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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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die Schmerzen und das Entsetzen, und ich erinnere mich nur an die Zeit, in der wir alle beieinander waren, und ich mich glücklich, zum ersten und letzten Mal in meinem Leben vollständig glücklich fühlte. Jene Träume durchzieht Thyra wie ein fremdartiges, schönes Tier, aber sanft und gezähmt, wie sie in jenen Tagen war: zart, friedlich und liebevoll. Beltran ist auch da, feurig und begeistert von dem Traum, der uns alle angesteckt hatte, mein Freund und fast mein Bruder. Auch Kadarin ist immer dort, und in meinen Träumen lächelt er freundlich, ein Hort der Stärke, der uns alle aufrichtet, wenn wir straucheln. Und Rafe, der Sohn, den ich niemals haben werde, immer an meiner Seite, den Blick zu mir emporgerichtet.
Und Marjorie.
Marjorie ist in jenen Träumen immer neben mir. Aber über Marjorie kann ich nichts sagen. Nur daß wir zusammen und ineinander verliebt waren, wenn die Furcht auch schon einen kleinen, kleinen Schatten warf, wie der eisige Hauch eines noch nicht sichtbaren Gletschers. Ich wollte sie haben, gewiß, und ich haßte die Tatsache, daß ich sie nicht einmal leicht berühren durfte. Aber es war nicht so schlimm wie ich befürchtet hatte. Psi verzehrt soviel an Energie und Kraft, daß kaum etwas anderes übrigbleibt. Ich war in jedem wachen Augenblick bei ihr, und das war genug. Fast genug. Und auf den Rest konnten wir warten. Ich wollte ein fähiges Team, daher arbeitete ich Tag für Tag mit ihnen und versuchte, uns in einen funktionierenden Zirkel zu formen, der präzise aufeinander abgestimmt miteinander arbeiten konnte. Noch arbeiteten wir mit kleinen Matrizes. Bevor wir uns verbanden und die Kraft der großen Matrix anriefen, mußten wir absolut, ohne verborgene Schwächen, aufeinander eingestimmt sein. Ich hätte mich in einem Zirkel von sieben oder acht Personen, wie auf dem Arilinn, sicherer gefühlt. Fünf Menschen bilden nur einen kleinen Zirkel, selbst wenn Beltran von außen als Psi-Monitor arbeitete. Aber Thyra und Kadarin waren stärker als die meisten auf dem Arilinn - ich hatte erkannt, daß beide stärker als ich waren, wenn ich auch mehr Fertigkeiten und Training besaß -, und Marjorie war ein phantastisches Talent. Auch auf dem Arilinn hätte man sie schon am allerersten Tag zur potentiellen Bewahrerin bestimmt.
Mit der allmählichen Verschmelzung unserer Gedanken war zwischen uns tiefe Wärme, Zuneigung, ja selbst Liebe entstanden. Es war immer so, wenn sich ein Zirkel aufbaute. Es war enger als die Intimität innerhalb einer Familie, näher als sexuelle Liebe. Es war ein Verschmelzen, als lösten wir uns ineinander auf. Jeder trug seinen Teil dazu bei, der individuell und einzigartig war, und irgendwie bildete die Vereinigung von uns mehr als die bloße Summe der Teile.
Doch die anderen wurden langsam ungeduldig. Thyra formulierte schließlich, was wir alle wissen wollten.
„Wann beginnen wir, mit der Sharra-Matrix zu arbeiten? Wir sind bereit dafür, besser könnte es nicht sein.”
Ich erhob Einwände. „Ich hatte gehofft, noch andere zu finden, die mit uns arbeiten können. Ich weiß nicht, ob wir allein mit einer neunschichtigen Matrix fertig werden.” Rate fragte: „Was ist eine neunschichtige Matrix?”
„Im allgemeinen”, sagte ich trocken, „kann man nur zu neun Personen sicher mit dieser Matrix arbeiten. Und mit einer guten, vollausgebildeten Bewahrerin.”
„Ich habe doch gesagt, wir hätten Thyra nehmen sollen”, meinte Kadarin.
„Darüber möchte ich mit dir nicht streiten. Thyra ist ein sehr starker Telepath. Sie ist eine exzellente Technikerin und Mechanikerin. Aber sie ist keine Bewahrerin.”
Thyra fragte: „Wie genau unterscheidet sich die Bewahrerin von allen anderen Telepathen?” Ich versuchte, in Worte zu kleiden, was sie nicht begriff. „Eine Bewahrerin stellt die zentrale Kontrolle im Zirkel dar. Ihr habt das alle schon gesehen. Sie hält die Kräfte zusammen. Wißt ihr, was Energone sind?”
Nur Rate versuchte eine Antwort. „Sind das die kleinen Wellendinger, die ich sehe, wenn ich in die Matrix blicke?”
Das war übrigens eine gute Antwort. Ich sagte: „Es ist ein rein theoretischer Name für etwas, von dem niemand sicher weiß, daß es existiert. Man hat es als den Teil des Gehirns festgelegt, der die Psi-Kräfte kontrolliert und eine bestimmte Energie ausstrahlt, die wir Energone nennen. Wir können beschreiben, was sie tun, wenn wir sie auch selber nicht richtig definieren können. Sie werden, wenn sie durch eine Matrix gerichtet

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