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Hasturs Erbe - 15

Hasturs Erbe - 15

Titel: Hasturs Erbe - 15 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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als er klein war. Sie ging hin und her, hin und her, in einer hohen Halle mit Bogendecke und blauen Fenstern und sang ihm mit rauher Stimme etwas vor… Er schüttelte den Kopf, um sich von dieser Illusion zu befreien. Sie saß, immer noch den Kopf über die Matrix gebeugt, und war wieder erwachsen, doch der Kontakt war noch sehr eng, beschützend, wann. Einen Moment dachte er, er müsse weinen und sich an sie klammem, wie er es früher getan hatte.
Javanne sagte leise: „Schau in die Matrix. Habe keine Angst Diese hier ist auf niemand anders eingestimmt. Meine hat dir weh getan, weil du nicht mit ihr übereinstimmst. Sieh hinein, konzentriere deine Gedanken darauf. Bewege dich nicht, bis du die Lichter drinnen erwachen siehst…”
Er versuchte bewußt, sich zu entspannen. Er merkte, wie er jeden Muskel angesichts der erwarteten Schmerzen angespannt hatte. Schließlich blickte er in den blassen Edelstein und spürte lediglich einen kleinen Schock des Erkennens. Irgend etwas im Inneren der Matrix glänzte schwach. Er konzentrierte seine Gedanken darauf, streckte sie fühlend aus, weiter… tief, tief hinein. Etwas regte sich, zitterte, flammte zu einem lebendigen Funken auf. Dann war es, als habe er Kohlen im Feuer angeblasen. Der Funke wurde zum leuchtend blauen Feuer, das mit jedem Puls seines Blutes zuckte. Aufregung stieg in ihm hoch, fast wie sexuelle Erregung.
„Genug”, sagte Javanne. „Schau rasch weg, sonst wirst du gefangen.”
Nein, nein, noch nicht… Zögernd riß er die Augen fort. Sie sagte: „Fang langsam an. Blicke jedes Mal nur wenige Minuten hinein, bis du es beherrschen kannst, andernfalls wird es dich beherrschen. Die wichtigste Lektion ist, daß du sie immer beherrschen mußt und niemals dulden darfst, kontrolliert zu werden.”
Regis schenkte der Matrix einen letzten Blick und wickelte sie mit einem sonderbaren Gefühl des Bedauerns wieder ein. Er spürte, wie Javannes Berührung/Umarmung schwand. Sie sagte: „Du kannst damit tun, was du willst, aber ohne Ausbildung ist das nicht viel. Sei vorsichtig. Du bist gegen die Schwellenkrankheit noch nicht immun, und sie kann zurückkehren. Spielen denn ein paar Tage eine so große Rolle? Neskaya ist doch kaum weiter als eine Tagesreise entfernt.”
„Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, doch ich habe das Gefühl, daß jede Minute eine Rolle spielt. Ich habe Angst, Javanne, Angst um Danilo, Angst um uns alle. Ich muß jetzt gehen, heute abend noch. Kannst du mir ein paar alte Reitkleider von Gabriel heraussuchen? Dies hier wird in den Bergen zuviel Aufmerksamkeit auf sich ziehen. Und kannst du mir von den Frauen Essen für ein paar Tage zurechtmachen lassen? Ich will die Städte meiden, wo man mich erkennen könnte.”
„Ich werde es selbst tun. Nicht nötig, daß die Frauen dich sehen und klatschen.” Sie ließ ihn bei den vernachlässigten Resten des Abendessens zurück und ging, die Sachen zu holen. Er verspürte keinen Hunger, stopfte jedoch pflichtschuldig eine Scheibe von dem gebratenen Geflügel und Brot in sich hinein. Als Javanne zurückkam, trug sie seine Satteltaschen und einen alten Anzug von Gabriel bei sich. Sie verließ ihn wieder, damit er sich beim Feuer umkleiden konnte. Dann folgte er ihr hinab in eine verlassene Küche. Sie ging herum, packte getrocknetes Fleisch, Brot, Kekse und Trockenfrüchte zusammen. Sie steckte ihm ein kleines Kochgerät in die Satteltasche und sagte, Gabriel nähme es immer auf Jagdausflüge mit. Still beobachtete er sie. Er fühlte sich der wenig vertrauten Schwester näher als im Alter von sechs Jahren, als sie das Haus verließ, um zu heiraten. Er wünschte, er wäre noch so jung, um sich an ihre Röcke hängen zu können, wie er es damals getan hatte. Eiskalte Furcht ergriff ihn und dann der Gedanke: Bevor sich ein Comyn-Erbe einer Gefahr aussetzt, muß er einen Erben zeugen. Er hatte sich bisher geweigert, auch nur daran zu denken, wie sich auch Dyan geweigert hatte. Er wollte nicht einfach ein Glied in der Kette sein, der Sohn seines Vaters, der Vater seiner Söhne. Etwas in ihm rebellierte tief und stark bei dem Gedanken an das, was er tun mußte. Was sollte es? Wenn er nicht zurückkam, würde es keine Rolle spielen. Einer von Javannes Söhnen würde zu seinem Erben ernannt werden… Er konnte nichts tun, nichts sagen …
Er seufzte. Dazu war es zu spät. Er war zu weit gegangen. Er sagte: „Noch etwas, Schwester. Ich gehe fort und kehre vielleicht nie zurück. Du weißt, was das

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