Haltlos
Versprechen gebe ich dir nur allzu gern, Kleines.“
Er knabberte vorsichtig an ihrem Ohrläppchen und bedeckte ihren Hals mit gehauchten Küssen.
Das Prickeln war jetzt fast unerträglich schön und Victoria ließ sich zurück in die Kissen fallen. Er folgte ihr und küsste sie nun lustvoll auf den Mund.
Die Schmetterlinge applaudierten flatternd und forderten ungeniert mehr. Dem kam Victoria nur zu gern nach. Wie eine Ertrinkende zog sie ihn an sich.
Sie fühlte, wie die Luft um ihn herum zu flirren begann und auch ohne bewusst seine Gedanken zu lesen, konnte sie ihn hören: „Langsam, meine Schöne – langsam.“ Er seufzte bedauernd und rückte ein Stück von ihr ab. Dann zeichnete er mit seinem Zeigefinger liebevoll ihr Gesicht nach und sagte leise: „Du schaffst mich, Victoria! … Ich muss dringend mehr an meiner Selbstbeherrschung arbeiten!“
Sie lächelte ihn verführerisch an. „Dann lass uns doch gleich jetzt mit der Übung beginnen…“
Seine Augen brannten. „Wie könnte ich dazu «nein» sagen?“
Gegen sechzehn Uhr klingelte ein Silberglöckchen und versprach neue Köstlichkeiten aus Alberts Küche. Mit leisem Bedauern erhoben sich Victoria und Jaromir aus den Kissen. Der Regen hatte noch immer nicht aufgehört und machte es in dem weißen Himmelbett nur umso gemütlicher. Doch Jaromir bestand darauf, dass Victoria etwas aß, also gingen sie Hand in Hand in den weißen Salon.
Auf dem Weg sagte er leise: „Und unterstehe dich, irgendeinen Zauber zu wirken. Gedankenlesen ist heute und auch morgen noch streng verboten!“
Sie schaute ihn schmollend an. „Das wird mir aber schwerfallen.“
„Ich weiß, aber es ist einfach zu gefährlich. Dein Körper hat die Magie noch nicht richtig aufgenommen – auch wenn sich das vielleicht anders anfühlt. Es kann sein, dass du mit einem unbedeutenden Zauber schlagartig erneut alle astrale Energie verlierst.“
Sie erinnerte sich an die brutalen Schmerzen der letzten Nacht.
Jaromir nickte ernst. „Genau deswegen solltest du das Zaubern lieber lassen.“
Sie verzog das Gesicht. „Ok, ok, du hast gewonnen.“
„Ach ja“, fiel Jaromir noch ein, „aufgrund der Geschehnisse der letzten Nacht weiß Albert jetzt grob über deine Fähigkeiten Bescheid. Er hat mir geholfen, dich wieder auf die Beine zu bekommen und da ließ sich deine magische Begabung nicht mehr verheimlichen.“
„Und wie hat er es aufgenommen?“, fragte Victoria vorsichtig.
Jaromir grinste. „Er war überrascht und mehr als erstaunt. Aber mit deiner Liebe zu seinem Essen hast du sein Herz erobert. Er war fast so erleichtert wie ich, als du nach Stunden der Bewusstlosigkeit endlich wieder deine Augen aufgeschlagen hast.“
Jaromir öffnete die Tür zum Salon. Albert stellte gerade einen großen Teller mit frischen Zimtschnecken auf den Tisch und lächelte sie freundlich an. Dann hatte er alles angerichtet und wandte sich zum Gehen. Als er an ihr vorbei ging, verbeugte er sich leicht und sagte zurückhaltend: „Ich hoffe, Sie verzeihen mir, aber ich muss Ihnen wirklich sagen, dass ich sehr froh bin, Sie wieder wohlauf zu sehen, Frau Abendrot.“
Das machte Victoria ganz verlegen. „Danke Albert. Und auch vielen Dank für das, was Sie in der letzten Nacht für mich getan haben.“
Er verbeugte sich abermals. „Stets zu Diensten, Frau Abendrot“, und zog sich diskret zurück.
Jaromir grinste breit. „Eines steht jedenfalls fest: Bei Albert hast du einen Stein im Brett. Für mich backt er höchstens alle zwei Wochen seine legendären Zimtschnecken.“
Das Essen tat Victoria gut. Die Zimtschnecken waren wie schon beim letzten Mal ein Traum und jetzt genau das Richtige für sie. Sie hatte beschlossen, die nächste Nacht wieder zu Hause in ihrer Wohnung zu verbringen. Jaromir war davon gar nicht begeistert, musste aber zugeben, dass es wichtig war, wenn sie ihre Beziehung noch eine Weile geheim halten wollten.
Er konnte sie überreden, noch bis zum Abendessen zu bleiben. „Albert kocht extra für dich und wäre untröstlich, wenn du vorher aufbrechen würdest.“
Sie lachte. „Ok, dann bleibe ich zum Essen. Bringst du mich danach nach Hause?“
„Selbstverständlich werde ich dich nach Hause bringen!“, bestätigte er. Dann wurde sein Blick hoffnungsvoll. „Und sehen wir uns morgen nach der Uni?“
Sie überlegte kurz. „Ich habe morgen zwar nach der Geometrieübung Schluss, aber ich muss dann wohl erst noch nach Hause – schließlich muss ich die Vorlesungen
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