf etwas – oder jemanden – einzudreschen.
„Wenn ich ihn nicht rauswerfe, wird er jeden Tag im Restaurant auftauchen. Damit musst du klarkommen. Schaffst du das?“
Sie straffte energisch die Schultern. „Ich werde es versuchen.“
Ursprünglich hatte es ganz einfach geklungen, dachte Walker am nächsten Tag, als er Mrs. Ford und ihrer Freundin nachwinkte. Die beiden alten Damen fuhren davon und ließen ihn allein – mit Zoe und den vielen Dingen, die schiefgehen konnten. Alles, was er zu tun hatte, war, ein paar Stunden auf die Kleine aufzupassen, bis Elissas Nachbarin von ihrem Seniorenpicknick am 1. Mai wieder zurückkam. Da nur Erwachsene teilnahmen, hatte Mrs. Ford Zoe nicht mitgenommen, und aus Gründen, die ihm immer noch nicht ganz klar waren, hatte er sich angeboten, bei Zoe zu bleiben.
„Gehirnschaden“, murmelte er, als er Elissas Wohnung betrat. „Muss wohl ein Schlag auf den Kopf gewesen sein, an den ich mich nicht erinnere.“
Vorhin hatte Zoe noch auf dem Boden gesessen und sich eine Kindersendung angesehen. Nun war der Fernseher ausgeschaltet, und das Kind hatte jede Menge Kleidungsstücke auf dem Sofa verteilt.
„Morgen ist mein erster Schultag“, sagte Zoe, und in ihrem kleinen Gesicht spiegelten sich sowohl Vorfreude als auch Angst. „Mommy und ich haben uns immer noch nicht entschieden, was ich anziehe.“ Sie griff nach einem T-Shirt, dessen Vorderseite ein Krönchen zierte. „Das ist schön.“
„Sehr hübsch“, sagte er und fragte sich, was um Himmels willen sie beide den ganzen Tag lang machen sollten. Mrs. Ford würde erst nach dem Abendessen wiederkommen. Und obwohl der Kunsthandwerksmarkt heute relativ früh zu Ende sein würde, erwartete er Elissa nicht vor achtzehn Uhr. Er könnte natürlich mit Zoe zum Markt fahren, aber damit ließen sich auch nur zwei Stunden rumkriegen. Außerdem musste die Kleine etwas essen. Er hatte angekündigt, mit ihr in ein Restaurant zu gehen, aber das bedeutete, dass er ihr gegenübersitzen und sich ein Gesprächsthema einfallen lassen musste. Und was war, wenn sie sich verschluckte oder etwas Ähnliches passierte?
Trotz der morgendlichen Hitze brach ihm bei dem Gedanken kalter Schweiß aus.
„Hast du gesehen, was Mommy mir gekauft hat?“, fragte Zoe plötzlich. Sie lief in die Küche und kam mit einer bunten Lunchbox zurück.
Sie öffnete sie und zeigte ihm das aufregende Innenleben der Box: Hier war der Platz für die Getränkeflasche, da ein Plastikbehälter für ein Sandwich und Obst, und dort war eine spezielle Folie, die alles schön kühl hielt.
„Es ist die tollste Lunchbox, die es gibt“, sagte sie andächtig, verschloss die Box wieder und streichelte zärtlich über den Deckel.
Er sah auf seine Armbanduhr. Großartig, zwei Minuten waren vergangen, vierhundertachtzig standen ihnen beiden noch bevor.
„Möchtest du ein bisschen Rad fahren?“, fragte er. Das würde sie zumindest ein wenig müde machen. Hielten Kinder in ihrem Alter ein Mittagsschläfchen?
„Okay.“
Doch statt hinaus in die Garage zu laufen, düste die Kleine den Flur hinunter und kehrte mit einer großen Flasche Sonnenmilch zurück. Sie drückte sie ihm in die Hand, blieb geduldig vor ihm stehen und wartete offensichtlich auf etwas.
„Richtig“, sagte Walker langsam. „Du möchtest natürlich keinen Sonnenbrand bekommen.“
„Mommy sagt, es ist wichtig, dass wir uns eincremen.“ Sie streckte ihm ein unglaublich dünnes Ärmchen entgegen.
Walker drückte etwas Sonnenmilch in seine linke Handfläche und verteilte die Lotion auf ihrer Haut. Er konnte ihren Oberarm mit Daumen und Zeigefinger umfangen, und ihm wurde bewusst, wie zerbrechlich jeder einzelne Knochen ihres Körpers war. Wenn sie jetzt noch so zart war, wie war es erst bei ihrer Geburt gewesen? Elissa musste entsetzliche Angst gehabt haben. Trotzdem hatte sie nicht gekniffen oder versucht, die Flucht zu ergreifen.
Im Gegensatz zu ihm.
Er schob die Geister der Vergangenheit entschlossen weg und cremte die Kleine fertig
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