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Haben Sie das von Georgia gehoert

Haben Sie das von Georgia gehoert

Titel: Haben Sie das von Georgia gehoert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark Childress
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alle pinkeln gehen. Irgendjemand? Leakesville?«
    Little Mama sagte: »Ich wünschte, jemand würde mir sagen, wohin ihr mich bringt.«
    »Wir haben’s dir schon hundertmal gesagt«, antwortete Georgia. »Es ist sinnlos. Du vergisst es nur wieder.«
    Nathan hatte mehr Geduld mit ihr. »Wir fahren nach Na’walyins, Ol’ Mama.«

    »Ich bin nicht deine Mama«, sagte Little Mama. »Du bist schwarz wie ein Kohlenkasten.«
    Brother lachte sich kaputt, wenn sie so etwas sagte, und bald hatte er Nathan so weit, dass er mitlachte. So rotteten die beiden sich zusammen und machten sich über Mamas Sprüche lustig. Georgia verspürte das Bedürfnis, sie zu beschützen; ja, Mama war eine Rassistin, sie konnte nichts länger als zehn Sekunden behalten, stellte zwanzigmal dieselbe Frage und sah Nathan immer wieder zum ersten Mal, als wäre er auf magische Weise eben erst aufgetaucht. Aber für Georgia war sie deshalb ein trauriger Fall, und sie verdiente Mitgefühl. Sie war keine Witzfigur, über die ungezogene Jungen lachen durften.
    Georgia vermied es, auf Interstate Highways zu fahren, selbst wenn sie keinen flüchtigen Häftling im Auto hatte. Der Verkehr dort war zu rasant für ihren Geschmack, und man hatte nie das Gefühl, dass man irgendwo anders gewesen war als am Steuer des Wagens. Als sie Six Points hinter sich gelassen hatten, gab es keinen Grund zur Eile mehr. Den ganzen Tag lang kurvten sie durch die Gegend, durch Whatley und Grove Hill und Jackson und Chatham, hinüber nach Mississippi und nach Beulah, wo sie in einem altmodischen Dairy Queen Burger aßen.
    Georgia faltete die Straßenkarte neu. »Ich glaube, wenn wir hier auf der 57 nach McLain fahren und dann da runter, wo sie auf die 26 stößt, dann können wir über Wiggins und weiter nach Kiln fahren. So kommen wir auf den Highway 90, unten um Bay St. Louis rum. Und von da geht’s geradewegs nach New Orleans.«
    Immer wenn sie den Namen aussprach, überlief sie ein leichtes Kribbeln. Sie konnte nicht fassen, dass sie jetzt endlich
hinfuhr. All die Jahre hatte sie es tun wollen, und sie hatte die Stadt auf den Seiten der Zeitschriften besucht … aber heute Abend würde sie durch ihre realen Straßen gehen.
    Sie könnte sie alle zum Dinner bei Antoine’s einladen. Oder im Commander’s Palace. Im Galatoir’s. Sie hatte von den Menüs gelesen, die in diesen sagenhaften Lokalen serviert wurden. Erlesene Zubereitungen ohne Ende, mit Butter und Kräutern und Wein. Weiße Tischtücher. Elegante Kellner, New Orleanier in dritter Generation.
    Dass sie in einem Honda Civic mit ihrer Mutter, ihrem Bruder und ihrem Sohn anrollen würde, wenn sie das erste Mal nach New Orleans käme, hatte sie sich allerdings nicht vorgestellt. In ihrer Fantasie war sie immer am Arm Lon Chapmans oder irgendeines gut aussehenden Mannes die Royal Street entlangflaniert. Aber dazu war es nie gekommen.
    Sie dachte an all das, was sie in Six Points zurückgelassen hatte. Das Haus, diesen großen alten Kasten. Und so viel Kram. In den letzten Stunden war sie herumgegangen und hatte gelbe Klebezettel an die für den Möbelwagen bestimmten Sachen gepappt. Der Rest ging zur Umzugsfirma Charlie Ross nach Montgomery, wo ein halbjährlicher Lagerverkauf veranstaltet wurde.
    Shelley, die Maklerin, hatte Georgia gebeten zu warten, bis sie weg wären, damit Mama das ZU VERKAUFEN-Schild nicht sähe.
    Erstaunlich, wie schnell man sein Leben auflösen kann, wenn man nur richtig motiviert ist.
    Krystal rief aus Atlanta an. New Orleans habe sie schon immer mal sehen wollen, erklärte sie. Sie freue sich auf ihren ersten Besuch.

     
    Sie hatte bis Montag warten müssen, bevor die First National Bank öffnete. Dann teilte sie dem Mädchen mit, sie wolle jeden Cent abheben. Natürlich hatten sie nicht so viel Bargeld zur Hand, ohne den Tresor zu öffnen, und das konnten sie nicht, weil Lonnie Chapman sich krankgemeldet hatte. Was für eine Überraschung!
    Die Einzige, die eine solche Transaktion genehmigen konnte, war Carole Miller, die Vizepräsidentin. Sie kam kurz nach zehn hereinspaziert. Es war halb elf, als Georgia das Geld gezählt und in die dicke Reißverschlussbörse gestopft hatte.
    Danach verlief die Reise problemlos, abgesehen von dem ständigen Gemecker über das Radio im Honda, das zwei Wochen zuvor den Geist aufgegeben hatte. Man hätte glauben können, es sei eine grausame und unmenschliche Strafe für Nathan und Brother, der Stille oder einander zuzuhören.
    »Ich fasses nich«, sagte

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