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Hauchnah

Hauchnah

Titel: Hauchnah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Virna Depaul
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sich geküsst hatten? Weil er ihr Liz aufgezwängt und ihr verboten hatte, ihre Freundin zu sehen? Oder weil er versucht hatte, den Kuss zu vermeiden?
    Herrgott, er war so durcheinander, er konnte es ihr nicht verübeln, dass sie sauer war. Wie auch immer.
    Ja, er konnte ihre Angst vor den ersten zwei und ihren Ärger über die letzten zwei Gründe verstehen. Aber ehrlich gesagt, er selbst war auch nicht gerade freundlich gestimmt. Sie hatte den Kuss provoziert, und außerdem schwebte sie trotz Hanes’ Tod immer noch in Gefahr; aber das konnte sie gar nicht wissen.
    Außerdem hatten sie immer noch nicht über den Besuch im Park geredet. Sie war ein hohes Risiko eingegangen, sich von Liz in den Park fahren zu lassen, wo ein Mörder sie vermutlich zum ersten Mal ins Visier genommen hatte. Begriff sie denn nicht, dass er kaum seiner Arbeit nachgehen und sich gleichzeitig um ihre Sicherheit kümmern konnte? Vielleicht waren Frauen ja zu solcher Einsicht nicht fähig. Seine Ex hatte liebend gern Spielchen getrieben, Streit begonnen, wenn er nach einem wichtigen Anruf noch mal zur Arbeit hatte fahren müssen. Dann war sie trotz seiner Versicherung, so bald wie möglich anzurufen, noch wütender geworden, weil er nicht hatte bleiben können, um die Sache auszudiskutieren.
    Officer Lafayette hatte sich diskret zurückgezogen, und nach einigen Minuten verlegenen Schweigens schlug Mac vor, sich zusammenzusetzen. Natalie wählte denselben Sessel wie am Tag ihres Kennenlernens, und er setzte sich aufs Sofa. Schweigend musterte er Natalie.
    Sie war immer noch ein bisschen erhitzt, offenbar hatte sie gerade trainiert. Ähnlich wie bei ihrem ersten Zusammentreffen war ihr T-Shirt etwas feucht von Schweiß. Ihre Trainingskleidung war unförmig und trist, und Mac fragte sich, ob Natalie sie in Erwartung seines Besuchs übergestreift hatte. Als wollte sie wieder Barrieren aufbauen, indem sie sich so unattraktiv präsentierte, wie sie sich vermutlich selbst empfand.
    Die Mühe hätte sie sich sparen können.
    Laut Carmen Delgado waren Natalies selbstständiges Leben und ihre Aktivitäten ziemlich ungewöhnlich für jemanden, der erst kürzlich einen so hochgradigen Sehverlust wie sie erlitten hatte. Carmen hatte auch bestätigt, dass Natalies derzeitige Neigung zu Platzangst angesichts des extremen Lebens, das sie vorihrer Erblindung geführt hatte, ein Zeichen dafür war, dass sie noch nicht richtig mit ihrer veränderten Situation zurechtkam. Das sah Mac ganz deutlich. Er sah sie.
    Was Natalie trug oder wie schmuddelig sie war, zählte nicht. Sie mochte blind sein, doch Mac war es nicht. Er sah sie, und er begehrte sie. Mehr als alles, was er je im Leben begehrt hatte. Dass er sie nicht haben konnte, machte ihn wütend. Allerdings konnte er zumindest ihre Gesellschaft genießen, selbst wenn er noch den Fall bearbeitete. Und vielleicht, vielleicht konnte er ihr auch helfen, sich selbst – ihr wahres Ich – wieder zu erkennen. „Weißt du noch, wie ich dich nach Alex Hanes gefragt habe, den Mann, der unseres Wissens Lindsay getötet und dich überfallen hat? Nun, wir haben ihn gefunden. Er wurde in Arizona bedingt aus der Haft entlassen.“
    Er beobachtete ihr wechselndes Mienenspiel. Überraschung. Erleichterung. Neugier.
    „Wo war er?“
    „In Sacramento.“
    Sie kniff die Augen zusammen. „Warst du gestern Abend dort? Warum bist du nicht wie angekündigt hierhergekommen?“
    Er erkannte auf Anhieb, dass sie die Formulierung ihrer Frage bereute. Sie hatte sich also darauf gefreut, ihn zu sehen, und war dann enttäuscht gewesen, weil er nicht kam? Diese Tatsache erfüllte ihn mit viel mehr Freude, als gut für ihn war.
    „Tja, ich hatte gestern Abend ein Gespräch mit jemandem. Ich habe angerufen. Wollte dich sprechen. Aber Liz sagte, du wärst schon schlafen gegangen.“
    Sie zupfte am Saum ihres T-Shirts, und die kleine Geste, von Natur aus starrsinnig und zugleich nervös, entlockte ihm ein Lächeln. „Heute Morgen habe ich Hanes’ Bruder in Sacramento aufgespürt, und als ich anrief, stellte ich fest, dass die Polizei in seinem Haus war.“
    „Und sie haben ihn verhaftet?“
    „Nein. Er wurde nicht verhaftet. Er ist irgendwann letzte Nacht an einer Überdosis Heroin gestorben.“
    „An einer Überdosis?“ Natalie brauchte ein paar Sekunden, um das zu verarbeiten. „Ich weiß nicht, wie ich das finden soll.“
    „Vergiss, wie du es finden sollst. Wie fühlst du dich?“
    Sie griff sich spontan an den Hals, wo die

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