Handyman Jack 03 - Im Kreis der Verschwörer
Sekunde verlieren!«, rief er. »Ich brauche sie, Jack!«
»Ach, Lew«, erwiderte Jack und wusste, dass es hoffnungslos war. Aber er versuchte es trotzdem. »Holen Sie erst meine Jacke!
Bitte!«
»Ich muss sie suchen und zurückholen, solange das Tor noch offen ist! Danach helfe ich Ihnen, sich zu befreien!«
»Es wird sich nicht schließen, Lew! Es…«
Ehe Jack ihm erklären konnte, dass er seine Zeit vergeudete und wahrscheinlich auch sein Leben, war Lew nicht mehr zu sehen.
Enttäuschung lähmte für einen kurzen Augenblick Jacks Hirn. Ihm waren die Möglichkeiten ausgegangen… der Sog wurde stärker und das Tor wurde größer und größer – nur drei Leitersprossen noch zwischen Jack und der Ewigkeit.
Der weiße Kasten des Wäschetrockners rutschte jetzt in Richtung Loch. Die Anschlussschnur bremste seine Fahrt nur für einen winzigen Moment, dann sprang der Stecker aus der Dose. Der Trockner geriet kurz ins Taumeln, dann blieb er an einem Riss im Fußboden hängen. Er kippte um und schleuderte ihn ein paar Schritte weit auf der Vorderseite über den Beton, dann tauchte er weg.
Jack fragte sich, ob er auf seinem Weg nach unten Lew gleich mitnehmen würde. Fast wünschte er es ihm… so ein Idiot.
Wie ein Romeo, der seiner Julia auf Schritt und Tritt folgte, wanderte nun die Waschmaschine dem Abgrund entgegen, doch auch ihre Anschlussschnur und die Wasserschläuche hielten sie fest.
Aber nichts bremste das Loch. Sein äußerster Rand befand sich jetzt unter dem anderen Stützpfeiler, sodass er frei vom Hauptträger an der Decke herabhing. Das untere Ende vibrierte über der bodenlosen Unendlichkeit.
Dann zerplatzte eine der Glühbirnen an der Decke, und die Scherben schossen wie eine gläserne Schrotladung in den Schlund.
Es war für Jack zunehmend schwierig, sich in dem Sturm zu halten, der über die Kellertreppe in den Schlund blies. Er brachte die Säule zwischen sich und den Schlund und stemmte sich mit dem Rücken dagegen – einstweilen war er in Sicherheit, aber wenn der Rand der Bodenöffnung erst einmal das untere Ende seines Stützpfeilers erreichte…
Er blickte zum Sofa. Es stand in einer Ecke ohne Fenster, daher war es bisher von dem Sog des Loches nicht behelligt worden. Wenn er nur einen Stock hätte, eine Stange, was auch immer, dann hätte er vielleicht eine Chance, an seine Jacke heranzukommen. Er wünschte sich, er hätte das Stück der Türverkleidung aufgefangen, das kurz vorher die Treppe heruntergeflogen war.
Und dann gewahrte er zu seinem Entsetzen, wie auch das Sofa sich bewegte.
Nur wenige Zentimeter, doch es reichte, um seine Jacke in den Sog geraten zu lassen, und jetzt sah er, wie einer der Ärmel im Wind flatterte.
»Nein!«, brüllte Jack, als die leichtere Seite der Jacke umschlug und über den Boden rutschte und dabei die schwerere Tasche mit der Pistole darin hinter sich herschleifte.
Mein Gott, er musste die Jacke kriegen. Sie war seine letzte Hoffnung. Er ging auf die Knie hinunter und zog die Kette am Pfeiler mit nach unten.
Eine weitere Glühbirne zerplatzte, während die Jacke vollends auf dem Betonboden landete und sich auf den Weg zum Höllenloch begab. Jack machte sich so platt wie möglich, presste eine Wange auf den Beton und streckte seine freie Hand aus, spürte dabei, wie die Kante der Stahlfessel in sein Handgelenk schnitt, während er jede Sehne, jeden Muskel bis an die Grenze des Möglichen dehnte.
»Verdammte Hölle!«, fluchte er zähneknirschend, als ihm klar wurde, dass zwischen seinen Fingerspitzen und der Jacke eine Lücke von mindestens zwanzig Zentimetern klaffte. »Es reicht nicht!«
Mittlerweile hektisch werdend verfolgte er, wie die Jacke sich unaufhaltsam dem Rand des Lochs näherte, warf seinen Körper herum und streckte die Beine aus – gerade noch rechtzeitig, um einen der Ärmel mit der Spitze seines rechten Turnschuhs auf dem Boden zu fixieren.
»Geschafft!«
Aber er hatte schnell das Gefühl, sich zu früh gefreut zu haben, als er versuchte, die Jacke zu sich her zu ziehen. Da der Wind nun eine größere Angriffsfläche hatte, drohte er, den Jackenärmel unter Jacks Turnschuh wegzuzerren. Jack rollte sich auf den Bauch und stellte den anderen Fuß auf den Ärmel. Er klemmte den Stoff zwischen beide Schuhspitzen und zog die Knie an, um die Jacke bis in Reichweite seiner Hand zu ziehen.
»Hab dich!«, sagte er, als seine Finger den Stoff berührten und zupackten, und diese beiden Worte klangen wie ein Schluchzen.
Die
Weitere Kostenlose Bücher