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Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11

Titel: Harper Connelly 01 - Grabesstimmen-neu-ok-10.12.11 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlaine Harris
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riss mich von meiner Zeitung
los, die immer noch zusammengefaltet neben meinem Teller lag. Ich lese nun mal
gern Zeitung, wenn ich meinen Kaffee trinke.
    »Er war da«,
sagte Harvey Branscom bedeutungsschwer. Der Mann war seit gestern Abend um zehn
Jahre gealtert, und weiße Bartstoppeln zierten seine Wangen.
    »Sie meinen
Mr Chesswood.« Bei der Kellnerin bestellte ich einen Obstteller mit etwas
Joghurt, was diese für eine äußerst merkwürdige Wahl zu halten schien. Tolliver
nahm French Toast mit Bacon und schenkte ihr einen flirtenden Blick. Er hat
eine Schwäche für Kellnerinnen.
    »Ja«, sagte
der Sheriff. »Mr Chesswood. Darryl Chesswood. Er war ein guter Freund meines
Vaters.« Er sagte das so, als sei ich, nur weil ich ihm verraten hatte, wo die
Leiche des alten Mannes lag, irgendwie mit schuld an seinem Tod.
    »Mein
herzliches Beileid«, sagte Tolliver höflich. Ich nickte und ließ zu, dass ein
peinliches Schweigen entstand. Stumm bot mir Tolliver noch mehr Kaffee an, und
ich hob die Hand, um ihm zu zeigen, dass sie heute gar nicht zitterte. Nach
einem weiteren genüsslichen Schluck schenkte ich mir nach und berührte
Tollivers Becher, um ihn zu fragen, ob er noch Kaffee wolle, aber er schüttelte
den Kopf.
    Unter den
forschenden Blicken der Umsitzenden konnte ich unmöglich die Zeitung
aufschlagen, die neben meinem Teller lag. Ich musste also warten, bis die Kerle
so weit waren, mir zu sagen, was sie sowieso längst beschlossen hatten. Ich war
optimistisch gewesen, als ich sah, dass man bereits auf uns wartete, aber
dieser Optimismus schwand immer mehr.
    Die Sarniten
(oder hießen sie Sarnier ?) warfen sich jede Menge verstohlene Blicke zu.
Schließlich beugte sich Paul Edwards vor, um mir das Ergebnis ihrer Beratung
mitzuteilen. Er war ein gutaussehender Mann und daran gewöhnt, im Mittelpunkt
zu stehen.
    »Woran ist
Mr Chesswood gestorben?«, fragte er, als sei das die Bonusfrage.
    »An einer
Hirnblutung.« Meine Güte, was für Leute! Ich schielte sehnsüchtig nach meiner
Zeitung.
    Edwards
lehnte sich zurück, als hätte ich ihm eine Ohrfeige verpasst. Wieder diese
verstohlenen Blicke. Mein Obstteller kam - eine in Scheiben geschnittene
Honigmelone, die noch ganz hart war und nach nichts schmeckte, Ananas aus der
Dose, eine Banane mit Schale und ein paar Weintrauben. Nun ja, es war
schließlich Herbst. Nachdem Tolliver seinen French Toast bekommen hatte,
begannen wir zu essen.
    »Die
Verzögerung wegen gestern Abend tut uns leid«, sagte Sybil Teague. »Zumal Sie
unser Gespräch so interpretiert zu haben scheinen, dass wir, äh, von unserer
Vereinbarung zurücktreten wollen.«
    »Ja, genau
so habe ich das verstanden. Und du Tolliver?«
    »Ich auch«,
sagte er feierlich. Tolliver hat Aknenarben auf den Wangen, dunkle Augen und
eine tiefe, wohlklingende Stimme. Alles, was er sagt, bekommt sofort Gewicht.
    »Ich hab einfach
kalte Füße bekommen.« Sie bemühte sich, mich charmant und entschuldigend
zugleich anzusehen, aber das verfing bei mir nicht. »Nachdem mir Terry gesagt
hatte, was er über Sie weiß, und Harvey damit einverstanden war, Sie zu
kontaktieren, wussten wir schließlich nicht, worauf wir uns da einlassen.
Jemanden wie Sie haben wir noch nie zu Rate gezogen.«
    »Harper ist
einzigartig«, sagte Tolliver schlicht. Er blickte von seinem Teller auf und sah
den Umsitzenden in die Augen.
    Er hatte
Sybil Teague aus dem Konzept gebracht. Sie musste sich erst kurz sammeln. »Da
haben Sie bestimmt recht«, sagte sie heuchlerisch. »Nun, Miss Connelly, um auf
den Fall zurückzukommen, den Sie hier hoffentlich lösen werden...«
    »Zunächst
einmal«, schaltete sich Tolliver ein und tupfte mit einer Serviette seinen
Schnurrbart ab, »wer bezahlt Harper?«
    Sie starrten
ihn an wie einen Außerirdischen.
    »Sie sind ja
wohl die offiziellen Repräsentanten dieser Stadt, wenn ich auch nicht genau
weiß, welche Funktion Sie, Mr Edwards, hier haben. Mrs Teague, zahlen Sie
Harper aus eigener Tasche oder steht sie auf dem Honorarzettel der Stadt?«
    »Ich bezahle
Miss Connelly«, sagte Sybil Teague. Jetzt, wo das Thema Geld zur Sprache
gebracht worden war, klang ihre Stimme gleich viel resoluter. »Paul vertritt
mich als Anwalt, und Harvey ist mein Bruder.« Nur Terence Vale schien nicht
irgendwie mit ihr verbandelt zu sein. »Ich sage Ihnen jetzt, was ich von Ihnen
erwarte.« Sybil sah mir tief in die Augen.
    Ich blickte
wieder auf meinen Teller und zupfte die Trauben ab. »Sie wollen, dass ich

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