Harry Potter - Gesamtausgabe
einen Wand, an der anderen ein Bild von Gwenog Jones, Kapitänin der Holyhead Harpies, des Quidditch-Teams, in dem ausschließlich Hexen spielten. Ein Schreibtisch stand vor dem offenen Fenster, das nach dem Obstgarten ging, wo er und Ginny einst mit Ron und Hermine zwei gegen zwei Quidditch gespielt hatten und wo nun ein großes, perlweißes Zelt stand. Die goldene Fahne an seiner Spitze war auf gleicher Höhe mit Ginnys Fenster.
Ginny blickte zu Harrys Gesicht auf, holte tief Luft und sagte: »Alles Gute zum siebzehnten Geburtstag.«
»Jaah … danke.«
Sie sah ihn unverwandt an; ihm jedoch fiel es schwer, ihren Blick zu erwidern; es war, als ob er in ein strahlendes Licht sehen würde.
»Hübsche Aussicht«, sagte er matt und wies zum Fenster.
Sie ging nicht darauf ein. Er konnte es ihr nicht verdenken.
»Ich wusste nicht, was ich dir schenken soll«, sagte sie.
»Du musst mir nichts schenken.«
Sie überging auch das.
»Ich wusste nicht, was du brauchen könntest. Nichts allzu Großes, weil du das nicht mitnehmen kannst.«
Er wagte einen Blick zu ihr hin. Sie hatte keine Tränen in den Augen; das war einer der vielen wunderbaren Züge an Ginny, sie war selten weinerlich. Er hatte manchmal überlegt, dass ihre sechs Brüder sie wohl abgehärtet hatten.
Sie machte einen Schritt auf ihn zu.
»Deshalb hab ich mir dann gedacht, dass ich dir gerne was geben würde, das dich an mich erinnert, weißt du, falls du vielleicht eine von diesen Veela triffst, wenn du weg bist und machst, was auch immer du machst.«
»Ich glaub ehrlich gesagt, zu irgendwelchen Verabredungen wird es unterwegs wohl kaum Gelegenheit geben.«
»Das ist der Silberstreif, auf den ich gehofft habe«, flüsterte sie, und dann küsste sie ihn, wie sie ihn nie zuvor geküsst hatte, und Harry erwiderte ihren Kuss, und es war glückseliges Versinken, besser als Feuerwhisky; sie war das einzig Wirkliche auf der Welt, Ginny, wie er sie jetzt spürte, die eine Hand auf ihrem Rücken und die andere in ihrem langen, süß duftenden Haar –
Hinter ihnen knallte die Tür auf und sie schreckten auseinander.
»Oh«, sagte Ron spitz. »Verzeihung.«
»Ron!« Hermine stand direkt hinter ihm, leicht außer Atem. Ein unnatürliches Schweigen trat ein, bis Ginny mit dünner, leiser Stimme sagte: »Dann mal alles Gute, Harry.«
Ron hatte puterrote Ohren; Hermine wirkte nervös. Harry hätte ihnen am liebsten die Tür vor der Nase zugeknallt, aber es war, als ob ein kalter Luftzug ins Zimmer gefegt wäre, als die Tür aufging, und als ob sein strahlender Augenblick geplatzt wäre wie eine Seifenblase. Alle Gründe, warum er seine Beziehung mit Ginny beendet hatte, warum er einigen Abstand von ihr hielt, schienen sich mit Ron in ihr Zimmer geschlichen zu haben, und das ganze glückliche Vergessen hatte ein Ende.
Er sah Ginny an, wollte etwas sagen, obwohl er nicht recht wusste, was, doch sie hatte ihm den Rücken zugewandt. Vielleicht hatte sie dieses eine Mal doch den Tränen nachgegeben. In Rons Gegenwart konnte er nichts tun, um sie zu trösten.
»Wir sehen uns später«, sagte er und folgte den beiden anderen aus dem Zimmer.
Ron marschierte nach unten, durch die immer noch übervölkerte Küche hinaus auf den Hof, Harry hielt die ganze Zeit mit ihm Schritt, und Hermine trottete ihnen mit ängstlichem Gesicht hinterher.
Sobald Ron etwas abseits auf dem frisch gemähten Rasen war, fiel er auch schon über Harry her.
»Du hast mit ihr Schluss gemacht. Was tust du da gerade, spielst du ein bisschen mit ihr?«
»Ich spiel nicht mit ihr«, sagte Harry, in dem Moment als Hermine dazukam.
»Ron –«
Aber Ron hob die Hand, um sie zum Schweigen zu bringen.
»Sie war wirklich total fertig, als du die Sache beendet hast –«
»Ich auch. Du weißt, warum ich sie beendet habe, es war nicht, weil ich es wollte.«
»Jaah, aber jetzt gehst du hin und knutschst mit ihr rum, und sie macht sich nur wieder Hoffnungen –«
»Sie ist nicht dumm, sie weiß doch, dass es nicht geht, sie rechnet nicht damit, dass wir – irgendwann heiraten oder –«
Noch während Harry das sagte, tauchte ein lebhaftes Bild vor ihm auf, von Ginny in einem weißen Kleid, die einen großen, gesichtslosen und unsympathischen fremden Mann heiratete. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schwindel erregender Schlag: Ihre Zukunft war frei und unbelastet, während seine eigene … Auf dem Weg, der vor ihm lag, konnte er nur Voldemort sehen.
»Wenn du weiter bei jeder Gelegenheit, die
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