Halt den Mund hoer auf zu heulen und mach Deinen Job
Wir belohnen die, die die Mittagspause auslassen. Und all das wegen vorbildlicher Leistung. Ich halte davon gar nichts. Wenn eine Mitarbeiterin mit der ihr vorgegebenen Arbeitszeit nicht hinkommt, heißt das wahrscheinlich nur, dass sie herumtrödelt, anstatt systematisch und konzentriert zu arbeiten. Merken Sie sich: Es geht nicht darum, möglichst lange am Arbeitsplatz zu sein, sondern darum, in seiner Arbeitszeit möglichst effektiv zu sein.
Habe ich damit gemeint, dass Sie nie früher kommen, länger bleiben oder die Mittagspause auslassen sollen? Natürlich nicht. Manchmal muss man eben alles Menschenmögliche tun, um seine Arbeit zu schaffen. Aber normalerweise bewältigen Sie Ihre Arbeit auch in der Zeit, für die Sie bezahlt werden. Belohnen Sie niemals einen Workaholic, weil er ein Workaholic ist. Das ist nicht gesund, und es ist das falsche Signal – für den Workaholic wie für seine Kollegen.
Wir tolerieren schlechte Leistung
Für einen Abteilungsleiter ist es in jedem Fall bequemer, wegzusehen und ein Problem zu ignorieren, als sich die Zeit zu nehmen, es zu lösen. Da wird ein großes Tamtam gemacht, wenn jemand ein paar Minuten zu spät kommt. Dabei ist es gar nicht immer wert, das aufzuschreiben oder denjenigen gleich zu ermahnen. Warum wird jemand ermahnt? Weil er zu spät kommt. Er wird dafür bezahlt, dass er pünktlich ist – und nicht zu spät kommt. Der Rest ist anscheinend egal.
Kapiert es endlich, Ihr Herren Abteilungsleiter: Wenn Ihr schlechte Leistung toleriert oder die Dinge schleifen lasst, seid Ihr nicht weniger schuldig als der schlampige Mitarbeiter. Es gibt eine Mitschuld durch gemeinsames Wegsehen, durch Tolerieren. Und Euer Chef sollte Euch dafür bestrafen. Wenn er das nicht tut, macht auch er sich schuldig. Die Anklage lautet auf Mitwisserschaft und Mittäterschaft bei schlechter Arbeitsleistung.
Wir bringen den Leuten nicht bei, wie man ordentlich arbeitet
Oft verbringt man in der Firma mehr Zeit damit, einen armen kleinen Angestellten für einen Fehler zu tadeln und abzumahnen, als damit, ihm zu zeigen, wie man es richtig macht. Die meisten Betriebe haben kein Budget für Schulung und Fortbildung, sie nehmen sich keine Zeit dafür, und die einzige Schulung besteht in dem Satz: „Das ist Ihre Arbeit, erledigen Sie sie.”
Wir versäumen es, eine förderliche Arbeitsumgebung zu schaffen
Viele Büros sind vollgestopft und unordentlich. Die Ein- und Ausgänge sind verqualmte Löcher. Freitags laufen die Leute wie Penner angezogen herum, „weil ja schon Freitag ist”. Im Pausenraum liegt tagealter Kuchen, der vom letzten Geburtstag übrig geblieben ist. Die Leute essen an ihren Schreibtischen.
Büros sehen nicht mehr so aus, als würde hier noch viel gearbeitet. Manche Arbeitsplätze sehen eher wie Partykeller am Morgen danach aus.
Die Erwartungen sind niedrig; die Standards noch niedriger
Eine Freundin von mir leitet die Schuhabteilung eines großen Kaufhauses. Sie hat mir neulich erzählt, ihre wichtigste Aufgabe sei es, dafür zu sorgen, dass die Leute auch tatsächlich am Arbeitsplatz erscheinen – und wenn sie kommen, sei sie so froh darüber, dass da ein paar Menschen im Laden stehen, dass sie über deren Leistung meist kein Wort verliere. Sie erzählte mir sogar, einer ihrer Mitarbeiter sei an seinem zweiten Arbeitstag nach der Mittagspause gar nicht mehr aufgetaucht. Drei Tage später sei er dann pünktlich zum Dienst erschienen und habe sich gewundert, dass er inzwischen gefeuert worden war.
Wenn Mitarbeiter keine ordentliche Leistung bringen, dann liegt es oft daran, dass man keine von ihnen erwartet. Die Abteilungsleiter sind froh, dass sie überhaupt zum Dienst kommen. Da zählen solche ‚Kleinigkeiten’ wie der Umgang mit den Kunden, die Verkaufsleistung, die Zusammenarbeit mit Kollegen und die gute Kenntnis des Warenangebots des Hauses kaum noch.
Die Standards der Mitarbeiter sind niedriger als die Erwartungen an sie. Wer nicht viel erwartet, bekommt auch nicht viel. Wenn man über längere Zeit nicht viel bekommt, sinken auch die Leistungsstandards.
Sicher haben auch Sie schon mal ein Lieblingsrestaurant gehabt, in das Sie am liebsten gehen. Am Anfang gehen Sie ziemlich oft hin. Andere auch. Das spricht sich herum, und bald kann man dort nicht mal mehr einen Tisch reservieren. Dann, eines Tages, ist es nicht mehr so gut wie gewohnt. Der Service ist ein bisschen zu langsam, das Wasserglas nicht ganz sauber, und das Essen ist auch nicht mehr so gut
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