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Haltlos

Haltlos

Titel: Haltlos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Benden
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ernst. „Es gibt aber auch Ausnahmen. In seltenen Fällen erkennt ein Mensch die Magie als das, was sie ist, nämlich ein unglaubliches Potenzial. Wenn die Person dann beginnt, in dem Bereich zu forschen und ihre Fähigkeiten zu entwickeln oder diese gar an andere weiterzugeben, sind wir gezwungen, das Gedächtnis der Person zu verändern und dabei alles, was mit Magie zu tun hat, zu löschen.“
    Er sah das Entsetzen in ihrem Gesicht und fügte schnell hinzu: „Töten würden wir deswegen aber niemals. Das ist seit den Torkriegen streng verboten.“
    Das Entsetzen in ihrem Gesicht war nun jedoch nicht kleiner geworden, sondern eher größer. Sie flüsterte: „Wenn ein anderer Drache mich findet und erkennt, was ich kann, dann würde er dafür sorgen, dass ich dich nicht mehr hören kann? Mich nicht einmal mehr an dich erinnern kann? Ich würde nur eine große Leere in mir behalten…“ Allein der Gedanke daran tat ihr weh und ihr wurde trotz des Feuers eiskalt.
    Auch auf seinem Gesicht zeigte sich nun Bestürzung, er zog sie schützend an sich. Die Luft um ihn herum begann leicht zu flirren und sie hörte die mühsam unterdrückte Qual in seiner Stimme, als er ihr versicherte: „Aber das wird nicht passieren! Dich wird niemand finden und falls doch, würde ich eher sterben, als zuzulassen, dass dir auch nur ein Haar gekrümmt wird.“
    Nach seiner Reaktion in der letzten Nacht hatte sie nicht den leisesten Zweifel daran, dass dem so war.
    Sie sah ihn ernst an. „Ich werde das Abschirmen üben bis zum Umfallen! Niemand wird jemals mehr meine Gedanken hören können.“
    Sie zog ihre Gedankenfenster energisch zu und kuschelte sie sich an ihn. Jaromir schloss seufzend die Arme um sie.
    Beide hingen ihren Gedanken nach, dann fiel Victoria etwas auf. „Du hast vorhin gesagt, dass ihr die Tore nur notdürftig verschlossen habt – besteht denn die Gefahr, dass sie wieder aufreißen?“
    Er nickte. „Ja, insbesondere in den ersten Jahrhunderten ist das tatsächlich einige Male passiert. Die Membran zwischen den Nebeln und dieser Welt kannst du mit deiner Haut vergleichen. Wenn du eine große Wunde hast und diese genäht wird, aber du die Naht zu sehr belastest, dann kann sie wieder aufreißen. Ähnliches ist mit der Versiegelung der Tore passiert. Darum überwachen wir die Tore auch heute noch. Bei den meisten Toren konnten wir nach dem Krieg dafür sorgen, dass keine Menschen in der Nähe siedelten und wir so unentdeckt Wache halten können. Aber hier in Kiel ist das anders.“
    Sie schnappte überrascht nach Luft und jetzt konnte sich Jaromir sein Grinsen nicht mehr verkneifen. „Zufällig befindet sich das Tor in der Mathematischen Fakultät.“
    Sie starrte ihn mit großen Augen an. „Und was bist du dann? Der Torwächter?!!“
    Sein Grinsen wurde breiter. „Ja, das bin ich. Mein Job als Mathematikprofessor ist optimal dafür. Man wird auf Lebenszeit verbeamtet, selten versetzt, es gibt im Gegensatz zu anderen Fächern kaum Fortbildungen oder gar Exkursionen. Außerdem liebe ich die Mathematik wirklich und es wundert sich kein Mensch, wenn ein Mathematiker mal etwas verschroben ist oder nicht den Kontakt zu anderen Menschen sucht…“
    In Victorias Gesicht stand Fassungslosigkeit, darum ergänzte er: „Aber keine Sorge, das Tor hier ist sehr klein gewesen und nach der ersten Versiegelung nie wieder aufgerissen. Darum habe ich diese Aufgabe auch gleich nach meiner Ausbildung bekommen. An ein großes Tor lassen sie noch immer nur die Erfahrenen ran.“
    In ihrem Gehirn arbeitete es. „Das ist gar nicht mein Problem – ich bin mir sicher, ihr Drachen habt das mit der Versiegelung im Griff. Aber was machst du mit deiner Lebensspanne? Ich meine, wundern sich deine Kollegen denn nie, dass du nicht alterst?“
    Er lächelte sie an. „Ich kann in gewissem Rahmen das Aussehen meiner Menschengestalt beeinflussen und das Alter gehört dazu. Wir übernehmen den Job immer für ein Menschenleben und tauschen dann mit einem Torwächter in einer anderen Stadt. Das ist nämlich das eigentliche Problem. Drachen und Menschen haben sich in den letzten Jahrhunderten so weit auseinandergelebt, dass sich nicht alle Drachen in Menschengestalt unerkannt unter euch bewegen könnten.“
    Sie schnaubte und meinte dann ironisch: „Na, da bin ich ja erleichtert!“
    Er sah sie geduldig an. „Nein ehrlich. Unsere Tarnung ist wirklich wichtig – wir wollen uns und euch ja schließlich nur beschützen. Mein Mentor hat immer unter

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