Harry Potter - Gesamtausgabe
Nacht nicht hier sein, also hat Malfoy wieder eine gute Gelegenheit, das zu tun, was immer er vorhat. Nein, hört mir zu!«, zischte er wütend, als Ron und Hermine alle Anstalten machten, ihn zu unterbrechen. »Ich weiß, dass es Malfoy war, der im Raum der Wünsche gefeiert hat. Hier –« Er schob Hermine die Karte des Rumtreibers in die Hand. »Ihr müsst ihn überwachen, und Snape auch. Spannt sämtliche Leute von der DA ein, die ihr auftreiben könnt. Hermine, diese Galleonen, die alle benachrichtigen, funktionieren doch immer noch, oder? Dumbledore sagt, er hat die Schule mit zusätzlichem Schutz versehen, aber wenn er das mit Snape abgesprochen hat, weiß Snape, worin Dumbledores Schutz besteht und wie er ihn umgehen kann – aber dass ihr auf dem Posten seid, wird er nicht erwarten, stimmt’s?«
»Harry –«, begann Hermine, deren Augen vor Angst geweitet waren.
»Ich hab keine Zeit zu diskutieren«, sagte Harry schroff. »Das hier nehmt ihr auch –« Er drückte Ron die Socken in die Hände.
»Danke«, sagte Ron. »Ähm – wozu brauch ich Socken?«
»Du brauchst das, was dadrin eingewickelt ist, das ist Felix Felicis. Teilt es euch und gebt auch Ginny davon. Grüßt sie von mir. Ich muss mich beeilen, Dumbledore wartet –«
»Nein!«, sagte Hermine, während Ron mit ehrfurchtsvoller Miene das Fläschchen mit dem goldenen Zaubertrank auswickelte. »Wir wollen es nicht, nimm du es, wer weiß, was dich erwartet!«
»Mir wird schon nichts passieren, Dumbledore ist ja bei mir«, sagte Harry. »Ich will nur sichergehen, dass mit euch alles okay ist … Guck nicht so, Hermine, wir sehen uns später …«
Und schon war er durch das Porträtloch verschwunden und eilte in Richtung Eingangshalle.
Dumbledore wartete draußen beim Eichenportal. Er drehte sich um, als Harry auf die oberste Steinstufe herausschlitterte, heftig keuchend und mit brennendem Seitenstechen.
»Zieh bitte deinen Tarnumhang an«, bat Dumbledore und wartete, bis Harry ihn übergeworfen hatte. Dann sagte er: »Sehr gut. Gehen wir?«
Dumbledore stieg augenblicklich die steinernen Stufen hinunter und sein Reiseumhang bewegte sich kaum in der stillen Sommerluft. Harry, der immer noch keuchte und ziemlich schwitzte, eilte unter seinem Tarnumhang neben ihm her.
»Aber was werden die Leute denken, wenn man Sie weggehen sieht, Professor?«, fragte Harry und dachte an Malfoy und Snape.
»Dass ich auf ein Glas nach Hogsmeade gehe«, sagte Dumbledore leichthin. »Ab und zu statte ich Rosmerta einen Besuch ab, oder aber ich schaue im Eberkopf vorbei … jedenfalls sieht es danach aus. Es ist eine recht gute Methode, sein wahres Ziel zu verschleiern.«
In der hereinbrechenden Dämmerung gingen sie den Zufahrtsweg hinunter. Die Luft war voller Gerüche nach warmem Gras, nach Seewasser und nach dem Rauch des Holzfeuers in Hagrids Hütte. Es war kaum zu glauben, dass sie zu etwas Gefährlichem oder Furchterregendem unterwegs waren.
»Professor«, sagte Harry leise, als das Tor am Ende des Zufahrtswegs in Sicht kam, »werden wir apparieren?«
»Ja«, sagte Dumbledore. »Du kannst jetzt apparieren, denke ich?«
»Ja«, erwiderte Harry, »aber ich habe keine Erlaubnis.«
Er hielt es für das Beste, ehrlich zu sein; was wäre, wenn er alles verdarb, indem er hundert Kilometer von dort entfernt auftauchte, wo er eigentlich hinsollte?
»Macht nichts«, sagte Dumbledore. »Ich kann dir wieder helfen.«
Sie gingen durch das Tor und schlugen den dämmrigen, einsamen Weg nach Hogsmeade ein. Während sie dahingingen, senkte sich rasch die Dunkelheit über sie, und als sie die Hauptstraße erreicht hatten, wurde es endgültig Nacht. Aus den Fenstern über den Läden funkelten Lichter, und als sie sich den Drei Besen näherten, hörten sie heiseres Geschrei.
»– und lass dich hier nicht mehr blicken!«, rief Madam Rosmerta, die gerade einen schäbig aussehenden Zauberer unsanft hinauswarf. »Oh, hallo, Albus … Sie sind spät unterwegs …«
»Guten Abend, Rosmerta, guten Abend … verzeihen Sie mir, ich geh in den Eberkopf … nichts für ungut, aber mir ist heute Abend nach etwas Ruhigerem zumute …«
Eine Minute später bogen sie um die Ecke in die Seitenstraße, wo das Schild des Eberkopfes ein wenig knarzte, obwohl kein bisschen Wind ging. Im Gegensatz zu den Drei Besen schien dieses Wirtshaus völlig leer zu sein.
»Es wird wohl nicht nötig sein, dass wir reingehen«, murmelte Dumbledore und blickte sich rasch um. »Solange uns niemand
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