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Hai Fisch Futter

Hai Fisch Futter

Titel: Hai Fisch Futter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Geason
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fragte sie schließlich, von meinem Schweigen geschafft.
    »Wie hoch würden Sie denn den Wert einschätzen?«
    »Na, auf fünfhundert Mäuse mindestens«, sagte sie unsicher.
    Da ich wußte, daß sie den Preis in die Höhe treiben würde, wenn ich nicht feilschte, sagte ich: »Das ist aber ’n bißchen arg heftig. Ich könnte Emmett immer wieder unauffällig folgen und Mulcahy auf diese Weise aufspüren, und es würde mich keinen lumpigen Cent kosten.« Bloß vier Tage Arbeit, aber das wußte sie nicht.
    »Dann eben zweihundertfünfzig«, erwiderte sie, und ich stimmte zu. Nach zwei gescheiterten Ehen hatte Emmetts Exfrau keinen Anlaß, Männern zu trauen, und so bestand sie darauf, daß ich mich mit ihr träfe: Sie hatte nicht die Absicht, die Adresse herauszurücken, bevor ich die vereinbarte Summe hingeblättert hatte.
    »Warum versteckt sich Mulcahy eigentlich?« fragte ich.
    »Er hat Schiß. Er will nicht für etwas verknackt werden, das er gar nicht getan hat.«
    Das war vielleicht der Durchbruch, den ich brauchte. »Okay, wo und wann?«
    »Kennen Sie die Parkanlage in Kurnell, wo das Captain-Cook-Denkmal steht?«
    Ich war mir ziemlich sicher, daß ich das tat. »Yeah.«
    »Seien Sie morgen früh um zehn an der Statue.«
    »Mensch, das ist aber ’ne ziemliche Ecke von hier; ich muß ja bis halb in das verdammte Wollongong. Warum können Sie nicht in die Stadt kommen?«
    »Das würd mein Auto nicht durchhalten«, sagte sie. »Und außerdem — Sie kaufen, und ich verkaufe. Die Regeln mach immer noch ich.«

    Ich startete gegen neun in Richtung Kurnell, zur Abwechslung einmal gegen den Verkehr. Der lädierte Valiant war in einer Werkstatt, an die mich der Pornohändler Bernie Coogan empfohlen hatte; ich hatte seinen angeblich entführten Sohn in einem anderen Fall für ihn ausfindig gemacht. Coogan, ein zwielichtiger Charakter mit einer beruflichen Laufbahn, die mit Abschleppwagen begonnen hatte, forderte für mich einen Gefallen ein und erhielt das Versprechen, daß mein Auto binnen eines Tages zurück wäre. In der Zwischenzeit fuhr ich eine anonyme japanische Kiste neuerer Bauart, die mir Bernies Kumpel widerstrebend geliehen hatte. Ich kam mir darin wie ein Sonntagsfahrer vor.
    Da ich ziemlich gut in der Zeit war, machte ich einen Umweg und fuhr über Cronulla ans Meer, wo ich bei offenem Fenster im Auto sitzenblieb und etwas Ozon inhalierte. In Darlinghurst bekommt man nicht viel davon. Unten am Strand blies ein heftiger Wind, und es herrschte eine stürmische Brandung. Die ernsthaften Surfer waren bereits draußen und warteten am letzten Dünungskamm auf eine große Welle — Haifischfutter hatten wir sie in den alten Tagen genannt, als bei den meisten Wellenreitern noch Bodysurfing angesagt war. Ich weiß, wovon ich spreche: Ich war in meiner — größtenteils vergeudeten — Jugend einer davon. Wenn ein Hai auftauchte, betete man um eine große Welle, die einen an den Strand tragen würde. Hin und wieder gewann der Hai. Und jetzt verdiente ich mir meinen Lebensunterhalt damit, den Haiköder zu spielen.
    Gegen zehn vor zehn machte ich mich wieder auf den Weg, passierte North Cronulla und zuckelte an den riesigen Dünen, stinkenden Mangrovensümpfen und vergammelten, tiefgelegenen Hütten von Kurnell vorbei in das Schutzgebiet. Hier ging Captain Cook im Jahre 1770 an Land, bevor er nach Norden weitersegelte und mit seinem Schiff auf ein Riff auflief.
    Ich war gerade dabei, die Inschrift auf dem Denkmal des Entdeckers zu lesen, als Linda und jemand, der Glenda sein mußte, in einem ramponierten Kingswood angefahren kamen. Linda war Anfang dreißig und quoll, da sie ungefähr zehn Kilo zuviel auf die Waage brachte, aus pinken Leggings und einem großen Oberteil. Ihr strähniges, blondes Haar begann an den Wurzeln nachzudunkeln, und ihr Gesicht war etwas aufgedunsen, aber es ließ sich nicht übersehen, daß sie einmal eine Schönheit gewesen war. Ich werde nie verstehen, wie eine von der Natur so stiefmütterlich behandelte Marginalexistenz wie Emmett einen solchen Fang an Land ziehen konnte, aber einige Frauen können dreckigen weißen Jungs einfach nicht widerstehen. Vielleicht hatte er sie sich auf dem Schulhof gekrallt, und sie hatte das Wummern der Harley zwischen ihren Schenkeln irrtümlich für Liebe gehalten. Wer weiß das schon? Ich bin mir sicher, daß irgendein Soziologe eine Studie darüber geschrieben hat.
    Glenda wäre trotz ihrer circa vierzehn Jahre auch für achtundzwanzig durchgegangen;

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