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Hauchnah

Hauchnah

Titel: Hauchnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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befragen.
    Er hatte reichlich zu tun, grübelte aber immer wieder überseine Entscheidung nach, sich von Natalie fernzuhalten. Macs oberstes Ziel war Alex Hanes’ Verhaftung. Die offensichtlichste Verbindung zu dem Mann war die Frau, die Hanes umbringen wollte, nachdem er ihre Fotos schon in seinen Besitz gebracht hatte. Sich nur wegen ihrer gegenseitigen Anziehung von ihr fernzuhalten, erschien ihm nicht mehr als klug, sondern als feiges Verhalten, das seiner Arbeit in die Quere kommen konnte. Statt ihr aus dem Weg zu gehen, sollte er ihr vielleicht so nahe wie nur eben möglich bleiben. Selbst wenn diese Nähe ihn auf persönlicher Ebene ablenkte.
    Das schrille Klingeln des Telefons ließ ihn zusammenzucken. Er sog scharf die Luft ein, als er die Nummer des Anrufers erkannte. Alex Hanes’ Bewährungshelferin meldete sich endlich bei ihm.
    „McKenzie.“
    „Agent McKenzie, hier ist Cora Concannon vom Bewährungsausschuss in Phoenix.
    „Danke für Ihren Anruf. Gibt es etwas Neues von Hanes?“
    „Nein, tut mir leid.“
    „Haben Sie meine Nachricht über den im Haus einer Frau in Plainville, Kalifornien, gefundenen Kreuzanhänger erhalten?“
    „Ja. Entschuldigen Sie, ich war bis jetzt nicht in der Stadt. Sie sagen, das Kreuz gehört Ihrem Mordopfer?“
    Seinem Mordopfer. So bezogen sich viele Leute oft auf die Toten, deren Mörder Mac verfolgte. Die Formulierung stieß ihm immer wieder unangenehm auf. Sie erinnerte daran, dass er an jedem Fall, den er bearbeitete, persönlich Anteil hatte. Dass er für diejenigen eintrat und sprach, die es selbst nicht konnten.
    „Ganz recht. Lindsay Monroes Vater sagte, Lindsay hätte stets einen Kreuzanhänger getragen, den er ihr geschenkt hatte. Einen Anhänger mit einer äußerst ungewöhnlichen Gravierung: Litsy. Das war ihr Kosename innerhalb der Familie. Der Anhänger wurde mitsamt dem zerrissenen Kettchen im Haus einer Frau gefunden, die gerade überfallen worden war. Ich habe Grund zu der Annahme, jetzt mehr denn je, dass Hanes der Einbrecherwar. Ich vermute, er hat das Kettchen mit Kreuz als eine Art Andenken aufbewahrt.“
    „Vermutlich haben Sie recht.“
    Ihre spontane Zustimmung überraschte ihn. „Wieso sagen Sie das?“
    „Ich habe nur ein paarmal mit Alex gesprochen, bevor er sich aus dem Staub machte, doch bei den Gelegenheiten hat er ziemlich lautstark bekannt, dass er zu Gott gefunden habe. Er hat seinen Wortschatz mit Bibelzitaten angereichert und meinte, seine Haftentlassung und seine strahlende Zukunft verdanke er einer höheren Macht.“
    „Trotzdem ist seine DNA an der Leiche eines sechzehnjährigen Mordopfers gefunden worden. Und ich möchte wetten, auch in dem Haus gegenüber dem der Blinden, die er nur einen Monat später erwürgen wollte.“
    „Eine Blinde? Wie geht es ihr?“
    „Im Augenblick ganz gut.“ Und Mac würde dafür sorgen, dass es so blieb. „Alex ist also fromm geworden. Hat er eine bestimmte Religion erwähnt? Eine Kirche, die er besucht? Einen Seelsorger, mit dem er spricht?“ War es möglich, dass er jemandem unter dem Schutz des Beichtgeheimnisses seine Taten gestanden hatte? Der bloße Gedanke stieß Mac sauer auf. Er befürwortete Spiritualität, glaubte noch an Gott, wenn auch nicht an denselben, den die Sonntagsschule ihm hatte vermitteln wollen.
    Doch in Bezug auf organisierte Religion war er von Natur aus skeptisch. Durch seinen Beruf wusste er, wie oft Menschen, die Gott zu verehren behaupteten, Undenkbares taten und sich auf ihre angeborene Neigung zur Sünde als Entschuldigung beriefen. Ganz abgesehen davon, wie ein Schöpfer derartige Gräuel überhaupt zulassen konnte, erschien es Mac zu billig, dass Verbrecher durch Beichte und Reue von ihren Sünden einfach reingewaschen werden konnten.
    „Nein, Einzelheiten hat er nicht erwähnt. Er wohnte allerdings in einem Resozialisierungszentrum.“
    „Ja, ich erinnere mich. In Amber House. Ich habe kurz nach meinem ersten Gespräch mit Ihnen den Besitzer kontaktiert. Ich warte auf seinen Rückruf; bisher habe ich noch nichts von ihm gehört.“
    „Zu dieser Zeit ist es schwer, Leute zu erreichen, weil viele noch in letzter Minute vor dem Beginn des neuen Schuljahres Ferienpläne schmieden.“
    Mac fiel der defensive Tonfall der Frau auf. „Das war kein Seitenhieb gegen Sie.“
    Zwei Sekunden verstrichen, bevor Concannon fortfuhr: „Wie auch immer; sein Bruder hat ihm die Unterkunft in Amber House besorgt. Vielleicht weiß er Näheres über Hanes’

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