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Harry Potter - Gesamtausgabe

Harry Potter - Gesamtausgabe

Titel: Harry Potter - Gesamtausgabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joanne K. Rowling
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inne und schrieb dann ein Wort.
    »Okay.«
    Die Blätter des Tagebuchs begannen zu flattern, als ob ein Wind sie erfasst hätte. Als sich der Wirbel legte, waren die Seiten für Mitte Juni aufgeschlagen. Mit offenem Mund sah Harry, dass sich das kleine Quadrat für den dreizehnten Juni offenbar in einen winzigen Bildschirm verwandelt hatte. Mit leicht zitternden Händen hob er das Buch und drückte ein Auge gegen das kleine Fenster, und bevor er wusste, wie ihm geschah, kippte er nach vorn; das Fenster weitete sich, er spürte, wie sein Körper das Bett verließ und er kopfüber durch die Öffnung gezogen wurde, hinein in einen Wirbel aus Farbe und Schatten.
    Seine Füße berührten festen Grund. Am ganzen Körper zitternd richtete er sich auf und die verschwommenen Formen um ihn her nahmen plötzlich Gestalt an.
    Sofort wusste er, wo er war. Dieser kreisrunde Raum mit den schlafenden Porträts war Dumbledores Büro – doch hinter dem Schreibtisch saß nicht Dumbledore. Ein verhutzelter, gebrechlich aussehender Zauberer, kahlköpfig mit Ausnahme einiger Strähnen weißen Haares, las bei Kerzenlicht einen Brief. Harry hatte diesen Mann noch nie gesehen.
    »Es tut mir leid«, sagte er zitternd, »ich wollte hier nicht reinplatzen.«
    Doch der Zauberer sah nicht auf. Ein wenig stirnrunzelnd las er weiter. Harry trat näher an den Schreibtisch heran und stammelte:
    »Ähm, ich gehe einfach, oder?«
    Der Zauberer beachtete ihn immer noch nicht. Er schien ihn nicht einmal gehört zu haben. Harry überlegte, ob er vielleicht schwerhörig sei, und hob die Stimme.
    »Tut mir leid, dass ich Sie gestört habe, ich gehe jetzt«, schrie er beinahe.
    Der Zauberer faltete mit einem Seufzer den Brief zusammen, stand auf, ging an Harry vorbei, ohne ihm auch nur einen Blick zuzuwerfen, und zog die Vorhänge am Fenster auf.
    Der Himmel draußen war rubinrot; offenbar war Sonnenuntergang. Der Zauberer ging zum Schreibtisch zurück, setzte sich und beobachtete Däumchen drehend die Tür.
    Harry sah sich im Büro um. Kein Phönix Fawkes, keine surrenden silbernen Gerätschaften. Dies war Hogwarts, wie Riddle es kennen gelernt hatte, und dieser unbekannte Zauberer war der Schulleiter, nicht Dumbledore, und er, Harry, war ein für die Menschen vor fünfzig Jahren unsichtbares Phantom.
    Es klopfte an der Tür.
    »Herein«, sagte der alte Zauberer mit schwacher Stimme.
    Ein Junge von etwa sechzehn Jahren trat ein und nahm seinen Spitzhut ab. Auf seiner Brust schimmerte das silberne Abzeichen des Vertrauensschülers. Er war viel größer als Harry, doch auch er hatte rabenschwarzes Haar.
    »Ah, Riddle«, sagte der Schulleiter.
    »Sie wollten mich sprechen, Professor Dippet?«, sagte Riddle. Er sah nervös aus.
    »Setzen Sie sich«, sagte Dippet. »Ich habe eben Ihren Brief gelesen.«
    »Oh«, sagte Riddle. Er setzte sich und klammerte die Hände fest zusammen.
    »Mein lieber Junge«, sagte Dippet freundlich, »ich kann Sie unmöglich den Sommer über hier in der Schule lassen. Gewiss möchten Sie in den Ferien nach Hause?«
    »Nein«, sagte Riddle sofort. »Ich würde viel lieber in Hogwarts bleiben, als in dieses … in dieses …«
    »Sie leben in einem Waisenhaus der Muggel, nicht wahr?«, sagte Dippet neugierig.
    »Ja, Sir«, sagte Riddle und errötete leicht.
    »Sie stammen aus einer Muggelfamilie?«
    »Halbblüter, Sir«, sagte Riddle. »Vater Muggel, Mutter Hexe.«
    »Und beide Eltern sind –?«
    »Meine Mutter starb, kurz nachdem ich geboren wurde, Sir. Im Waisenhaus haben sie mir gesagt, sie habe mir noch meinen Namen geben können – Tom nach meinem Vater, Vorlost nach meinem Großvater.«
    Mitfühlend schnalzte Dippet mit der Zunge.
    »Die Sache ist die, Tom«, seufzte er. »Man hätte für Sie vielleicht eine Ausnahme machen können, aber unter den gegenwärtigen Umständen …«
    »Sie meinen all diese Angriffe, Sir?«, sagte Riddle und Harrys Herz begann zu pochen. Er trat näher, aus Angst, es könne ihm etwas entgehen.
    »Genau«, sagte der Schulleiter. »Mein lieber Junge, Sie müssen einsehen, wie dumm es von mir wäre, wenn ich Sie nach Ende des Schuljahres im Schloss bleiben ließe. Besonders im Licht der jüngsten Tragödie … des Todes dieses armen kleinen Mädchens … In Ihrem Waisenhaus sind Sie bei weitem sicherer. Übrigens überlegt man im Zaubereiministerium gerade, ob man die Schule schließen soll. Wir sind der – ähm – Quelle dieser Unannehmlichkeiten bisher keinen Schritt näher gekommen …«
    Riddles

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