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Harry Potter und der Halbblutprinz

Harry Potter und der Halbblutprinz

Titel: Harry Potter und der Halbblutprinz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: J.K. Rowling
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gab es keine Wellen.
    Harry blickte hinunter und sah die goldene Spiegelung vom Licht seines Zauberstabs auf dem schwarzen Wasser funkeln und glitzern, während sie dahinglitten. Das Boot schnitt tiefe Rillen in die glatte Oberfläche, Furchen in den dunklen Spiegel …
    Und dann sah er sie, marmorweiß, nur Zentimeter unter der Oberfläche schwebend.
    »Professor!«, sagte Harry und seine erschrockene Stimme hallte laut über das stille Wasser.
    »Harry?«
    »Ich glaube, ich habe eine Hand im Wasser gesehen – eine menschliche Hand!«
    »Ja, das überrascht mich nicht«, sagte Dumbledore ruhig.
    Harry starrte ins Wasser hinunter, auf der Suche nach der Hand, die verschwunden war, und ein Brechreiz überkam ihn.
    »Dieses Wesen, das aus dem Wasser gesprungen ist, war also –?«
    Aber Harry wusste es, noch ehe Dumbledore antworten konnte; das Licht des Zauberstabs war über eine neue Stelle im Wasser geglitten und hatte ihm diesmal einen toten Mann gezeigt, der mit dem Gesicht nach oben wenige Zentimeter unter der Oberfläche lag; seine offenen Augen waren wie von Spinnweben verschleiert, sein Haar und sein Umhang wirbelten um ihn herum wie Rauch.
    »Dadrin sind Leichen!«, sagte Harry, und seine Stimme klang viel höher als gewöhnlich und hörte sich sehr fremd an.
    »Ja«, sagte Dumbledore gelassen, »aber vorläufig müssen wir uns deswegen keine Sorgen machen.«
    »Vorläufig?«, wiederholte Harry und riss sich vom Anblick des Wassers los, um Dumbledore anzusehen.
    »Nicht solange sie nur friedlich unter uns dahintreiben«, sagte Dumbledore. »Von einer Leiche ist nichts zu befürchten, Harry, genauso wenig wie von der Dunkelheit. Lord Voldemort, der insgeheim natürlich beides fürchtet, ist da anderer Meinung. Aber er zeigt wieder einmal seinen Mangel an Weisheit. Es ist das Unbekannte, das wir angesichts von Tod und Dunkelheit fürchten, sonst nichts.«
    Harry schwieg; er wollte nicht widersprechen, aber er fand die Vorstellung, dass Leichen um sie und unter ihnen hertrieben, grauenhaft, und mehr noch, er glaubte nicht, dass sie ungefährlich waren.
    »Aber eine von ihnen ist rausgesprungen«, sagte er und versuchte dabei, einen so ausgeglichenen und ruhigen Ton anzuschlagen wie Dumbledore. »Als ich den Horkrux aufrufen wollte, ist eine Leiche aus dem See gesprungen.«
    »Ja«, sagte Dumbledore. »Ich bin sicher, dass sie uns, sobald wir den Horkrux mitnehmen, weniger friedlich begegnen werden. Aber wie viele Kreaturen, die in Kälte und Dunkelheit leben, fürchten sie Licht und Wärme, und die werden wir uns deshalb zu Hilfe rufen, falls es nötig sein sollte. Feuer, Harry«, fügte Dumbledore mit einem Lächeln hinzu, als Antwort auf Harrys verwirrte Miene.
    »Oh … verstehe …«, sagte Harry rasch. Er wandte den Kopf und spähte zu dem grünlichen Schein, auf den das Boot immer noch unaufhaltsam zusteuerte. Jetzt konnte er nicht mehr so tun, als hätte er keine Angst. Der große schwarze See, der von Toten wimmelte … es kam ihm vor, als wären viele, viele Stunden vergangen, seit er Professor Trelawney getroffen, seit er Ron und Hermine den Felix Felicis gegeben hatte … er wünschte plötzlich, er hätte sich besser von ihnen verabschiedet … und Ginny hatte er überhaupt nicht gesehen …
    »Wir sind gleich da«, sagte Dumbledore munter.
    Tatsächlich, das grünliche Licht schien nun endlich größer zu werden, und nach wenigen Minuten kam das Boot zum Stillstand, indem es sanft gegen etwas stieß, das Harry zunächst nicht sehen konnte. Doch als er seinen leuchtenden Zauberstab hob, erkannte er, dass sie eine kleine Insel aus glattem Fels mitten im See erreicht hatten.
    »Gib Acht, dass du das Wasser nicht berührst«, sagte Dumbledore erneut, als Harry aus dem Boot kletterte.
    Die Insel war nicht größer als Dumbledores Büro: eine ebene dunkle Steinfläche, auf der nichts als die Quelle des grünlichen Lichtes stand, das viel heller wirkte, wenn man es von nahem erblickte. Harry sah es mit zusammengekniffenen Augen an; im ersten Moment hielt er es für eine Art Lampe, doch dann erkannte er, dass das Licht aus einem steinernen Becken ganz in der Art des Denkariums kam, das auf einem Sockel stand.
    Dumbledore näherte sich dem Becken und Harry folgte ihm. Seite an Seite standen sie da und sahen hinein. Das Becken war mit einer smaragdgrünen Flüssigkeit gefüllt, von der dieses phosphoreszierende Leuchten ausging.
    »Was ist das?«, fragte Harry leise.
    »Ich bin mir nicht sicher«, sagte

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