Harry Potter - Gesamtausgabe
Black schon dingfest gemacht und er ist uns wieder entwischt! Jetzt muss nur noch ans Licht kommen, dass dieser Hippogreif auch entkommen ist, und ich bin das Gespött der Leute! Nun … ich verschwinde jetzt besser und benachrichtige das Ministerium …«
»Und die Dementoren?«, sagte Dumbledore. »Sie werden von der Schule abgezogen, oder etwa nicht?«
»O doch, sie müssen gehen«, sagte Fudge und fuhr sich zerstreut mit den Fingern durch die Haare. »Hätte mir nie träumen lassen, dass sie versuchen würden, einem unschuldigen Kind ihren Kuss zu verpassen … völlig außer Kontrolle … nein, ich lass sie heute Abend noch nach Askaban verfrachten … vielleicht sollten wir über Drachen am Schuleingang nachdenken …«
»Da wäre Hagrid gleich dabei«, sagte Dumbledore und lächelte Harry und Hermine zu.
Als er und Fudge den Schlafsaal verlassen hatten, flitzte Madam Pomfrey gleich zur Tür und schloss ab. Zornig vor sich hin murmelnd eilte sie zurück in ihr Büro.
Ein leises Stöhnen drang vom anderen Ende des Saals herüber. Ron war aufgewacht. Er setzte sich auf, rieb sich den Kopf und sah sich um.
»Was … was ist passiert?«, ächzte er. »Harry? Warum sind wir hier? Wo ist Sirius? Wo ist Lupin? Was ist eigentlich los?«
Harry und Hermine sahen sich an.
»Erklär du mal«, sagte Harry und nahm sich noch ein wenig Schokolade.
Als Harry, Ron und Hermine am nächsten Tag um die Mittagszeit den Krankenflügel verließen, fanden sie ein fast menschenleeres Schloss vor. Bei der drückenden Hitze und da die Prüfungen zu Ende waren, genossen sie alle ausgiebig einen neuen Ausflug nach Hogsmeade. Weder Ron noch Hermine hatten große Lust dazu, und so wanderten sie mit Harry über die Ländereien und unterhielten sich über die erstaunlichen Ereignisse der vergangenen Nacht. Wo Sirius und Seidenschnabel inzwischen wohl waren?
Sie ließen sich am Seeufer nieder und beobachteten den Riesenkraken, der mit seinen Greifarmen faul im Wasser planschte. Harry verlor den Gesprächsfaden, als er hinüber auf die andere Seite sah. Vom anderen Ufer her war der Hirsch letzte Nacht auf ihn zugaloppiert …
Ein Schatten fiel über sie, und als sie aufblickten, stand ein recht trübäugiger Hagrid hinter ihnen. Er wischte sich mit einem seiner tischtuchgroßen Taschentücher den Schweiß vom Gesicht und strahlte sie an.
»Ich weiß, ich sollte nicht so guter Laune sein, nach dem, was gestern Nacht passiert ist«, sagte er. »Wo doch Black schon wieder geflohen ist – aber wisst ihr was?«
»Was?«, sagten sie und setzten neugierige Mienen auf.
»Schnäbelchen! Er ist entkommen! Er ist frei! Hab die ganze Nacht gefeiert!«
»Das ist ja toll!«, sagte Hermine und warf Ron, der kaum das Lachen unterdrücken konnte, einen vorwurfsvollen Blick zu.
»Jaah … muss ihn wohl nicht richtig festgebunden haben«, sagte Hagrid und ließ den Blick glückselig über das Land schweifen. »Hab mir heute Morgen allerdings doch Sorgen gemacht, Leute … dachte, er wäre irgendwo da draußen vielleicht Professor Lupin über den Weg gelaufen, aber Lupin sagt, er hätte gestern Nacht überhaupt nichts gefressen …«
»Wie bitte?«, sagte Harry rasch.
»Hol mich der Teufel, habt ihr’s noch nicht gehört?«, fragte Hagrid und sein Lächeln verblasste ein wenig. Obwohl niemand in der Nähe war, senkte er die Stimme. »Ähm – Snape hat es heute Morgen den Slytherins gesagt … dachte, ihr wüsstet es inzwischen … Professor Lupin ist nämlich ein Werwolf. Und er hat sich letzte Nacht auf den Ländereien rumgetrieben … er packt jetzt natürlich seine Sachen.«
»Er packt?«, sagte Harry erschrocken. »Warum?«
»Tja, er muss gehen, nicht wahr?«, sagte Hagrid und schien überrascht, dass Harry auch noch fragen konnte. »Hat gleich heute Morgen gekündigt. Sagt, er könne es nicht riskieren, dass es noch einmal passiert.«
Harry rappelte sich hoch.
»Ich geh zu ihm«, sagte er zu Ron und Hermine gewandt.
»Aber wenn er gekündigt hat –«
»– klingt nicht so, als könnten wir noch was tun –«
»Ist mir egal. Ich will trotzdem mit ihm reden. Wir treffen uns dann hier.«
Lupins Bürotür stand offen. Er war mit Packen fast fertig. Der leere Glasbehälter des Grindelohs stand neben seinem zerbeulten alten Koffer, in dem nicht mehr viel Platz war. Lupin beugte sich über etwas auf seinem Schreibtisch und sah erst auf, als Harry an die Tür klopfte.
»Ich hab dich kommen sehen«, sagte Lupin lächelnd. Er deutete auf
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