2. überarbeitete Auflage April 2012, Burscheid HGM Druck Burscheid
[email protected] Alle Rechte Vorbehalten © 2011 Giovanna Lombardo Marrocu
Für eine starke Frau:
Grazia Santonocito
Als ich begann dieses Buch zu schreiben, gab es einen Menschen, der den Glauben an mich gerade erst gefunden hatte. Leider musste dieser Mensch gehen, bevor ich mit dem Buch fertig war.
Nonnina, dieses Buch widme ich dir, denn auch wenn du nicht mehr da bist, ist ein Teil von dir in meinem Herzen fest verankert.
Ich vermisse dich.
(Nonnina, sette e mezzo)
mit seinen sieben Territorien:
Capan, Trianda, Kalander, Nalada, Cavalan und Vrehan
„Deine Seele wird immer nach seiner Seele suchen, damit ihr eins seid und verbunden"
Luzia
Die Angst, die in einem entstehen kann und fast umbringt, sollte ich spüren lernen.
Ich saß - wie jeden Morgen, wenn die Sonne aufging - in meinem Zimmer an meinem Schreibtisch und schrieb in meinem Tagebuch die Ereignisse, die ich am Tag zuvor erlebt hatte.
Es ist nicht so, dass in meinem bisherigen Leben viel Wichtiges oder Interessantes passiert wäre, aber meine Gedanken waren grenzenlos und wie so oft schwebte ich in meiner Fantasiewelt, die mir viel realer schien als mein wahres Leben.
Mein Name lautet Charisma Gioia DiSole.
Ich bin 19 Jahre alt und hatte das Glück, behütet und behutsam aufgewachsen zu sein, denn ich konnte meine Kindheit voll auskosten. Als jüngstes von sieben Kindern lebte ich mit meiner Familie auf einem Bauernhof, außerhalb des Dorfes Salin, im Territorium Kalander, an der Grenze zu Falan. Hinter unserem Haus erstreckt sich der Wald der Schleier.
Meine Familie lebte seit Generationen in Kalander.
Kalander ist übrigens das größte Territorium von Galan.
Es gibt noch sechs weitere Territorien, die zu Galan gehören und von anderen Völkern bewohnt werden. Und diese Völker sind anders als wir.
Wie anders?
Das wusste ich nicht so genau, weil nur den Herrschern, Gesandten und Kriegern erlaubt wurde, andere Territorien zu bereisen. An den Grenzen zu den Territorien gab es Portale mit Brücken. Nur über diese Brücken gelangte man in die benachbarten Territorien. Sie wurden streng bewacht, und nur die Herrscher besaßen dazu Schlüssel.
Ich hatte viele Geschichten über die anderen Völker gehört. In einem waren sie sich einig, die Bewohner des Territoriums Capan, die sogenannten Capitaner, hatten den schlechtesten Ruf. Sie waren abgrundtief böse und wurden wegen ihres grauenhaften Aussehens als grauenvolle Monster beschrieben.
Dass sich eines Tages mein bisheriges Leben wegen den Ca-pitanern schlagartig ändern würde, konnte ich noch nicht ahnen.
Oder vielleicht doch?
1. Kapitel
Die Sonne wärmte mein Gesicht, als ich immer noch an meinem Schreibtisch saß und nach draußen blickte. Ich hatte die Ereignisse des gestrigen Tages schon in mein Tagebuch beschrieben, ganze fünf Zeilen. Großartiges passierte mir nie. Jeder Tag ähnelte dem vorherigen.
Auf dem Bauernhof gab es immer viel Arbeit, so dass auch wir Kinder helfen mussten. Ich kümmerte mich um Fütterung der Tiere und unterstützte zudem meine Mutter im Haushalt. Nachmittags durfte ich mich meiner Lieblingsbeschäftigung, dem Blumengarten, widmen. Er war von einem weißen Gartenzaun umrahmt. Neben dem großen Gemüsebeet hatte ich ein kleines, aber feines Blumenbeet angelegt. Ich hegte und pflegte es, um mich an den prächtigen Farben der verschiedenen Blüten ergötzen zu können.
Immer, wenn mein Vater und meine älteren Brüder in Kalander unterwegs waren, um unsere Waren auf den Märkten zu verkaufen, brachten sie mir Blumenzwiebeln oder Samen aus den unterschiedlichsten Orten mit.
Ich hatte viele Blumen rund um unseren Brunnen gepflanzt und auch Beete entlang der Wege angelegt. Neben dem Brunnen stand eine kleine weiße Holzbank. Dort konnte ich stundenlang sitzen und lesen, obwohl ich nur wenige Bücher besaß, denn die waren bei Bauernfamilien nicht üblich. Das Lesen war mehr etwas für Städter und die Reichen, die sich ein Studium auf einer der Universitäten leisten konnten.
Mein Großvater, ein Gelehrter, unterrichtete als Lehrer die reichen Kinder, trotzdem war es ihm wichtig, dass seine Familie das Lesen und Schreiben beherrschte. So brachte er mir regelmäßig Bücher mit. Leider starb er, als ich dreizehn Jahre alt war. Seine alten Bücher sahen schon sehr abgenutzt aus, aber das war mir egal, denn ich kannte sie in- und auswendig. Durch das Lesen gelangte ich in