HABE MUTTER, BRAUCHE VATER - Mallery, S: HABE MUTTER, BRAUCHE VATER
Mutter.
In diesen leise gesprochenen Worten schwang so viel Vertrauen mit, dass Walker sofort ruhig wurde. Er war rechtzeitig gekommen, und Neil war außer Gefecht – das reichte. Er ließ seinen Hals los.
„Hast du ein Seil oder etwas Ähnliches?“, fragte er.
Fünf Minuten später war Neil gefesselt und die Polizei mitsamt einem Rettungswagen unterwegs. Walker hatte Zoe und Elissa auf weitere Verletzungen untersucht. Die Kleine hatte Schläge in den Bauch und auf den Rücken und eine Schramme im Gesicht abbekommen. Elissa war geschlagen und getreten worden. Ihr Arm war tatsächlich gebrochen. Jetzt, da er wusste, was Neil getan hatte, hätte er diesem miesen Stück Scheiße am liebsten ein paarmal hintereinander den Hals umgedreht.
„Woher wusstest du, dass wir in Schwierigkeiten stecken?“, fragte Elissa, während sie sich etwas bequemer hinsetzte und sich das Gesicht mit einem feuchten Handtuch abwischte. „Ich dachte, er bringt …“
Sie sah ihre Tochter an und verstummte. Doch Walker wusste, was sie sagen wollte. Neil hätte sie möglicherweise beide umgebracht.
„Ich hatte so ein Gefühl“, sagte er. „Und als ich dich telefonisch nicht erreichen konnte, bin ich hergefahren.“
„Ich habe das Telefon läuten gehört, kurz nachdem er hier aufgetaucht ist“, sagte sie. Ihre Augen waren dunkel vor Schmerz und Entsetzen. „Ich dachte, dass du es vielleicht bist, aber ich konnte nicht abheben und dir sagen, was los ist. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn du nicht rechtzeitig gekommen wärst.“
Zoe sah ihre Mutter ängstlich an. „Wein doch nicht, Mommy. Walker hat uns doch gerettet.“ Dann schaute sie zu Neil, der gefesselt und stöhnend am Boden lag. „Der böse Mann kommt ins Gefängnis.“
Darum werde ich mich persönlich kümmern, dachte Walker. Koste es, was es wolle . Neil würde verschwinden. Aber nicht, bevor er dafür gesorgt hatte, dass er Elissa ein für alle Mal in Ruhe ließ.
Die nächsten Stunden vergingen wie im Flug. Die Polizei und die Rettungssanitäter trafen gleichzeitig ein. Während Elissa und Zoe untersucht und auf den Transport in ein nahe gelegenes Krankenhaus vorbereitet wurden, erklärte Walker den Polizisten, was passiert war. Der für den Einsatz verantwortliche Beamte nahm ihn beiseite.
„Sie hätten ihn umbringen können“, sagte er und behielt dabei Neil im Auge.
„Nein, das hätte ich nicht. Er ist der Vater der Kleinen. Ich bezweifle, dass sie jemals wieder etwas mit ihm zu tun haben will, aber ich wollte nicht, dass sie sieht, wie er stirbt. Nicht, wenn es durch meine Hand geschieht.“
„Ich verstehe, was Sie meinen“, sagte der Polizist. „Ich habe selbst Kinder. Wir reden im Krankenhaus weiter.“
Nachdem Walker einer geschockten Mrs. Ford, die eben vom Bridge nach Hause gekommen war, erklärt hatte, was passiert war, fuhr er ins Krankenhaus. Elissa und Zoe waren bereits in der Notaufnahme.
„Hey“, sagte er, als er in den Untersuchungsraum kam, in dem Elissa lag.
Sie war bleich und am Ende ihrer Kräfte. „Wo ist Zoe?“, fragte sie ihn. Sie hatte Mühe zu sprechen.
„Gleich nebenan.“
„Bitte bleib bei ihr. Ich muss vielleicht operiert werden, und sie braucht dich. Die Krankenschwester ruft meine Eltern an, aber du bist derjenige, zu dem sie Vertrauen hat.“ Sie versuchte zu lächeln. „Sogar als Neil uns in die Ecke gedrängt hat und mit dem Baseballschläger auf meinen Arm einschlug, hat sie noch gesagt, dass du kommen und uns helfen würdest.“ Nun liefen Elissa die Tränen über die Wangen. „Sie hat gesagt, du wärst der schöne Prinz und dass der Prinz immer im richtigen Augenblick auftaucht.“
Walker spürte einen Kloß im Hals. Er fluchte leise, nahm ihre Hand und küsste sie. „Ich bin kein Prinz.“
„Sag das meiner Tochter.“
Elissa war brutal zusammengeschlagen worden, doch ihre innere Stärke und ihr Mut waren ungebrochen. Er sah es an ihren Augen. „Aus dir wäre ein verdammt guter Soldat geworden“, sagte er.
„Ich fühle mich auch, als käme ich gerade aus einer Schlacht. Mir tut alles weh. Die Ärzte wollen mich noch auf innere Verletzungen untersuchen und mich röntgen, um zu sehen, wie schlimm es um den gebrochenen Arm steht.“
„Ich kümmere mich um alles“, sagte er. „Mach dir keine Sorgen, ich gehe nirgendwohin. Ich bleibe bei Zoe, passe auf Mrs. Ford auf und rufe deinen Chef an.“
„Die Arbeit“, flüsterte sie. „Ich habe die Arbeit vergessen.“
„Frank wird es
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