Harry Potter - Gesamtausgabe
mir anfangs bei einer kleinen Vorführung zu helfen. Nun, ihr jungen Leute braucht euch keine Sorgen zu machen, wenn ich mit ihm fertig bin, bekommt ihr euren Zaubertranklehrer unversehrt wieder, keine Angst!«
»Wär’s nicht das Beste, wenn sie sich gegenseitig erledigten?«, murmelte Ron Harry ins Ohr.
Snapes Oberlippe kräuselte sich. Harry fragte sich, weshalb Lockhart eigentlich noch lächelte; wenn Snape ihn so angesehen hätte, hätte er schon längst das Weite gesucht.
Lockhart und Snape wandten sich einander zu und verbeugten sich; wenigstens tat dies Lockhart mit viel Händegefuchtel, während Snape gereizt mit dem Kopf ruckte. Dann hoben sie ihre Zauberstäbe wie Schwerter in die Höhe.
»Wie ihr seht, halten wir unsere Zauberstäbe in der herkömmlichen Kampfstellung«, erklärte Lockhart der schweigenden Menge. »Ich zähle bis drei und dann sprechen wir unsere ersten Zauberflüche. Natürlich hat keiner von uns die Absicht zu töten.«
»Darauf würd ich nicht wetten«, murmelte Harry und sah Snape die Zähne blecken.
»Eins – zwei – drei –«
Beide schwangen ihre Zauberstäbe über die Schultern; Snape rief: »Expelliarmus!« Ein blendend scharlachroter Blitz riss Lockhart von den Füßen: Rücklings flog er über die Bühne, knallte gegen die Wand, rutschte an ihr herunter und blieb, alle viere von sich gestreckt, auf dem Boden liegen.
Malfoy und einige andere Slytherins johlten. Hermine hüpfte auf den Zehenspitzen herum. »Meint ihr, ihm ist was passiert?«, kreischte sie durch die Finger.
»Na wenn schon«, sagten Harry und Ron wie aus einem Munde.
Lockhart rappelte sich schwankend auf. Er hatte den Hut verloren und sein Wellenhaar stand spitz in die Höhe.
»Nun, ihr habt’s gesehen!«, sagte er und tapste zurück auf die Bühne. »Das war ein Entwaffnungszauber – wie ihr seht, hab ich meinen Zauberstab verloren – ah, danke, Miss Brown – ja, treffliche Idee, ihnen das zu zeigen, Professor Snape, aber verzeihen Sie, wenn ich Ihnen dies sage, es war recht offensichtlich, was Sie vorhatten, und ich hätte es verhindert, wenn ich nur gewollt hätte – allerdings meinte ich, es sei lehrreich, wenn die Schüler es sehen würden …«
Snapes Gesicht hatte einen mörderischen Ausdruck angenommen. Vielleicht war das auch Lockhart aufgefallen, denn er sagte: »Genug der Vorführung! Ich komme jetzt runter und stelle euch alle zu Paaren zusammen – Professor Snape, wenn Sie mir helfen würden –«
Sie gingen durch die Menge und stellten die Schüler partnerweise zusammen. Lockhart stellte Neville neben Justin Finch-Fletchley. Snape erreichte Ron und Harry zuerst.
»Zeit, das Traumpaar zu trennen«, höhnte er. »Weasley, du gehst zu Finnigan. Potter –«
Harry bewegte sich ganz automatisch in Richtung Hermine.
»Das kommt nicht in Frage«, sagte Snape kalt lächelnd. »Mr Malfoy, kommen Sie hier herüber. Schauen wir mal, was Sie aus dem berühmten Potter machen. Und Sie, Miss Granger – Sie gehen mit Miss Bulstrode zusammen.«
Eitel grinsend schritt Malfoy herbei. Hinter ihm kam ein Mädchen aus Slytherin, das Harry an ein Bild erinnerte, das er in Ferien mit Vetteln gesehen hatte. Sie war groß und vierschrötig und ihr schwerer Kiefer mahlte angriffslustig. Hermine schenkte ihr ein mattes Lächeln, doch sie lächelte nicht zurück.
»Stellt euch zum Partner gewandt auf!«, rief Lockhart, inzwischen wieder auf der Bühne. »Und verbeugt euch!«
Harry und Malfoy neigten kaum merklich die Köpfe und ließen sich dabei nicht aus den Augen.
»Zauberstäbe bereit!«, rief Lockhart. »Ich zähle bis drei, dann sprecht ihr eure Zauberflüche und entwaffnet den Gegner – nur entwaffnen – wir wollen keine Unfälle – eins … zwei … drei –«
Harry schwang den Zauberstab über die Schulter, doch Malfoy hatte schon bei »zwei« angefangen: Sein Fluch traf Harry so hart, dass er das Gefühl hatte, ein Suppentopf sei ihm gegen den Kopf geflogen. Er stolperte, doch es schien noch alles an ihm heil zu sein, und ohne Zeit zu verschwenden, richtete Harry seinen Zauberstab auf Malfoy: »Rictusempra!«
Ein silberner Lichtstrahl traf Malfoy in den Magen und er knickte keuchend ein.
»Ich sagte, nur entwaffnen!« , rief Lockhart aufgebracht über die Köpfe der kämpfenden Menge hinweg, als Malfoy in die Knie sank; Harry hatte ihn mit einem Kitzelzauber belegt und Malfoy konnte sich vor Lachen kaum bewegen. Harry hatte das Gefühl, es wäre unsportlich, Malfoy zu verhexen,
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