Halo 02 - Die Invasion
„Also hoffen wir, dass McKay es schafft. In der Zwischenzeit gibt es noch ein paar Dinge, über die wir nachdenken müssen.“
Silva fand die lässige, fast beiläufige Art, mit der Keyes wieder das Kommando übernommen hatte, ein wenig irritierend, obwohl er wusste, dass es die Pflicht des Offiziers war, in die Verantwortung zu treten. Es gab eine klar definierte Befehlshierarchie, und nun, da Keyes wieder frei war, hatte der Navy-Offizier das Kommando. Der Marine konnte nichts anderes tun, als interessiert auszusehen – und zu hoffen, dass sein Vorgesetzter zumindest ein paar gute Ideen haben würde.
„Ja, Sir. Worum geht es?“
Und so sprach Keyes, und Silva hörte zu, während der Captain die Informationen darlegte, an die er in seiner Gefangenschaft gelangt war. „Im Kern geht es um die Technologie der Allianz. Obwohl es so aussieht , als befände sie sich auf einem hohen Niveau, stammen die meisten Mittel – wenn nicht sogar alle – offenbar von jenen Wesen, die die Allianz als die ‚Vorläufer‘ bezeichnet, ein uraltes Volk, das auf Dutzenden von Planeten Ruinen hinterlassen hat und scheinbar auch Halo erbaute. Alles, was die Außerirdischen besitzen, haben sie dem Erbe dieses Volkes entnommen.
Auf lange Sicht könnte der Umstand, dass die Allianz nicht innovativ ist und keine eigenen Technologien entwickelt, zu ihrem Untergang führen. Im Augenblick jedoch können wir diese Schwäche noch nicht zu unserem Vorteil nutzen und müssen zunächst versuchen, hier zu überleben. Wenn Halo eine Waffe ist, und wenn diese Welt die Kapazitäten besitzt, um die gesamte Menschheit vernichten zu können, wie die Außerirdischen zu glauben scheinen, dann müssen wir eine Möglichkeit finden, diese Waffe zu neutralisieren – oder sie vielleicht sogar gegen die Allianz zu wenden.
Darum habe ich Cortana und dem Master-Chief befohlen, nach dem so genannten ‚Kontrollraum‘ zu suchen, von dem die Außerirdischen gesprochen haben. Vielleicht finden wir so einen Weg, den Plan der Allianz zu verhindern.“
Silva legte seine Unterarme auf die Mauer des Wehrganges und blickte hinaus auf die Ebene. Wenn man wusste, wo man hinzusehen hatte, und zudem noch gute Augen besaß, konnte man den von Explosionen zernarbten Bereich erkennen, wo die Ghosts angegriffen hatten. Die Helljumper hatten ihn gehalten, und einige seiner Marines lagen dort begraben.
„Ich sehe, was Sie meinen, Sir. Darf ich offen sprechen?“
Keyes blickte Silva an, dann wandte er seine Augen wieder der Ebene zu. „Natürlich. Sie sind hier der stellvertretende Kommandant. Offensichtlich kennen Sie sich in Bodenkämpfen besser aus als ich. Wenn Sie Ideen haben, Vorschläge oder Sorgen, will ich es hören.“
Silva nickte respektvoll. „Danke, Sir. Meine Frage hat mit dem Spartaner zu tun. Wie alle anderen habe ich den größten Respekt vor der Arbeit, die er geleistet hat. Aber ist er die richtige Person für die Mission, die Ihnen vorschwebt? Und wenn man genauer darüber nachdenkt: Kann überhaupt eine einzelne Person für diese Art von Operation geeignet sein? Ich weiß, dass der Master-Chief eine optimierte Physis besitzt“, fuhr Silva fort, „gar nicht zu reden von den Vorteilen, die seine Rüstung ihm bietet, aber sehen Sie sich um. Diese Basis, diese Verteidigungsanlagen – das ist das Werk normaler Menschen. Das Spartaner-Programm war ein Fehler, Captain, und die Tatsache, dass der Chief als Einziger noch am Leben ist, beweist das. Also warum legen Sie Ihre Mission nicht in die Hände von ein paar wahren, waschechten Marines und lassen Sie für ihren Sold auch mal was tun? Danke, dass ich das zur Sprache bringen durfte.“
Keyes war schon lange in der Navy. Er wusste, dass Silva ehrgeizig war, nicht nur was sich selbst anging, sondern auch den ODST-Zweig des Marine-Korps betreffend. Er wusste auch, dass Silva tapfer war, dass er es gut meinte und dass er in diesem Fall vollkommen Unrecht hatte. Aber wie sollte er ihm das sagen? Er brauchte Silvas unbedingte Unterstützung, wenn auch nur irgendeiner von ihnen lebend aus diesem Schlamassel herauskommen sollte.
Der Captain dachte über Silvas Worte nach, dann nickte er. „Sie haben ein paar gute Argumente vorgebracht. Was Sie und Ihre ‚waschechten Marines‘ hier auf diesem Berg geschafft haben, grenzt an ein Wunder.
Doch ich kann Ihnen bei Ihren Schlussfolgerungen bezüglich des Chiefs und des Spartaner-Programms nicht zustimmen. Zunächst einmal muss man verstehen, dass das, was
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