Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason

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als existiere sie nicht.
    Da ich mich mißverstanden fühlte, ging ich auf dem Heimweg in einen Pub, wo ich zwo, drei Bierchen kippte, im Fernsehen die Nachrichten guckte und mit ein paar Ortsansässigen den Sieg der Wallabies im World Cup diskutierte. Nachdem sie Rugby über Jahrzehnte hinweg als Zeitvertreib für Wichsbüchsen verhöhnt hatten, erinnerten sich alle diese übereifrigen Fans urplötzlich daran, wie sehr sie diesen Sport schon immer gemocht hatten. Es war eine wohltuende Abwechslung von dem Gejammere über die Wirtschaftslage. Die Römer hatten schon recht: Gebt ihnen Brot und Spiele.
    Gegen neun kam eine über schmerzende Beine und magere Trinkgelder klagende Tracy von der Arbeit aus dem bis spätabends geöffneten Friseursalon zurück, verputzte ein Abendessen, das sie sich in einem japanischen Takeaway-Restaurant besorgt hatte, und gesellte sich zu mir auf die Couch, wo ich mich hingelümmelt hatte und wie gebannt Die jungen Wilden verfolgte. War Marlon Brando jemals so jung? Oder so schlank? War ich’s?
    »Dieser Marlon Brando ist ja wirklich ’ne Wucht«, sagte Tracy. »Was ist eigentlich aus ihm geworden?«
    »Er hat die Kurve nicht gekriegt. Und Fett angesetzt. Was sich nach einer großartigen Idee anhört. Schnall dir deine Doc-Martens-Stiefel wieder an die Mauken, und ich geb dir unten im Cross ’n Schwung Eiscreme aus.«

7

    Am nächsten Tag kümmerte ich mich erneut um den Spirituosenladen und versuchte herauszufinden, wie Stan Milovanovic von seinen Angestellten über den Tisch gezogen wurde. Dazu beschattete ich als erstes den Lieferwagen. Obwohl der Kurier eine Fahrweise an den Tag legte, die einem einheimischen Taxikutscher alle Ehre gemacht hätte, ging alles so korrekt vonstatten, daß es schon langweilig war, bis er vor einem im Stil der Jahrhundertwende gebauten Haus in Haberfield hielt. Nachdem er geläutet hatte, kam eine Brünette in hautengen Jeans und einem rückenfreien Oberteil an die Tür, unterschrieb den Lieferschein, schaute sich verstohlen um und warf sich ihm dann in die Arme.
    Nun gibt es zwar kein Gesetz, das den Fahrern von Spirituosenläden verbietet, ein Liebesieben zu haben, doch dies war genau das Tüpfelchen auf dem i, nach dem ich gesucht hatte. Ich notierte mir die Adresse. Eine Überprüfung des Lieferzettels würde vielleicht etwas Verdächtiges ans Licht befördern. Der Rest unserer Fahrt durch die heißen, öden Vorstädte verlief ohne besondere Vorkommnisse.
    Luther Huck legte in etwa denselben Enthusiasmus an den Tag wie ein Kassierer in einer Bank, als ich ihn anrief und fragte, ob er Lust hätte, mich auf einer Kneipentour durch die Stammlokale der Biker zu begleiten, um Ausschau nach Leo Mulcahy zu halten.
    »Hab ich alles schon hinter mir, Alter«, sagte er.
    Die Angst ließ mich wie mit Engelszungen reden: Ich würde mich auf gar keinen Fall allein in irgendwelche Kaschemmen voller Halsabschneider wagen, um Fragen zu stellen. »Luther, ich war gestern im Präsidium und hab bei den Bullen vorgefühlt, und Selwyns Verschwinden ist ihnen schnurzfurzegal. Bloß weil er ’n Anwohner des Viertels hier war, sind sie bereit, ihn in den Wind zu schreiben. Also, ich bin’s nicht.«
    Luther seufzte. »Okay, aber wir nehmen mein Auto.«

    Bevor Luther mich abholte, stiefelte ich ins Cross hinauf, um nachzusehen, ob sich Leo unter den Bikern befand, die von den hellen Lichtern, dem geschäftigen Treiben und der Nähe von Typen angezogen wurden, die dämlich genug waren, für miese Drogen gutes Geld zu berappen.
    Vor einem Flippersalon und einer Frittenbude stand eine Gruppe von sechs oder sieben Bikern, die allmählich Moos ansetzten; sie quatschten miteinander und tranken Bier, während ihre Alten auf den Soziussitzen hockten und — durchaus mit Erfolg — versuchten, einen auf tough zu machen. Das Durchschnittsalter der Biker lag um die Vierzig: Sie würden bald motorisierte Rollstühle fahren. Man konnte massenhaft graue Pferdeschwänze und Zottelbärte sehen, und Bierbäuche quollen über Gürtel voller Metallbeschläge und speckschillernde Jeans. Ihren Lederjacken zufolge gehörten sie zum Bushwacker-Club. Sie nach den Hunnen zu fragen, wäre auf das gleiche hinausgelaufen, als hätte man die Polizei von Queensland nach dem Weg in ein Eingeborenenreservat gefragt.
    Dummerweise war es einer der Keulen aufgefallen, daß ich sie beluchste. »Hey, Tommo!« schrie sie. »Da treibt sich irgendso ne alte Stinkwanze rum. Is vielleicht ’n Polyp.«
    Sofort