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Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Hafen der Träume: Roman (German Edition)

Titel: Hafen der Träume: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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unverfängliches Gespräch war im Augenblick die einzige Möglichkeit, zwischen Sex und Empfindlichkeit eine Brücke zu schlagen.
    »Woher hast du diese Narben?«
    »Welche denn?« Er warf ihr die Frage über die Schulter zu, obgleich er wusste, wovon sie sprach. Alle Frauen erkundigten sich danach.
    »Die Narben an deiner Brust sehen aus wie Operationsnarben.«
    »Mmmm. Lange Geschichte.« Diesmal warf er ihr auch ein Lächeln über die Schulter zu. »Damit langweile ich dich heute Abend.«
    »Heute Abend?«
    Er liebte es, wenn ihre Brauen sich zusammenzogen und diese dünne, senkrechte Falte auf ihrer Stirn bildeten. »Wir haben eine Verabredung, weißt du noch?«
    »Aber ich … hm.«
    »Ich bringe dich ganz schön in Verwirrung, hab’ ich Recht?«
    Gereizt wischte sie sich die Strähne aus der Stirn, die ihr ständig in die Augen fiel. »Und das genießt du wohl?«
    »Liebes, ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr. Du versuchst, mich in eine Schublade zu zwängen, Sybill, und ich entwische dir. Du hältst mich für einen relativ einfach gestrickten, oberflächlichen Werbetypen, der alten Wein und kultivierte Frauen schätzt. Aber das ist nur ein Ausschnitt des Gesamtbildes.«
    Er steuerte in die Hafeneinfahrt, holte die Segel ein und ließ den Motor an. »Ich sehe auf den ersten Blick in dir eine wohlerzogene, hochgebildete Karrierefrau, die gerne Weißwein trinkt und die Männer nicht zu nahe an sich heranlässt. Auch das ist nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Gesamtbild.«
    Er drosselte den Motor und ließ das Boot sanft gegen die Gummireifen an der Mole stoßen. Beim Aussteigen zog er sie scherzhaft am Haar, ehe er die Leinen festmachte. »Ich glaube, wir werden uns beide sehr amüsieren, wenn wir den Rest der Bilder freilegen.«
    »Die Fortsetzung einer körperlichen Beziehung ist …«
    »… unausweichlich«, führte er den Satz für sie zu Ende und bot ihr die Hand. »Es wäre Zeit- und Energieverschwendung, uns darin etwas vorzumachen. Wir können ja vorläufig von einer grundsätzlichen Übereinstimmung unserer Chemie sprechen.« Sobald sie auf der Mole stand, zog er sie an sich und bekräftigte seinen Satz mit einem langen, innigen Kuss. »Auf mich trifft das wirklich zu.«
    »Deine Familie wird das nicht gutheißen.«
    »Und Familie ist dir sehr wichtig.«
    »Natürlich.«
    »Grundsätzlich setze ich mich auch nicht darüber hinweg. Normalerweise würde es niemand etwas angehen. Nur in diesem Fall ist es anders.« Und das belastete ihn mehr, als ihm lieb war. »Aber es ist meine Familie und meine Angelegenheit, nicht deine.«
    »Auch wenn es in deinen Ohren wie Heuchelei klingen mag, aber ich möchte nichts riskieren, was Seth verletzen oder beunruhigen könnte.«
    »Das will ich auch nicht. Andererseits lasse ich einen zehnjährigen Jungen nicht über mein Privatleben bestimmen. Entspann dich, Sybill.« Er strich ihr sanft über die Wange. »Es ist nicht so dramatisch wie bei den Montagues und den Capulets.«
    »Für einen romantischen Romeo halte ich dich auch nicht«, versetzte sie trocken. Er lachte und küsste sie wieder.
    »Das kommt vielleicht noch, Liebling. Wenn ich mich anstrenge. Du bist müde.« Sein Daumen fuhr sanft ihr Jochbein entlang. »Du hast sehr dünne Haut, man sieht
die Schatten unter deinen Augen. Ruh dich aus. Später lassen wir den Zimmerservice kommen.«
    »Wir …«
    »Ich bringe den Wein«, meinte er gut gelaunt und sprang ins Boot. »Ich habe eine Flasche Chateau Olivier, die ich unbedingt kosten will«, rief er, um den Lärm des Motors zu übertönen. »Du musst dich nicht fein machen«, fügte er augenzwinkernd hinzu und steuerte das Boot aufs offene Meer.
    Sie wusste nicht genau, was sie ihm am liebsten nachgerufen hätte, wenn sie auch den letzten Rest an Selbstbeherrschung hätte fahren lassen. Stattdessen stand sie ratlos auf der Mole, mit zerknittertem Designerkostüm, mit nassen, zerzausten Haaren, geknickter Würde und bebendem Herzen.
     
    Cam erkannte die Anzeichen. Eine Segelpartie an einem windigen Nachmittag war ein bewährtes Mittel, um einen Mann zu entspannen, seine Muskeln zu lockern, seinen Kopf frei zu machen. Aber Cam wusste auch, woher dieses träge, zufriedene Funkeln in den Augen eines Mannes rührte.
    Und dieses Funkeln bemerkte er in den Augen seines Bruders, als Phillip anlegte und ihm die Leinen zuwarf. Du Hurensohn, war sein erster Gedanke. Er zog die Heckleine straff und machte sie fest. »Du elender Hurensohn«, knurrte er.
    Phillip zog

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