Harry Potter und der Stein der Weisen
herunterzureißen.«
»Das waren Sie .«
»Ich fürchtete schon, zu spät zu kommen.«
»Sie waren fast zu spät, lange hätte ich ihn nicht mehr vom Stein fernhalten können.«
»Es ging nicht um den Stein, mein Junge, sondern um dich. Die Anstrengung hat dich fast umgebracht. Einen schrecklichen Moment lang hielt ich dich für tot. Und was den Stein angeht, er wurde zerstört.«
»Zerstört?«, sagte Harry bestürzt. »Aber Ihr Freund, Nicolas Flamel –«
»Ach, du weißt von Nicolas?«, sagte Dumbledore und klang dabei recht vergnügt. »Du hast gründliche Arbeit geleistet. Nun, Nicolas und ich hatten ein kleines Gespräch und sind zu dem Schluss gekommen, dass dies das Beste ist.«
»Aber das heißt, er und seine Frau werden sterben.«
»Sie haben genug Elixier vorrätig, um ihre Angelegenheiten regeln zu können, und dann, ja, dann werden sie sterben.«
Dumbledore lächelte beim Anblick von Harrys verblüfftem Gesicht.
»Für jemanden, der so jung ist wie du, klingt es gewiss unglaublich, doch für Nicolas und Perenelle ist es im Grunde nur, wie wenn sie nach einem sehr, sehr langen Tag zu Bett gingen. Schließlich ist der Tod für den gut vorbereiteten Geist nur das nächste große Abenteuer. Weißt du, eigentlich war der Stein gar nichts so Wundervolles. Geld und Leben, so viel du dir wünschst! Die beiden Dinge, welche die meisten Menschen allem andern vorziehen würden – das Problem ist, die Menschen haben den Hang, genau das zu wählen, was am schlechtesten für sie ist.«
Harry lag da und wusste nicht, was er darauf sagen sollte. Dumbledore summte ein wenig und lächelte die Decke an.
»Sir?«, sagte Harry. »Ich habe nachgedacht … Selbst wenn der Stein weg ist, wird Vol-, ich meine, Du-weißt-schon-wer –«
»Nenn ihn Voldemort, Harry. Nenn die Dinge immer beim richtigen Namen. Die Angst vor einem Namen steigert nur die Angst vor der Sache selbst.«
»Ja, Sir. Nun, Voldemort wird versuchen auf anderem Wege zurückzukommen. Ich meine, er ist nicht für immer auf und davon, oder?«
»Nein, Harry, das ist er nicht. Er ist immer noch irgendwo da draußen, vielleicht auf der Suche nach einem anderen Körper, der ihn aufnimmt … weil er nicht wirklich lebendig ist, kann er nicht getötet werden. Quirrell hat er dem Tod überlassen; seinen Gefolgsleuten erweist er genauso wenig Gnade wie seinen Feinden. Wie auch immer, Harry, vielleicht hast du nur seine Rückkehr an die Macht hinausgezögert; er braucht nur jemand anderen, der bereit ist, eine neue Schlacht zu schlagen, bei der er wohl verlieren wird – und wenn er immer wieder abgewehrt wird, wieder und wieder, vielleicht kehrt er dann nie an die Macht zurück.«
Harry nickte, hielt aber sogleich inne, denn sein Kopf schmerzte davon. Dann sagte er: »Sir, es gibt einige andere Dinge, die ich gern wissen möchte, falls Sie es mir erklären können … Dinge, über die ich die Wahrheit wissen will …«
»Die Wahrheit.« Dumbledore seufzte. »Das ist etwas Schönes und Schreckliches und sollte daher mit großer Umsicht behandelt werden. Allerdings werde ich deine Fragen beantworten, außer wenn ich einen sehr guten Grund habe, der dagegen spricht, und in diesem Falle bitte ich dich um Nachsicht. Ich werde natürlich nicht lügen.«
»Gut … Voldemort sagte, er hätte meine Mutter nur getötet, weil sie ihn daran hindern wollte, mich zu töten. Aber warum wollte er mich überhaupt töten?«
Dumbledore seufzte diesmal sehr tief.
»Herrje, gleich das Erste, was du mich fragst, kann ich dir nicht sagen. Nicht heute. Nicht jetzt. Eines Tages wirst du es erfahren … schlag es dir erst einmal aus dem Kopf, Harry. Wenn du älter bist … Ich weiß, das hörst du gar nicht gern … wenn du bereit bist, wirst du es erfahren.«
Und Harry wusste, dass es keinen Zweck hatte, zu streiten.
»Aber warum konnte Quirrell mich nicht berühren?«
»Deine Mutter ist gestorben, um dich zu retten. Wenn es etwas gibt, was Voldemort nicht versteht, dann ist es Liebe. Er wusste nicht, dass eine Liebe, die so mächtig ist wie die deiner Mutter zu dir, ihren Stempel hinterlässt. Keine Narbe, kein sichtbares Zeichen … so tief geliebt worden zu sein, selbst wenn der Mensch, der uns geliebt hat, nicht mehr da ist, wird uns immer ein wenig schützen. Es ist deine bloße Haut, die dich schützt. Quirrell, voll Hass, Gier und Ehrgeiz, der seine Seele mit der Voldemorts teilt, konnte dich aus diesem Grunde nicht anrühren. Für ihn war es eine tödliche Qual,
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