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Harte Schule

Harte Schule

Titel: Harte Schule Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christine Lehmann
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das vorzuhalten, und dann hast du nicht einmal den Mumm, es selbst zu tun, eine meiner eigenen Mitarbeiterinnen muss für dich reden. Was bist du nur für ein aalglatter Feigling, wirklich, ich bin menschlich schwer enttäuscht.«
    Richard blickte zu Boden. Er hielt grundsätzlich niemanden des Mordes für fähig.
    »Ach tu doch nicht so, Hermann!«, schnappte Margot Müller-Elsäßer plötzlich. »Und du auch nicht, Richard. Was seid ihr für erbärmliche Helden, alle beide. Mädels, das ist das Einzige, was euch interessiert, törichte, junge, dumme Mädels. Du, Hermann, du ziehst mit Volontärinnen herum, aber wenn ich mich mal zehn Minuten mit einem anderen Mann unterhalte, führst du dich auf wie ein Kind, dem man das Nuckelfläschchen weggenommen hat. Dabei geht es dir gar nicht um mich. Ich bin dir scheißegal. Du willst doch nur das Haus nicht verlieren und deine Yacht auf dem Bodensee und all die Speichellecker, die im Tennisclub um dich herumscharwenzeln, weil du das Geld mit vollen Händen rausschmeißt, mein Geld, hörst du, mein Geld. Glaubst du denn, dass ich das nicht genau weiß? Ihr Männer seid so durchschaubar. Ihr schimpft euch Herren der Schöpfung und benehmt euch auch so. Ihr wollt alles haben und beherrschen und über alles richten, dabei reicht euer Verstand nicht einmal aus, eure sinnlosen Taten sauber und ordentlich zu Ende zu bringen. Der arme Marquardt. Sogar den Korkenzieher musste ich ihm am andern Morgen aus der Brust ziehen. Der Hausmeister war so kopflos, dass er nicht gemerkt hat, wie ich das Ding aus dem Schulhof warf.«

28
     
    Richard fröstelte, trotz der potenten Standheizung in seinem Wagen. Die Außenbeleuchtung von Elsäßers Haus war längst verloschen. Dunkel lag die Rotdornstraße vor uns.
    Ich war nicht böse, dass Richard das Haus fluchtartig verlassen hatte, um erst in seinem Wagen zu telefonieren. In der Hölle hinter den unbeweglich hellen Fenstern der Villa wollte ich jetzt auch nicht schmoren, bis die Polizei kam. Wir hätten genauso gut wegfahren können, denn Richard hätte Elsäßer nicht an der Flucht gehindert, ich ebenso wenig. Abgesehen davon, dass ein Mann wie Elsäßer nicht floh. Wohin auch?
    »Schlechter hätte es gar nicht laufen können«, bemerkte ich, um etwas zu sagen. »Eine Beziehungstat klärt die Soko normalerweise in 24 Stunden auf. Was ist da nur schiefgegangen?«
    »Ich weiß es nicht. Das war nie mein Fall.« Er blickte mich an. »Der entscheidende Fehler war, dass ich aus ganz persönlichen Gründen glaubte, dich davon abhalten zu müssen, im Schulhofmord Eigenrecherche zu betreiben.«
    »Warum?«
    Er blickte zur Frontscheibe hinaus. »Weil zufällig an diesem Morgen der Steuerfahnder, der die Anzeige Marquardt gegen TVCinema bearbeitete, mit einem Sachbearbeiter vom Finanzamt an der Bushaltestelle stand – er hatte wegen Glatteis seinen Wagen zu Hause gelassen – und auf diese Weise erfuhr, dass die beiden Polizeimeister Zabel und Juncker aus dem Revier Cannstatt im Club in der Wörrishofener Straße einer steuerpflichtigen Nebentätigkeit nachgingen. Der Steuerfahnder hatte einen Termin mit mir und erzählte es mir. Diesen Club hatte Marquardt erwähnt. Damit schien mir auf einmal auch klar, warum jede Durchsuchung des Clubs – immer von Fuhr richterlich beantragt und durchgeführt mit Unterstützung der Schutzpolizei vom Revier Cannstatt – ohne Ergebnis blieb. Zabel und Juncker warnten den Club nach der Einsatzbesprechung. Polizisten desselben Reviers waren auch als Erstes am Tatort im Paul-Häberlin-Gymnasium, ehe die Kriminalpolizei übernahm. Wenn aber die Polizei einen Lehrer ermordet, dachte ich, dann ist das tödlich für eine allzu forsche Journalistin, vor allem wenn ein ganzes Revier mit drinhängt. Ein Irrtum, wie sich inzwischen herausgestellt hat, denn Zabels und Junckers Kollegen haben heute blitzschnelle Ermittlungsarbeit geleistet – besser als die durch Becksteins Machenschaften verrottete Kriminalpolizei in diesem Fall – und Zabel und Juncker als diejenigen isoliert, die an die Schließfächer der Kollegen gegangen waren, um eine Dienstwaffe zu entwenden, für den Anschlag auf mich zu benutzen und wieder zurückzulegen.«
    »Dann siehst du inzwischen ein, dass der Anschlag dir galt.«
    »Das war mir sofort klar. Und auch, dass jemand versuchte, dich in die Finger zu kriegen, nämlich Beckstein.« Er richtete seine asymmetrischen Augen auf mich. »Ich hatte eine scheiß Angst um dich, das kann ich dir

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