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Macabros 086: Die Horron-Barbaren

Macabros 086: Die Horron-Barbaren

Titel: Macabros 086: Die Horron-Barbaren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dan Shocker
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Sie befanden sich mitten in dieser Welt. Und doch konnte niemand
sie sehen. Dabei waren sie nicht unsichtbar.
    Sie waren jedoch so klein, daß selbst das modernste und
stärkste Elektronenmikroskop der Welt sie nicht wirkungsvoll zu
vergrößern vermochte.
    Sie waren winziger als ein Atom, denn das Atom selbst war die
Welt, in die ein unglaubliches und unvergleichliches Schicksal sie
verschlagen hatte…
    »Wir werden sterben«, sagte die Frau.
    Sie war dunkelhäutig, sehr schön, eine rassige
Brasilianerin mit Namen Carminia Brado. Es kam ihr vor, als
würde sie schon seit unendlicher Zeit in dieser Welt leben.
Dabei waren seit Beginn des unheimlichen Abenteuers, der Odyssee in
der Welt des Atoms, erst einige Wochen vergangen.
    Carminia wirkte sehr schwach. Das Reden fiel ihr schwer. Sie hatte
Hunger und Durst, und es war der Augenblick gekommen, in dem sie sich
fragte, ob ein schneller Tod nicht besser wäre. Auf Zoor, der
Welt des wahnwitzigen Nh’or. Thruu hatte ihr Ende kurz bevor
gestanden. Durch einen glücklichen Zufall waren sie dem
chaotischen Zusammenbruch entronnen. Sie waren auf einer Welt
angelangt, auf der die Seelen der grauen Riesen ihre ewige Heimstatt
fanden.
    Die Südamerikanerin hockte zusammengekauert in einer
düsteren Ecke und starrte mit großen, fiebrig
glänzenden Augen in die weite Halle, die sich vor ihr
auftat.
    Es war eine Höhle unterhalb der wie ein Sieb
durchlöcherten Oberfläche einer Welt, die den Namen Arnagk
trug. Das bedeutete soviel wie »Welt der toten Seelen«.
Diese Bezeichnung traf die Wirklichkeit genau.
    Hier gab es nichts mehr Lebendiges. Die Halle war ein
Seelenfriedhof, so phantastisch und unbeschreiblich, daß
Carminia sich manchmal fragte, ob sie das alles nicht bloß
träumte.
    So weit ihr Auge reichte, erblickte sie die hell schimmernden,
schwebenden Gestalten. Es sah so aus, als würden sie an
unsichtbaren Fäden hängen.
    Die Geist- oder Seelenkörper, wie sie sie für sich
bezeichneten, lagen waagrecht in der Luft. Und wie der Planet Saturn,
der von einem Ring, bestehend aus winzigsten,
staubpartikelgroßen Kristallen umkreist wurde, so wurden auch
die Seelenkörper jener umrundet, die hier in der Luft der
unterirdischen Halle lagen. Unendlich langsam und bedächtig war
die Bewegung der regenbogenfarbenen Gestalten, die menschliche Form
hatten, aber nur etwa so groß wie die Hand eines erwachsenen
Mannes waren.
    Die gleichen Geister, die eine bestimmte »altmodische«
Spezies der grauen Riesen im Leben begleitete und unterstützte,
hielten ihrem Schützling auch über den Tod hinaus die
Treue…
    Mehr als fünfzig Geistkörper schwebten schwerelos in der
Höhle, in der ein gespenstisches Licht herrschte, das
weißlich-grün war.
    Die Wände wirkten stumpf und porös.
    »Noch sind wir am Leben – und so, lange wir atmen
können, haben wir eine Chance…« klang die Stimme im
Schummerlicht hinter ihr. Dort befand sich ein zweiter Mensch, ein
Mann, der ganz in silberne Kleidung gehüllt war, die wie eine
zweite Haut anlag. Ein schmerzliches Lächeln stahl sich auf die
Lippen der schönen Frau.
    »Arson«, sagte sie, und es klang beinahe vorwurfsvoll.
»Ich weiß nicht, wieviel Stunden wir schon hier sind, ob
zwei oder drei Tage, wie die Zeit sich in der Welt des mikroskopisch
Kleinen überhaupt bemißt… aber die Kräfte lassen
nach. Wir haben nichts zu trinken, nichts zu essen… nach unserer
Ankunft auf dieser seltsamen Welt haben wir versucht, etwas zu
finden. Es gibt keine Früchte, keine Pflanzen, keine Tiere,
deren Fleisch wir essen könnten… wir werden verhungern und
verdursten… doch ist dieser Tod sicher angenehmer, als er durch
Nh’or Thruu, den Irren von Zoor gewesen wäre… Arnagk
ist eine Welt für die Toten, hier wächst und gedeiht
nichts. Nein, Arson… ich mache mir keine Illusionen mehr. Unser
Weg ist zu Ende…«
    Er legte seine Hand auf ihre Schulter und erhob sich. Man merkte
ihm die Schwäche an. Auch er war erschöpft und konnte sich
kaum noch auf den Beinen halten.
    »Unsere Kräfte, Carminia«, sagte Arson, der Mann
mit der Silberhaut, leise, »verbrauchen sich hier weniger
schnell, als dies anderswo der Fall wäre. Die Luft ist warm, wir
brauchen weniger Energie für unseren Stoffwechsel. Auf diese
Weise gewinnen wir Zeit…«
    »Zeit, Arson – für wen noch und wozu? Was
nützt es uns, ob wir noch einen oder zwei oder drei Tage
durchhalten?«
    Die Resignation hatte voll von der Brasilianerin Besitz
ergriffen.
    Sie versuchte sich

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