Hauchnah
blöd.“ Empört lockerte Mac seinen Griff und stand auf. „Vorbehaltlich des Gegenbeweises“, fügte er widerwillig hinzu.
Sie sahen einander sekundenlang angespannt an. „Verdammt.“ Mac fuhr sich durchs Haar, bevor er seine Hand ausstreckte. Nach kurzem Zögern ergriff Jase sie und stand auf.
„Das sagst du jetzt, aber wenn du wüsstest, wie du sie ansiehst …“
Mac wandte den Blick ab, aus Angst, dass Jase mehr sehen könnte, als ihm lieb war. „Ich bewundere sie. Zusätzlich zu ihren Problemen steckt sie in einer verteufelt bösen Situation. Sie jammert nicht, beklagt sich nicht. Sie ist versessen darauf, zu beweisen,dass sie durch ihre Erblindung keine andere geworden ist.“
„Mag sein, dass sie keine andere geworden ist“, urteilte Jase besonnen, „aber ihre Lebensweise muss sich dadurch ändern. Ob es ihr passt oder nicht. Willst du ihr helfen, das zu akzeptieren?“
Seine Verneinung erfolgte spontan, aber dennoch zögerlicher, als er sie noch vor einem Tag angebracht hätte. „Sie braucht meine Hilfe nicht. Eine Frau mit so viel Mut, dass sie aus einem fahrenden Taxi springt, lässt sich von einer Augenkrankheit nicht unterkriegen. Das wird sie irgendwann merken.“
„Das hoffe ich.“ Jase zerrte an seiner Kleidung und wischte den Schmutz ab. Aus den Augenwinkeln warf er einen Blick in Macs Richtung. „Nur damit du es weißt, wenn ich gewollt hätte, wärst du mit mir zu Boden gegangen.“
„Das bezweifle ich nicht.“
Schweigend streckte er Jase die Hand entgegen.
Jase ergriff sie schweigend.
„Ein Glück, das Officer Lafayette so schnell hergekommen ist. Ich weiß nicht, ob du dich sonst so schnell von Natalie hättest losreißen können. Du hast an ihr geklebt wie eine Klette.“
Mac stöhnte kopfschüttelnd, nicht weil er abstreiten wollte, was Jase behauptete, sondern weil … Er drehte sich um und checkte forschend die Umgebung.
„Was ist?“
„Sie hat ein Taxi gerufen, als ihre Freundin nicht aufkreuzte. Unser Täter hat zu Natalie gesagt, er hätte das Taxi vorfahren sehen. Und er hätte den Fahrer zur Rede gestellt, weil er sie hatte warten lassen. Demnach hielt er sich in der Nähe auf, so nahe, dass er den Fahrer überwältigen und das Taxi in seine Gewalt bringen konnte, ohne dass Natalie oder sonst jemand etwas davon mitbekam.“
„Die Polizei hat die Umgebung schon nach potenziellen Zeugen abgesucht. Du hast die Berichte gelesen. Aber …“
„Aber das heißt nicht, dass sie sich vergewissert haben, ob jedes Haus bewohnt ist und Hanes sich nicht in einem der Häuserversteckt hielt.“ Er ließ den Blick von einem Haus zum anderen schweifen. Im Gegensatz zu den modernen Nullachtfünfzehn-Bauten war jedes Haus in Natalies Wohngegend ein exklusives architektonisches Einzelstück mit gepflegtem Garten. Nur ein Rasenstück wirkte verkommen, als wäre es seit mehreren Wochen nicht gemäht worden. Mac betrachtete aus schmalen Augenschlitzen das cremefarbene Haus im Ranch-Stil mit den blauen Fensterläden. Er überquerte die Straße und ging, gefolgt von Jase, auf das Haus zu. Auf einer Seite lag, von Büschen verdeckt, ein Schild mit der Ankündigung einer Zwangsversteigerung, das entweder herabgefallen oder absichtlich versteckt worden war.
„Ich übernehme die Rückseite“, erklärte Jase.
Mac nickte.
Er näherte sich von der Seite her der Eingangstür und drängte sich nahe dem Türgriff an die Wand. Auf der vorderen Veranda und unten am Türrahmen sah er Schmierspuren. Sie sahen aus wie frisches Blut. Rasch zog er die Waffe. „Blutspuren“, rief er Jase zu.
„Verstehe. Die Hintertür wurde aufgebrochen“, kam es von der anderen Hausseite.
Behutsam griff er nach der Türklinke und drückte sie prüfend nach unten; die Tür war nicht verschlossen. Er klopfte. „Polizei. Öffnen Sie.“
Er erhielt keine Antwort.
Immer noch seitlich an die Wand gepresst, drückte er die Klinke vollends herab und stieß die Tür auf. Er fuhr herum und lehnte sich ins Hausinnere, sodass er freie Sicht hatte, aber so gut wie möglich geschützt blieb. Der Teppichläufer, der ins Hausinnere führte, wies weitere Blutflecke auf. „Polizei! Lassen Sie die Waffen fallen und kommen Sie mit erhobenen Händen heraus.“
Auch dieses Mal kam keine Reaktion. Er hörte, wie Jase durch die Hintertür eindrang und sich ebenfalls ankündigte.
Einen Augenblick später rief Jase: „Verdammt. Ich habe den Taxifahrer gefunden.“
Macs Adrenalinspiegel schoss noch weiter in die
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