Harry Potter und die Kammer des Schreckens
stolzierten aus dem Laden.
»Du hättest ihn gar nicht beachten dürfen, Arthur«, sagte Hagrid und riss Mr Weasley beinahe von den Füßen, während er dessen Umhang zurechtzupfte. »Verdorben bis ins Mark, die ganze Familie, das weiß doch jeder – einem Malfoy darf man nicht zuhören – schlechtes Blut, das ist es – kommt jetzt – lasst uns von hier verschwinden.«
Der Verkäufer machte Anstalten, sie aufzuhalten, doch er reichte kaum bis zu Hagrids Hüfte und schien es sich anders zu überlegen. Die Grangers, vor Schreck zitternd, und Mrs Weasley, außer sich vor Zorn, eilten durch die Straße.
»Ein gutes Beispiel für deine Kinder – sich in aller Öffentlichkeit zu prügeln – was muss bloß Gilderoy Lockhart gedacht haben –«
»Er war begeistert«, sagte Fred, »hast du ihn nicht gehört, als wir gegangen sind? Er hat den Typen vom Tagespropheten gebeten, ja die Schlägerei nicht zu vergessen – das sei die beste Werbung –«
Es war ein niedergeschlagenes Grüppchen, das sich auf den Weg zum Kamin im Tropfenden Kessel machte, von wo aus Harry, die Weasleys und all ihre Einkäufe mittels Flohpulver zum Fuchsbau zurückreisten. Sie verabschiedeten sich von den Grangers, die den Pub in Richtung Muggelstraße verließen; Mr Weasley wollte sie gerade fragen, wie es an Bushaltestellen zuging, verstummte jedoch sofort beim Anblick von Mrs Weasleys Miene.
Harry nahm die Brille ab und verstaute sie sicher in seiner Tasche, bevor er eine Prise Flohpulver nahm. Das war bestimmt nicht seine Lieblingsart zu reisen.
Die Peitschende Weide
Die Sommerferien gingen zu Ende, viel zu schnell nach Harrys Geschmack. Zwar freute er sich auf Hogwarts, doch dieser Monat im Fuchsbau war der glücklichste seines Lebens gewesen. Es fiel ihm schwer, Ron nicht zu beneiden, wenn er an die Dursleys dachte und daran, wie sie ihn wohl willkommen heißen würden, wenn er das nächste Mal im Ligusterweg auftauchte.
An ihrem letzten Abend zauberte Mrs Weasley ein üppiges Mahl aus Harrys Lieblingsspeisen, gekrönt von einem leckeren Siruppudding. Fred und George rundeten den Abend mit einer kleinen Vorstellung ihres Filibuster-Feuerwerks ab; sie füllten die Küche mit roten und blauen Sternen, die mindestens eine halbe Stunde lang zwischen Wänden und Decke hin und her schossen. Dann war es Zeit für den letzten Becher heißen Kakao und fürs Bett.
Am nächsten Morgen brauchten sie recht lange, um in die Gänge zu kommen. Schon beim ersten Hahnenschrei wachten sie auf, doch merkwürdigerweise hatten sie alle noch eine ganze Menge zu erledigen: Mrs Weasley hetzte schlecht gelaunt herum und suchte Sockenpaare und Federkiele zusammen. Halb angezogen und mit angebissenen Toastscheiben in den Händen rannten sie ständig auf den Treppen ineinander, und Mr Weasley brach sich beinahe den Hals, als er Ginnys Koffer über den Hof zum Auto schleppte und dabei über ein verirrtes Huhn stolperte.
Harry konnte sich nicht vorstellen, wie acht Leute, sechs gewaltige Koffer, zwei Eulen und eine Ratte in einen kleinen Ford Anglia passen sollten. Er hatte natürlich nicht mit Mr Weasleys Sonderausstattung gerechnet.
»Kein Wort davon zu Molly«, flüsterte er Harry zu, als er den Kofferraum öffnete und ihm zeigte, dass er magisch vergrößert war, so dass die Koffer problemlos hineinpassten.
Als Harry, Ron, Fred, George und Percy endlich bequem auf der Rückbank Platz genommen hatten, spähte Mrs Weasley durch die Scheibe ins Wageninnere:
»Die Muggel können doch mehr, als wir ihnen zutrauen, nicht wahr?« Sie und Ginny nahmen auf dem Vordersitz Platz, der sich auf die Größe einer Parkbank ausgedehnt hatte. »Von außen kommt man nie auf den Gedanken, dass drinnen so viel Platz ist, oder?«
Mr Weasley ließ den Motor an und sie fuhren gemächlich über den Hof. Harry warf einen letzten Blick zurück aufs Haus. Er hatte kaum Zeit, sich zu fragen, wann er es wieder sehen würde, als sie auch schon anhielten: George hatte seine Kiste mit Filibuster-Feuerwerk vergessen. Fünf Minuten später kehrten sie mit quietschenden Reifen auf den Hof zurück, und Fred rannte los, um seinen Besen zu holen. Und sie waren kurz vor der Autobahn, als Ginny schreiend verkündete, sie habe ihren Taschenkalender vergessen. Als sie endlich wieder in den Wagen stieg, waren sie schon sehr spät dran und die Gemüter waren gereizt.
Mr Weasley blickte auf die Uhr und dann zu seiner Frau hinüber.
»Molly, Liebling –«
»Nein, Arthur –«
»Kein
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