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Halloween

Halloween

Titel: Halloween Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stewart O'Nan
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(Danielle sitzt direkt neben ihm auf dem leeren Beifahrersitz und sagt ihm, dass er nicht blöd sein soll. Wir waren beunruhigt wegen dem echten Kyle, aber er ist weg, verschwunden wie der lebende Kyle, seine Mission erfüllt.)
    Tim geht seine Möglichkeiten durch, obwohl es schon zu spät ist. Die Kräfte um ihn herum sind stärker, als er begreifen kann. Ihm fällt kein Gegengrund ein. Wenn sie ihn schnappen, sperrensie ihn weg; seine Eltern werden ihn besuchen und bei ihm sitzen. Sie werden mit den Ärzten sprechen müssen. Er hat im Leben schon genug Fragen beantwortet. Wie geht es dir?, hat seine Mom das ganze Jahr durch immer wieder gefragt. Alles okay?
    If I’m on my knees I’m/begging now. If I’m on my knees, groping in the dark.
    Wie einfach es ist, den Jeep für sich sprechen zu lassen, wie unglaublich kompliziert eine Antwort.
    Er erinnert sich daran, wie es mit uns war. Es scheint schon so lange her zu sein, diese letzten Augenblicke, seine Nase in Danielles Haar, wie er Toe gesagt hat, dass er langsamer fahren soll. Unsere größte Angst war, dass wir Ärger kriegen würden, dass man unsere Eltern anrufen würde, damit sie uns abholten. Das hier ist anders.
    Country Club Road, letzte Chance, es sich nochmal zu überlegen. Er blickt in den Spiegel und sieht Brooks, der schnell aufholt, und jemanden hinter ihm, noch einen Polizisten, den Typen mit dem Blaulicht. Tim bremst nicht vor der Kreuzung, fährt direkt am Pförtnerhaus vorbei auf die Säulen zu.
    Natalie ist zu Ende. Ein neuer Song beginnt, Billy and the Smashing Pumpkins, das simple Geklimper am Anfang und dann die wuchtigen Akkorde, die bombastischen Jahrmarktsklänge der Gitarren, bevor er mitsingen kann:
To-day is the greatest/day I’ve ever known. Can’t live for tomorrow, tomorrow’s much too long. I’ll burn my eyes out, before I get out.
Wenigstens etwas von dem Plan klappt. Der Triumph gibt ihm Kraft, und er geht schneller in die Kurven. Es ist 23 : 57 Uhr, und das ist sein Song.
     
    In der vorderen Ecke des Dunkin’-Donuts-Parkplatzes gibt es ein Münztelefon. Kyle nimmt die Vierteldollarmünze, die Tim ihm gegeben hat (ein Talisman, der, im Gegensatz zu uns, den Unfall überlebt hat), und steckt sie beim ersten Versuch in den richtigen Schlitz. Er bückt sich, um die Zahlen zu lesen, und drückt dann,schnell und Kyle-untypisch, bloß drei Ziffern. Er richtet sich mit dem Hörer auf, einen Finger im Ohr, und beobachtet gelassen, wie ein Wagen den Berg an der Autowaschanlage runterkommt, doch als sich jemand meldet, wendet er sich ab.
    «Hey», sagt er, «ja», und seine Stimme klingt nach dem Kyle, den wir kannten. «Ich möchte einen Unfall melden.»
    Als er fertig ist, überquert er die 44, geht durch die Grünanlage von McDonald’s direkt zum Autoschalter und sucht auf der Straße nach Kleingeld.
     
    Weiter, weiter, die Kurven schneiden, dass es ihn fast von der Straße trägt, um Tims Rücklichter im Auge zu behalten. Brooks muss ihn kriegen; er fährt zu schnell. Er wünscht, der Tahoe wäre nicht hinter ihm, als wäre der das Problem, als würden das Blaulicht und die Sirene ihn ablenken, sich in sein Hirn graben. Er kann nicht riskieren, das Funkgerät einzuschalten; er muss die Hände frei haben zum Fahren. Die Straße taucht zwischen die Böschungen, Nebelschwaden fliegen ihm aus der Nacht entgegen und machen ihn blind.
    Brooks hat den schnelleren Wagen, ist der bessere Fahrer. Mit jeder Kurve kommt er dem Jeep näher, mit jeder Kurve wächst seine Überzeugung, dass er ihn überholen kann – gefährlich bei diesem Tempo. Es ist genau dasselbe wie letztes Mal, als wäre er in dieselbe Falle getappt. Der Bericht auf dem Beifahrersitz erzählt eine andere Geschichte, seine Geschwindigkeit und sein Abstand angemessen, aber in Wirklichkeit hat es sich so abgespielt. Als wir zur letzten Steigung kamen, saß er Toe direkt im Nacken.
( «Fahr langsamer!»,
brüllte Tim von hinten.) Als Brooks sah, wie unsere Rücklichter aufleuchteten, war er so überrascht, dass er in Panik geriet, dass er fester aufs Gaspedal trat, statt zu bremsen, und uns hinten drauffuhr.
    Er erinnert sich, wie der Camry ins Schwanken geriet, wie er seitlich über die Anhöhe von der Straße schoss und durch dieLuft flog. Bei der reinen Geschwindigkeit, mit der wir gegen den Baum stießen, dem genauen Aufprallwinkel ist der Bericht exakt, aber es ist zu spät, um die Lügen zu tilgen. Avon ist eine Kleinstadt, und Gerüchte werden zu Wahrheiten.

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