Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Haus des Grauens

Haus des Grauens

Titel: Haus des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Zara Fraillon
Vom Netzwerk:
herrschte völlige Stille. Plötzlich spürte Jasper, wie sich die kalten, spitzen Klauen des Monsters in seinen Arm zu krallen begannen.
    Panik überkam Jasper. Beinahe wurde er ohnmächtig. Jetzt bist du geliefert , war das Einzige, woran er noch denken konnte.

    Dann sah er auf einmal das Bild seiner Familie vor sich. Seine Mutter, seine Schwestern, seine zwei Hunde. Er musste weg von hier. Nach Hause. Sein Hirn begann wieder zu arbeiten. Er machte sich bereit.
    Gerade als das Monster ihn aus dem Bett zerren wollte, sprang Jasper so hoch, wie er nur konnte. Mit einem einzigen großen Satz stand er mitten im Zimmer, dabei hing das Monster immer noch an seinem Arm. Völlig überrascht ließ es los. Gerade noch konnte Jasper dem Schlag des Keulenschwanzes ausweichen. Dann versuchte das Monster, sich wieder unter dem Bett zu verkriechen. Jasper nutzte die Gelegenheit: Er packte das Monster am Schwanz, wirbelte es herum und schleuderte es mit aller Kraft mitten aufs Bett.
    „YEAH! GESCHAFFT!“, rief er.
    Bevor das Monster sich auch nur rühren konnte, hatte Jasper es schon fest in Decken gewickelt und die Ecken sorgsam zusammengeknotet. Wild zuckte das Monster in seinem Bündel hin und her und versuchte Jasper durch die Decken hindurch mit seinen Stacheln zu stechen, aber das nutzte ihm jetzt alles nichts mehr.
    Jasper konnte es selbst kaum glauben. Er hatte ein Monster gefangen! Ein richtiges Monster! Er hatte schon so einige coole Sachen in seinem Leben gemacht, schon so einige sehr mutige Sachen, aber mit einem Monster hatte er es noch nie aufgenommen.
    Jasper blickte auf das sich windende Bündel hinunter. Er fühlte sich total geflasht. Es war das Gefühl, das man hat, wenn man einer Gefahr sehr nahe gewesen ist und ihr noch mal entkommen konnte. Jasper fiel ein, was Mac darüber erzählt hatte, wie sehr man vom Jagen begeistert sein konnte. Jetzt hatte er eine leise Ahnung, was Mac wohl damit gemeint hatte.

Das Licht ging an. Das Schloss klickte, die Tür wurde geöffnet. Stenka trat ein. Sie sah sich um und inspizierte das notdürftig verknotete Bündel.
    „Gut“, sagte sie mit eisiger Stimme und schrieb etwas in ihr Notizheft.
    Jasper war verblüfft. Gut? Das war fantastisch! „Ist das alles?“, protestierte er.
    Die Frau starrte Jasper kalt an. „Was erwartest du denn? Eine Party?“
    Im Grunde war Jasper der Meinung, dass eine Party ganz schön cool wäre – vielleicht ein bisschen übertrieben – aber trotzdem cool. Immerhin habe ich ein Monster mit bloßen Händen gefangen , dachte Jasper.
    „Du hast kein Monster gefangen“, sagte Stenka, „du hast einen dressierten Knaddelgeller gefangen. Das sind zwei Paar Stiefel. Wäre das ein wildes Monster gewesen, wärst du schnell vor Angst verrückt geworden. Knaddelgeller sind äußerst geschickt darin, die Gefühle von Kindern zu manipulieren. Vor allem von eingebildeten Kindern.“ Stenka machte eine kurze Pause. „Die treiben sie gerne in den Wahnsinn.“
    Jasper schluckte.
    „Klasse 1B“, legte Stenka fest und gab Jasper ein Formular.
    „1B?“, maulte Jasper.
    „In Monstrum House ist es für dich das erste Jahr. Außerdem erwartet dich hier so viel Neues, dass du wie alle anderen Neuankömmlinge in der ersten Klasse anfangen wirst!“ Stenka machte eine kurze Pause und fuhr dann fort: „Deine Klassenlehrerin bin ich.“
    Jasper zwang sich dazu, nicht laut aufzustöhnen.
    Stenka sah ihn kalt an. „Wenn du Ärger machst, wirst du ganz schnell herausfinden, wie großzügig ich bei der Vergabe von Strafpunkten sein kann. Unterrichtsbeginn ist pünktlich um 6:30 Uhr. Komm ja nicht zu spät.“
    Jasper sah auf seine Uhr: 2:00 Uhr.
    An der Eingangstür fügte Stenka eisig hinzu: „Beeil dich! Zurück in den Schlafsaal. Und lass dich besser nicht erwischen. Nachts unterwegs zu sein ist schließlich ein schwerer Verstoß gegen die Schulordnung.“
    Es war eine bitterkalte Nacht und Jasper hatte nur seinen Schlafanzug an.
    „Moment – wo ist der Lieferwagen?“, fragte er mit klappernden Zähnen.
    „Was für ein Lieferwagen?“, entgegnete sie und ihr finsteres Lächeln wurde noch breiter, als sie sah, wie Jasper vor Kälte schlotterte.
    Da hätte ich auch selbst drauf kommen können , dachte er. Er fror erbärmlich und dann musste erauch noch alleine den Weg zurück finden, barfuß durch den Schnee.
    Jasper biss die Zähne fest zusammen, damit sie nicht mehr klapperten. „Also gut“, sagte er zu Stenka und zwang sich zu einem Lächeln, „ich

Weitere Kostenlose Bücher