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Hauchnah

Hauchnah

Titel: Hauchnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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Körpergröße. Selbst jetzt fühlte sie sich sicher, sicherer als in Jases Gesellschaft.
    Das war Unsinn. Sie hatte Jase angerufen, weil sie sich nicht mit ihren verrückten Reaktionen auf Mac herumplagen wollte, nicht nach dem, was sie gerade durchgemacht hatte. Doch jetzt wollte sie diese verrückten Reaktionen auskosten. Ihr wurde warm am ganzen Körper, und ihre Lider wurden schwer. Sie war versucht, sich schlafen zu legen. Ihn zu bitten, sich zu ihr zu legen. Sie in die Arme zu nehmen.
    Was war los mit ihr? Warum beschäftigte sie sich so zwanghaft mit diesem Mann?
    „Natalie?“, hakte er nach, erinnerte sie an seine Fragen.
    Sie hatte Mühe, sich auf das Gespräch zu konzentrieren. Darauf, dass jemand sie umbringen wollte.
    „Er ist mir nur einmal nahe gekommen, als er mir beim Einsteigen half. Aber ich …“ Sie biss sich auf die Unterlippe. „Ich habe nicht auf ihn geachtet, weil ich abgelenkt war.“ Verunsichert, weil sie ihren Stock hatte fallen lassen, und verlegen. „Trotzdem würde ich sagen, er war ein paar Zentimeter kleiner als Sie.“
    Aber so breit war er nicht gewesen. Und er hatte auch nicht Macs von Natur aus selbstbewusste Haltung.
    „Die Stimme?“
    „Weder sehr tief noch sehr hoch. Da war noch was …“ Sie straffte sich. „Er hat gesummt. ‚Singing in the Rain.‘ Sie wissen schon, den Song aus dem Film mit Gene Kelly. Er wurde sauer, als ich ihn danach fragte.“
    „Wie sauer?“
    „Er sagte, ich solle die Klappe halten.“
    „Und das haben Sie dann natürlich getan.“
    Sie kniff die Augen zusammen und hoffte, es würde ihr ein böses Aussehen verleihen. „Soll das ein Witz sein?“ Denn so hatten seine Worte sich angehört. Hatte sie sich den leicht scherzhaften Ton nur eingebildet?
    „Sonst noch was?“
    Sie überlegte, schüttelte den Kopf, dann fiel ihr doch noch etwas ein. „Moment. Seine Hände. Ich erinnere mich an seine Hände. Sie waren groß und schwielig. Als ob er schwer mit den Händen arbeitet. Vielleicht als Schreiner. Oder Bauarbeiter.“
    „Okay, gut. Das ist gut.“ Sie hörte ein kratzendes Geräusch und verstand, dass er sich Notizen machte. Dass er Block und Bleistift anstelle seines Handys oder eines elektronischen Organizers benutzte, fand sie aufschlussreich. Er war bewandert genug, um im Internet über sie zu recherchieren, aber gleichzeitig so altmodisch, dass er gern von Hand schrieb. Das machte ihn für sie noch attraktiver. Duncan war besessen von seinem Blackberry, selbst wenn sie verabredet gewesen waren. Sogar im Bett.
    „Seit wann sind Sie geschieden?“ Im selben Moment riss sie die Augen auf. Was sollte das?
    Das Kratzen setzte kurz aus.
    „Seit knapp einem Jahr.“
    Sie sagte nichts darauf. Was hätte sie auch sagen sollen? Sie war entsetzt über ihr vorlautes Mundwerk. Jetzt musste er wirklich denken, sie wäre liebebedürftig. Liebebedürftig und verzweifelt.
    Vielleicht traf das zu. Warum sonst verglich sie die Breite von Agent McKenzies Schultern mit der eines Verbrechers oder fragte ihn, seit wann er geschieden war?
    Sie war immer noch damit beschäftigt, sich zu maßregeln, als leise Worte an ihr Ohr drangen. „Ich bin Single und zu haben. Falls Sie das wissen wollten.“
    Ihre Wangen glühten. Trieb er ein Spielchen mit ihr, oder wollte er es sie wissen lassen, weil er auch an ihr interessiert war? War das wichtig? Sie wollte ihn nicht begehren. Wollte sich nicht mit jeder Faser ihres Seins nach ihm sehnen.
    Und doch hatte sie auf diese Gefühle keinen Einfluss.

13. KAPITEL
    M ac beobachtete Natalies Mienenspiel, während sie seine unverschämte Bemerkung verarbeitete. Er stand selbst noch unter Schock. Er wusste nicht, warum er das gesagt hatte. Um sie zu erschrecken? Um Schlüsse aus ihrer Reaktion zu ziehen? Egal. Er musste die Sache wieder auf Kurs bringen.
    „Ich will damit sagen, dass ich zur Verfügung stehen würde, wenn ich eine Beziehung wollte. Ich will aber keine. Eine Beziehung ist das Letzte, was ich mir wünsche.“
    Sie sah ihn eindringlich an oder vielmehr, sie blickte in seine Richtung und räusperte sich dann. „Wie kommt’s?“
    „Ich eigne mich nicht für Beziehungen. Das trifft auf die meisten Polizisten zu. Und ich bin offenbar ganz besonders ungeeignet. Da können Sie jeden fragen, der meine Exfrau kennt.“
    „Sie war der Meinung, dass Sie zu viel arbeiten?“
    „Eher, dass ich meinen Beruf mehr liebe als sie.“
    „Stimmt das?“
    Er wusste, dass er wohl widersprechen sollte, doch er sah sie

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