0285 - Der Kampf mit den Giganten
Beide waren Dämonen und Feinde. Jeder wollte die Herrschaft an sich reißen. Xorron nannte sich Herr der Zombies und Ghouls. Diesen Namen beanspruchte Shimada jedoch auch, und so trieb alles auf eine Entscheidung zwischen ihnen hin.
Es würde einen gigantischen Kampf geben, und darin konnten sich John Sinclair und Suko leicht verstricken und untergehen.
Deshalb war Shao so nervös. Sie konnte keine Ruhe finden, wanderte aufgeregt durch die kleine Wohnung, wobei sie immer häufiger auf die Uhr schaute.
Es dauerte nicht mehr lange bis Mitternacht. Dann brach ein neuer Tag an. Was würde er bringen? Bestimmt nichts Gutes, dachte Shao, die sich ansonsten immer optimistisch zeigte. Und an diesem Tage hatte sie zusätzlich noch Angst.
Beide Männer lebten auf sehr gefährlichem Fuß. Wenn sie einen neuen Fall angingen, konnte es immer der letzte sein. Das wußte Shao, denn sie hatte mit ihrem Freund Suko oft genug darüber gesprochen. Aber über eine Sache zu reden und sie dann selbst zu erleben, das waren schließlich zweierlei Dinge.
Dies stellte auch Shao fest. Sie ging in das Bad, machte Licht und betrachtete sich im Spiegel. Die Chinesin stellte fest, daß sie schlecht aussah. Sie hätte mal wieder zwölf Stunden schlafen müssen, doch das konnte sie nicht. Solange sie nicht wußte, wo die beiden Männer steckten, fand sie keine Ruhe.
Shao wusch sich das Gesicht, schüttelte sich und holte tief Luft, bevor sie ihre Haut mit einem weißen Handtuch abtupfte.
Durst verspürte sie, ging in die Küche und stellte vorher den Fernseher ab. Es lief sowieso nichts, was sie noch interessiert hätte. Kaum hatte sie die Tür des Kühlschranks aufgezogen und nach einer Flasche gegriffen, als sie die Klingel vernahm.
Ein kurzes Läuten nur, nicht wütend oder fordernd, sondern eher schüchtern.
Shao wußte nicht, wer sie zu dieser späten Stunde noch hätte besuchen Wollen. Aus diesem Grund war sie sehr vorsichtig, als sie zur Tür schlich, vor ihr stehenblieb und durch das in Augenhöhe steckende Guckloch schaute.
Leider war die Optik beschlagen, so daß Shao nicht viel erkennen konnte. Daß der Besucher für diese Sichtverminderung gesorgt hatte, wußte Shao nicht.
»Wer sind Sie? Was wollen Sie?« fragte sie so laut, daß der andere es auch hören konnte.
»Ich komme von Ihrem Freund.«
Shaos Herz schlug schneller. »Suko?«
»Ja.«
»Was ist mit ihm?« Plötzlich war sie so nervös, daß sie alle Vorsichtsmaßregeln über Bord warf. Sie dachte nur an Suko, auf den sie so lange gewartet hatte.
Nur kannte sie den Mann nicht, und das machte sie mißtrauisch. »Wer sind Sie?«
»Ich komme vom Yard.« Der andere hielt einen Ausweis hoch. »Und ich soll Sie abholen.«
»Das müssen Sie beweisen!«
»Bitte, Shao! Sehen Sie den Ausweis…«
»Papier ist geduldig. Auf jeden Fall lasse ich Sie nicht in die Wohnung«, erklärte die Chinesin. »Das ist auch nicht nötig. Ich warte unten im Eingang auf Sie. Aber beeilen Sie sich! Die Zeit drängt wirklich.«
Shao, die nach wie vor durch den Türspion schaute, sah, daß der Mann aus ihrem Blickfeld verschwand. Sie konnte aufatmen. Anscheinend war es doch keine linke Tour, die er vorhatte. Aber wer konnte schon wem trauen in diesem verdammten Spiel. Es ging um Suko!
Das allein zählte, und der Mann hatte gesagt, daß er unten warten wollte. Shao überlegte. Wie verhalte ich mich denn jetzt richtig? fragte sie sich. Was kann ich tun, um alles so in die Wege zu leiten, wie Suko es getan hätte?
Eine Antwort auf die Frage fand sie nicht. Deshalb wollte sie sich nur auf ihr Gefühl verlassen, und das sagte ihr: Geh auf den Plan ein! Fahr nach unten! In der Halle wird dir kaum etwas passieren, Mädchen. Vielleicht weiß er wirklich etwas über Suko. Möglich ist schließlich alles. Shao, die eine dünne Bluse und einen bunten Rock trug, warf sich noch eine Jacke über, eilte durch die Diele und stoppte ihren Schritt erst kurz vor der Tür.
Für einen Augenblick schienen ihre Pupillen zu glühen, sie zögerte noch, überlegte, ob es wirklich richtig war, was sie da vorhatte. Dann gab sie sich einen innerlichen Ruck. Sie schloß auf.
Shao war vorsichtig und lugte zunächst einmal durch den Türspalt in den Gang. Der Blickwinkel war mies, aber sie konnte sicher sein, daß in der unmittelbaren Nähe niemand stand. Freie Bahn.
Shao drückte sich aus der Wohnung, schloß die Tür und drehte den Schlüssel von außen zweimal herum. Sie wollte ihn wieder aus dem Schloß ziehen,
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