Hauchnah
sein.“
„Es ist besser, wenn ich allein bleibe. Du willst sowieso keinen egoistischen Schweinehund wie mich in deinem Leben, glaub mir.“
Verächtlich schnaubte sie: „Natürlich nicht. Keine Angst. Ich habe mit meinen eigenen Angelegenheiten genug zu schaffen. Ich muss in den Griff bekommen, wer ich jetzt bin und wie mein Leben aussehen soll.“
„Genau.“
„Ja.“
Langsam entzog sie ihm ihre Hände. Widerstrebend ließ Mac sie los. Ihm lag ein Widerruf seiner Worte auf der Zunge. Erwollte sie bitten, dem, was zwischen ihnen war, eine Chance zu geben, doch das war einfach nur verrückt. Sie hatte mehr verdient als das, ob sie nun blind war oder nicht.
Verzweifelt schlug er die Hände zusammen und rieb sie. „Gut. Nachdem das geklärt ist, nichts wie raus hier. So schön Liz auch ist, du kannst ja nicht einmal ihren Anblick genießen. Gehen wir an die frische Luft. Das heißt, wenn du keine Angst hast.“
Sie reckte das Kinn vor und sah so süß aus, dass er sich kaum zurückhalten konnte, sie zu küssen. „Das klappt nicht mit mir. Ich habe dir doch gesagt, dass ich nicht ausgehe.“
Herrgott, sie gab sich störrischer, als er erwartet hatte. „Warum nicht?“
„Warum drängst du mich so?“
„Weil ich dich mag. Ich möchte dich gern näher kennenlernen, wenn auch nur platonisch. Und …“
„Und?“
„Und … ich möchte dich mit jemandem bekannt machen.“ „Mit jemandem?“
„Mit einer Frau. Einer blinden Frau.“
Ihre Miene verschloss sich abrupt, sie drängte alles Weiche oder Lebhafte mit einem Mal rigoros zurück. Es erinnerte Mac an ihre Reaktion auf seine Drohung, sie für unzurechnungsfähig erklären zu lassen. Jetzt kannte er immerhin den Grund. Natalie war mit fünfzehn Jahren, als ihre Mutter in die Anstalt eingewiesen worden war, in Pflege gekommen. Kein Wunder, dass sie ausgeflippt war.
Die nächsten Worte wählte er behutsam. „Sieh mal, du hast bisher mit keinem einzigen Blinden gesprochen, oder? Wenn du es tust, hilft es dir vielleicht, zu verstehen, dass du nicht in extremen Verhältnissen leben musst – entweder zurückgezogen in deinem Schneckenhaus oder unter Missachtung jeglicher Vorsicht. Andere Menschen führen trotz ihrer Blindheit ein wunderbares Leben.“
Sie stieß ein hartes, bitteres Lachen aus. „Ach, dann bist du jetzt wohl Experte? Wow, diese Frau muss ja wirklich großenEindruck auf dich gemacht haben.“ Sie verzog geringschätzig das Gesicht. „Sag mir, Agent McKenzie, ob ich richtig verstanden habe. Während du den Mann finden solltest, der Lindsay und beinahe auch mich umgebracht hat, hast du … was getan? Dir noch eine blinde Frau gesucht, um deinen Spaß mit ihr zu haben? Hast du sie auch geküsst? Oder hast du noch mehr getan?“ Die Worte waren ihr entschlüpft, bevor sie darüber nachdenken konnte. Entsetzt drehte sie sich um, wollte sich körperlich von Mac abgrenzen, wenngleich die Bewegung überhaupt nichts an dem änderte, was sie sah.
„Hm, tut mir leid, wenn ich störe …“
Als sie Liz’ Stimme hörte, zuckte sie zusammen. „Würdest du es endlich mal unterlassen, dich so anzuschleichen?“
Schweigen von zwei Seiten senkte sich über sie.
Was ist los mit mir? fragte sie sich ängstlich. Ich habe die Kontrolle verloren. Genau wie sie.
„Ich gehe jetzt. Ich muss mich auf meiner Dienststelle melden. Wenn du willst, dass ich zurückkomme, ruf mich einfach an, ja?“
Natalie nahm wahr, wie sich die Schritte entfernten, und getrieben von ihrem schlechten Gewissen rief sie Liz nach.
Doch das Öffnen und Schließen der Haustür war ihre einzige Antwort.
Sie verschränkte fest die Arme vor der Brust. „Bitte sag ihr, dass es mir leidtut. Ich … ich weiß nicht, was heute Morgen in mich gefahren ist.“
Natalie hatte nicht gehört, dass Mac an sie herangetreten war. Er legte ihr sanft die Hände auf die Schultern. Sogleich durchdrang sie eine Wärme, die ihren Körper mit dem Bedürfnis, sich rücklings an Mac zu lehnen, erzittern ließ.
„Dreh dich um.“
„Nein“, flüsterte sie.
„Verdammt noch mal. Dreh dich um und sieh mich an.“
„Ich kann dich nicht sehen!“
„Doch. Du kannst mich sehen. Du kannst mich besser sehen als die meisten anderen.“
Er wirbelte sie herum. Seine Berührung – weit entfernt von der zaghaften und ängstlichen Art, wie die meisten Leute sie anfassten – ließ ihr Verlangen auflodern. Spontan stemmte sie die Handflächen gegen seine Brust, um ihn von sich zu stoßen. Er musste
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