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Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Titel: Hafen der Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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Wind war. »Du hast Geld aus meiner Brieftasche gestohlen.«
    »Ich habe doch gesagt, ich war völlig durcheinander, oder? Ich hab’ Panik geschoben und brauchte Geld. Ich zahl’s dir zurück. Hast du mit den Quinns, diesen Dreckskerlen, gesprochen?«
    »Ich hatte eine Besprechung mit der Familie Quinn, wie verabredet.« Sybill öffnete die verkrampfte Faust und sprach mit fester Stimme. »Ich hatte ihnen mein Wort gegeben, Gloria, dass wir beide mit ihnen über Seth sprechen.«
    »Ich aber nicht. Was haben sie gesagt? Was haben sie vor?«
    »Sie sagten, du hast als Prostituierte gearbeitet, Seth körperlich misshandelt und zugelassen, dass deine Kunden ihn sexuell belästigen.«
    »Lügner. Scheißlügner. Dieses Dreckspack will mir nur was anhängen. Sie …«
    »Sie sagten«, unterbrach Sybill sie und fuhr ungerührt fort, »du hast Professor Quinn beschuldigt, er habe dich vor etwa zwölf Jahren sexuell belästigt, und du hast behauptet, Seth sei sein Sohn. Du hast ihn erpresst, und du hast ihm Seth verkauft. Er hat mehr als einhundertfünfzigtausend Dollar an dich bezahlt.«
    »Alles Blödsinn.«
    »Nicht alles, nur ein Teil davon. Das, was du erzählt hast, kann als Blödsinn bezeichnet werden. Professor Quinn hat dich nicht angefasst, Gloria, nicht vor zwölf Jahren und nicht vor zwölf Monaten.«
    »Woher willst du das wissen? Wie, zum Teufel, willst du wissen, was …«
    »Mutter hat mir erzählt, dass Raymond Quinn dein Vater war.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen, dann waren Glorias fliegende Atemzüge zu hören. »Dann war er es mir schuldig. Er war es mir schuldig. Er, der große Collegeprofessor mit seinem langweiligen Spießerleben. Er schuldete mir eine ganze Menge. Es war seine Schuld. Es war alles seine Schuld. All die Jahre hat er sich nicht um mich gekümmert. Dieses Dreckspack hat er von der Straße aufgelesen, aber um mich hat er sich nicht gekümmert.«
    »Er wusste nicht, dass es dich gibt.«
    »Ich hab’s ihm doch gesagt, oder etwa nicht? Ich habe ihm gesagt, was er getan hat, ich habe ihm gesagt, wer ich bin und was er jetzt vorhat. Und was macht er? Er glotzt mich blöde an. Und will mit meiner Mutter sprechen. Er wollte mir keinen einzigen Scheißdollar geben, bevor er nicht mit meiner Mutter gesprochen hat.«
    »Also bist du zum Rektor gelaufen und hast behauptet, er habe dich sexuell belästigt.«
    »Und er hat eine Scheißangst bekommen. Der Spießerarsch.«
    Ich hatte Recht, dachte Sybill. Ihr Instinkt hatte Recht, als sie den kahlen Besucherraum in der Polizeistation betreten hatte. Diese Frau war eine Fremde. »Und als das nicht klappte, hast du Seth benutzt.«
    »Der Junge hat seine Augen. Das sieht doch jeder.« Durch den Hörer war ein ziehendes Geräusch zu hören, als Gloria an ihrer Zigarette zog. »Sobald er den Kleinen gesehen hat, hat er einen anderen Ton angeschlagen.«
    »Er gab dir Geld für Seth.«
    »Das war nicht genug. Er war mir eine Menge schuldig. Hör mal, Sybill …« Ihre Stimme veränderte sich, wurde brüchig, lamentierend. »Du hast ja keine Ahnung, wie das ist. Ich habe das Kind ganz allein großgezogen, seit dieses Schwein Jerry DeLauter mich sitzen gelassen hat. Niemand hat mir geholfen. Unsere reizende Mutter weigerte sich sogar, am Telefon mit mir zu sprechen, und dieser pedantische Kerl, den sie geheiratet hat und der sich mein Vater nannte, auch. Ich hätte das Kind weggeben können. Ich hätte ihn jederzeit weggeben können. Das Geld, das ich vom Sozialamt für ihn kriege, ist erbärmlich.«
    Sybill starrte aus der Balkontür über das Wasser. »Geht es denn immer nur um Geld?«
    »Du hast leicht reden, du schwimmst ja im Geld«, entgegnete Gloria schneidend. »Du hast nie Geldsorgen gehabt. Der perfekten Tochter ist immer alles in den Schoß gefallen. Jetzt bin ich mal dran.«
    »Ich hätte dir geholfen, Gloria. Ich habe es vor Jahren versucht, als du Seth nach New York gebracht hast.«
    »Ja, ja, ja, immer die gleiche Leier. Such dir einen Job, bring dein Leben in Ordnung, hör auf zu saufen, nimm keine Drogen. Scheiße, da mach ich nicht mit, kapiert? Hier geht es um mein Leben, Schwesterherz, nicht um
deines. Wenn ich so leben müsste wie du, wäre ich längst aus dem Fenster gesprungen. Und es ist mein Kind, nicht deines.«
    »Was ist heute für ein Tag, Gloria?«
    »Was? Wovon, zum Teufel, redest du?«
    »Heute ist der achtundzwanzigste September. Sagt dir das etwas?«
    »Was, zum Teufel, soll mir das sagen? Ein beschissen

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