Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
Vom Netzwerk:
wahrscheinlich an den Bettelstab bringen würden.
    »Na, haben Sie sich in letzer Zeit ’n paar anständige Hot-dogs gegönnt, Leggett?« fragte ich.
    Leggett war nicht nach Lachen zumute. »Sehen Sie zu, daß Sie herkommen, und zwar ein bißchen plötzlich, oder ich lasse Sie mit einem Streifenwagen holen.«

    Nachdem ich von einem wachhabenden Polizisten, der offenbar ein Kontingent bosnischer Serben erwartet hatte, nach allen Regeln der Kunst gefilzt worden war, nahm mich Dick Bray in seine Obhut, ein dummer, übellauniger Bulle der alten Schule, der erst zuschlug und dann Fragen stellte. Brays stachelbeerfarbenen Augen waren blutunterlaufen, und er sah aus, als ob er die halbe Nacht auf Sauftour gewesen sei.
    »Treiben Sie sich noch immer mit Schwuchteln rum?« fragte er, als wir allein im Aufzug waren.
    »Und ob. Und wie steht’s mit Ihnen, Sergeant, in letzter Zeit irgendwelche Schmiergelder gekriegt?«
    Brays wächsernes Gesicht verfärbte sich zu einem gefährlichen Dunkelrot, doch unsere Ankunft verhinderte einen Tobsuchtsanfall. Wir marschierten schweigend den Flur entlang und hielten vor einem kleinen, anonymen Büro ohne Fenster. Leggett machte sich nicht die Mühe aufzustehen, sondern zeigte bloß auf einen Stuhl.
    »Also, was hat das alles zu bedeuten?«
    Ich erzählte ihm, was ich wußte. Selwyns Verschwinden schien ihn nicht sonderlich zu interessieren, aber als ich ihm von den Umtrieben der Biker im Crash Through erzählte, spitzte er die Ohren.
    »Dann stehlen die Hunnen also Autos für das Crash Through?« sagte er. »Das taucht den Mord an Greely in ein völlig anderes Licht.«
    Ich konnte hören, wie Leggetts Hirn knirschend in die Gänge kam. Wenn Leo Mulcahy seinen Komplizen ermordet hatte, käme das der Polizei natürlich prächtig zupaß. Morde unter Kriminellen wurden als Nettogewinn für die Strafgerichtsbarkeit angesehen: Zwei für den Preis von einem. Und im Falle einer Verhaftung war es einfacher, schlechten Schauspielern Verbrechen in die Schuhe zu schieben, die sie nicht begangen hatten, als respektable Bürger zu verfolgen, die vielleicht Freunde in der Politik oder bei den Medien hatten. Kein Wunder, daß Leo Mulcahy die Fliege gemacht hatte. Die Ordnungshüter von New South Wales hatten schon bessere Männer als ihn in die Pfanne gehauen.
    »Was ist mit Selwyn?« fragte ich.
    »Mit wem?« sagte Bray.
    »Dem alten Kerl, der verschwunden ist. Es ist mir völlig schnuppe, wer Wally Greely umgenietet hat. Nach dem, was ich von ihm mitbekommen habe, ist sein Tod kein Verlust. Ich bin hier, weil ein steuerzahlender Bürger verschwunden ist und sich niemand ernstlich darum kümmert.«
    »Was ist denn, Fish, kriegen halbseidene Schnüffler dieser Tage keine Arbeit mehr?« höhnte Bray.
    Leggett warf ihm einen warnenden Blick zu: »Gehe ich richtig in der Annahme, daß Sie eine Vermißtenanzeige aufgegeben haben?«
    »Ja, darum hat sich eine Bekannte gekümmert.«
    »Und Sie arbeiten für diese Bekannte?«
    Es hatte ganz den Anschein. »Ja.«
    Leggett verzog sein Gesicht zu einem wölfischen Grinsen. »Tja, dann hat Ihre Klientin ja keinerlei Grund, sich zu sorgen, wie? Ein Fall, auf den die geballten Polizeikräfte von New South Wales und einer von Sydneys eminentesten Privatdetektiven angesetzt sind...«
    Bray kicherte. Das Gespräch war beendet. Als ich mich zum Gehen wandte, sagte Leggett: »Nun reichen Sie das Ding schon rüber.«
    »Was?« fragte ich.
    »Den Zettel, den Sie vor Dixons Zimmer gefunden haben.«
    Speckbacke hatte mich also verpfiffen. Ich brauchte keine zehn Sekunden, um mich dafür zu entscheiden, den Zettel nicht herauszurücken. Obwohl es mir schleierhaft war, was die Notiz darauf zu bedeuten hatte, würde er sich vielleicht noch einmal als wichtig erweisen. Es kam überhaupt nicht in Frage, daß ich der Polizei meinen einzigen Anhaltspunkt in den Rachen warf. Außerdem brauchte sie den Zettel, falls ich recht hatte und sie gar nicht beabsichtigte, Selwyn zu suchen, ja sowieso nicht.
    »Ich hab ihn nicht dabei«, log ich.
    Bray sprang auf und machte Anstalten, mich in den Clinch zu nehmen und abzutasten, aber das Räuspern aus Leggetts Kehle stoppte ihn auf halbem Weg. Dem war meine Aufsässigkeit gerade recht.
    »Sie werden unsere Lage sicher verstehen, Mr. Fish«, sagte er entschuldigend. »Die Polizei kann nicht durch die Gegend hetzen und Leute auf der Grundlage eines Stück Papiers belästigen, das Sie zwar gefunden haben wollen, aber nicht beibringen können.

Weitere Kostenlose Bücher