Halo 02 - Die Invasion
meisten Chemikalien hatte man bereits aus seinem System gespült.
„Er ist jetzt in der REM-Phase, Chief“, rief Sam, „seine Gehirnwellenaktivität zeigt an, dass er träumt. Das bedeutet, dass er fast wach ist. Sollte nicht mehr lange dauern.“
„Gut“, antwortete Shephard. „Beobachte die Neuro-Anzeigen. Wir müssen auf mögliche Rückkoppelungseffekte achten.“
„Verstanden.“
Auf dem Sicherheitsterminal erstrahlte ein rotes Licht. Eine Reihe von Buchstaben erschien auf dem Bildschirm:
> ERWECKUNGSSEQUENZ BEREIT. SICHERHEITSSCHLÜSSEL [PRIORITÄT ALPHA] AKTIVIERT.
> x-CORTANA.1.0—KRYOLAGER.23.4.7
„Was zum Teufel …?“, murmelte Sam. Er aktivierte erneut das Intercom. „Thom? Irgendwas Seltsames geht hier vor … eine Art von Sicherheitscode, der von der Brücke kommt.“
„Verstanden.“ Es rauschte kurz, als Shephard die Bordzentrale zuschaltete. „Kryo Zwei an Brücke!“
„Ich höre, Kryo Zwei“, antwortete eine weibliche Stimme, die mit den klassischen Schwankungen synthetischer Sprache angereichert war.
„Wir könnten jetzt das Siegel bei unserem … Gast öffnen, Cortana“, erklärte Shephard. „Wir brauchen …“
„… den Code“, beendete die KI den Satz. „Übertragung läuft. Brücke Ende.“
Unmittelbar danach erschien eine neue Textzeile auf dem Sicherheitsschirm:
> ENTSCHLÜSSELE DEN GEHEIMEN SARG.
Sam bestätigte den Befehl, der Sicherheitshinweis verschwand und an seiner Stelle erschien eine Uhr, die den Countdown bis zum Ablauf der Erweckungssequenz anzeigte.
Der Soldat erwachte. Seine Atmung wurde schneller, ebenso sein Herzschlag, bis sich beides normalisierte. Das ist er also , dachte Sam, ein echter Spartaner . Nicht nur irgendein Spartaner, sondern möglicherweise der letzte. In der Gerüchteküche an Bord hieß es, die anderen seien auf Reach ums Leben gekommen.
Sam wusste ebenso wie die anderen Techniker von dem Programm, obwohl er nie zuvor einen echten Spartaner gesehen hatte. Um den stark ansteigenden Unruhen innerhalb der Zivilbevölkerung entgegen zu wirken, hatte die koloniale Militärverwaltung 2491 heimlich das ORION-Projekt in Auftrag gegeben. Im Zuge dieses Programms sollten Supersoldaten, die den Codenamen „Spartaner“ trugen, ausgebildet und körperlich verändert werden.
Dieser erste Versuch war erfolgreich verlaufen, und so wurde 2517 eine neue Gruppe Spartaner, die Serie II ausgebildet, um als Supersoldaten der nächsten Generation zu dienen. Das Projekt sollte eigentlich geheim bleiben, aber der Krieg gegen die Allianz änderte vieles.
Jeder wusste, dass die menschliche Rasse kurz vor der Niederlage stand. Die Schiffe der Allianz und ihre Technologie waren einfach zu fortschrittlich. Menschliche Streitkräfte konnten sich zwar in Bodengefechten behaupten, aber die Allianz zog sich in diesen Fällen einfach zurück und verglaste den Planeten aus dem Orbit heraus mit ihren Plasmawaffen.
Die Lage wurde immer ernster, und die Admiralität sah sich plötzlich einen Zweifrontenkrieg gegenüber. Den einen kämpfte man gegen die Allianz im All, den anderen gegen die zerfallende menschliche Gesellschaft auf den Planeten. Die Öffentlichkeit und das Militär brauchten dringend gute Neuigkeiten, also enthüllte man die Existenz des Projekts SPARTANER-II.
Jetzt gab es endlich Helden, hinter denen man stehen konnte, Männer und Frauen, die den Krieg zum Feind getragen und einige entscheidende Schlachten gewonnen hatten. Selbst die Allianz schien die Spartaner zu fürchten.
Doch bis auf einen waren alle verschwunden, waren gefallen, um die menschliche Rasse vor der Allianz und der Gefahr der Ausrottung zu schützen. Sam betrachtete den Soldaten, der vor ihm lag, beinahe ehrfurchtsvoll. Dies war ein Moment, von dem er noch seinen Kindern erzählen würde, sollte er das Glück haben, zu überleben.
Allerdings hatte er immer noch Angst. Wenn die Gerüchte stimmten, dann war der Mann, der langsam das Bewusstsein wiedererlangte, beinahe so fremd, mit Sicherheit aber so gefährlich wie die Allianz.
Er schwebte im Niemandsland, irgendwo zwischen Kryo und Erwachen, als der Traum begann.
Es war ein vertrauter Traum und einer, der nichts mit Krieg zu tun hatte. Er war auf Eridanus II, der Kolonialwelt, auf der er geboren und die längst von der Allianz zerstört worden war. Er hörte Gelächter um sich herum.
Eine weibliche Stimme rief seinen Namen – John. Einen Moment später wurde er von Armen gehalten, die nach Seife rochen. Die Frau
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