Harry Dresden 08 - Schuldig
ist wahr“, sagte Ebenezar. „Aber was ich eigentlich sagen wollte, ist, dass das, was du getan hast, verdammt tapfer war. Wie ich hörte, warst du bereit, dich mit allen dort Versammelten anzulegen, wenn es nötig gewesen wäre.“
„Das hätte nicht lange gedauert.“
„Nein. Aber darauf will ich nicht hinaus.“ Er erhob sich etwas verspannt. „Ich bin stolz auf dich, Junge.“
Etwas in meinem Innersten schmolz.
„Weißt du“, meinte ich, „du hast mir immer erzählt, dass du nicht bei meiner Gerichtsverhandlung anwesend warst. Dass dir der Rat mich aufs Auge gedrückt hat, weil du geschwänzt hast. Ich glaube, das stimmt nicht.“
Er grunzte.
„Es war alles auf Latein, was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht verstand, und ich hatte diese Kapuze über dem Kopf und konnte niemanden sehen. Aber irgendjemand muss meine Verteidigung übernommen haben, so wie ich es bei Molly getan habe.“
„Könnte sein.“ Er rollte mit den Schultern. „Ich werde langsam alt. Ich vergesse Dinge.“
„Ah“, sagte ich. „Weißt du, ich glaube, ich habe in der letzten Zeit einige Mahlzeiten auslassen müssen, und ich kenne da diesen kleinen Laden, wo man die besten Spaghetti der Stadt bekommt.“
Ebenezar erstarrte wie ein Mann, der über Eis geht und plötzlich ein leises Knacken hört. „Oh?“, fragte er wachsam.
„Außerdem haben die dieses großartige Brot, und der Laden ist ganz in der Nähe vom Campus. Also wuseln da immer schnuckelige Kellnerinnen rum.“
„Das klingt vielversprechend“, meinte Ebenezar. „Ich bekomme Hunger, wenn ich das nur höre.“
„Absolut“, antwortete ich. „Ich hole nur schnell meine Schuhe. Wenn wir uns beeilen, können wir vor dem großen Ansturm am Abend dort sein.“
Wir sahen einander lange an, dann neigte mein alter Lehrer den Kopf in meine Richtung. Ich konnte viel in dieser Geste lesen. Abbitte. Dankbarkeit. Befriedigung. Glück. Verzeihung. Wohlwollen. Stolz.
„Wäre es dir recht, wenn ich fahre?“, fragte er.
Auch ich neigte nun ihm gegenüber meinen Kopf. „Das wäre großartig.“
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