Haschen mit Hexen
mir nur gelegen. Sie
reichte mir ein Glas, nahm ihr eigenes mit zur Couch und ließ sich darauf
nieder.
»Ich
weiß«, stellte sie sachlich fest, »daß Sie vor Neugier platzen. Sie wollen vor
allem wissen, weshalb Brenda mich angerufen und über Sie informiert hat, und
wieso Kirk hier sein und alles mit anhören konnte.«
»Und
drittens«, fuhr ich fort, »möchte ich gerne wissen, weshalb Sie ihm nicht
gleich die Augen ausgekratzt haben.«
»Wie
bitte?« Ihre blauen Augen waren begriffsstutzig.
Ich stellte mein Glas auf den kleinen
Couchtisch, beugte mich vor, legte beide Hände um ihre Brüste und drückte sanft.
Sie reagierte prompt und eindeutig: einen Sekundenbruchteil später hatte ich
den Inhalt ihres Glases im Gesicht.
»Verstehen Sie jetzt, was ich meine?« murmelte
ich und wischte mir das Gesicht mit dem Taschentuch. »Ihre Reaktion eben war
total anders als vorhin bei Kirk.«
»Was ist los mit Ihnen?« fragte sie verblüfft.
»Sind Sie vielleicht ein Sexualverbrecher?«
»Also — warum haben Sie ihm nicht genauso prompt
die Augen ausgekratzt, wie Sie mir Ihr Glas ins Gesicht gekippt haben?«
beharrte ich.
»Die Antwort darauf lautet, daß Kirk mir eine
Höllenangst einjagt, Sie aber nicht«, sagte sie. »Wissen Sie genau, daß Sie
meine — mich nur deshalb angefaßt haben, um meine Reaktion zu testen?«
»Warum reden wir nicht von was anderem?«
meinte ich erschöpft. »Ich hole Ihnen einen neuen Drink.«
Als ich ihr das gefüllte Glas zurückbrachte,
schenkte sie mir ein halbes Lächeln und brütete dann vor sich hin.
»Ich kann es mir nicht erklären, wieso Kirk
genau fünf Minuten vor Brendas Anruf hier hereinschneite«, meinte sie langsam.
»Ich möchte ja gern glauben, daß es Zufall war, aber Zufälle passen irgendwie
nicht zu Kirk Mulvanes Lebensstil. Er läßt es nicht
dazu kommen, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
»Nein, verstehe ich nicht«, grunzte ich.
»Habe ich auch nicht anders erwartet.« Sie
nahm einen Schluck Martini. »Diese Fotos, auf denen Amanda sich als Hexe
aufführt... Brenda hat mir davon erzählt. Sehen sie echt aus?«
»Wie können Fotos, auf denen jemand Hexe
spielt, echt aussehen?«
»Amanda ist zu allem imstande, wenn es sie nur
aufregt«, sagte sie mehr zu sich selbst. »Ich weiß nicht, ob ich Ihnen
weiterhelfen kann, Mr. Holman . Es ist lange her, seit
ich sie das letztemal gesehen habe.«
»Glauben Sie, sie könnte in San Lopar sein?«
»Oder in Mexiko«, sagte sie grob, »in London
oder Paris.«
»Sie sind mir wirklich eine große Hilfe«,
nickte ich.
»Wollen Sie nach San Lopar hinunterfahren und nach ihr suchen?«
Ich hob die Schultern. »Was denn sonst?«
»Dürfte ich mitkommen?« Sie dachte eine Weile
darüber nach, dann nickte sie nachdrücklich. »Jedenfalls wäre es besser, als
die ganze Zeit hier herumzusitzen und Zustände zu kriegen, bloß weil Kirk
wieder in der Stadt ist.«
»Aus welchem Grund sollte ich Sie denn
mitnehmen?«
»Weil ich mal Amandas beste Freundin war«,
antwortete sie glatt, »und Ihnen ein paar Tips geben
kann, worauf sie steht. Ich könnte Ihnen noch sehr von Nutzen sein.«
»Also gut«, stimmte ich zu. »Ich hole Sie in
einer Stunde ab.«
Entschlossen schüttelte sie den Kopf. »Ich
hole Sie in einer Stunde ab, Mr. Holman . Wenn jemand
anderer am Steuer sitzt, macht mich das halb wahnsinnig vor Angst.« In unbewußt sinnlichem Reflex fuhr sie sich mit der Zunge über
die Lippen. »Ich packe einen kleinen Koffer für die Reise. Schätze doch, daß
wir irgendwo übernachten müssen?«
Dieser
Gedanke beschäftigte mich während der kurzen Rückfahrt zu meinem kleinen
Statussymbol in Beverly Hills. Ich warf ein paar Sachen in einen Koffer, dann machte
ich mir einen Drink. Etwa fünf Minuten später läutete das Telefon, und ich hob
nach dem dritten Ruf ab.
»Mr.
Holman?« fragte eine rauhe Frauenstimme.
»Aber
sicher«, bestätigte ich.
»Hier
spricht Ihr freundliches Heinzelmännchen. Sie brauchen Hilfe bei der Suche nach
Amanda Mulvane, Mr. Holman, und ich werde so großzügig sein und sie Ihnen
gewähren — gratis.«
»Vielen
Dank«, sagte ich verblüfft, »jedenfalls einstweilen.«
»Diese
ordinären Fotos von Amandas Hexenshow wurden in San Lopar aufgegeben«, fuhr die Stimme fort. »Und der Mann dort unten, den Sie aufsuchen
sollten, heißt Ed Cronin.«
»Wer
ist denn das?«
»Ein
mieser und spinniger Zeitgenosse«, erzählte sie
geläufig. »Sie beide sollten füreinander entbrennen wie zwei
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