Haus des Grauens
wahrscheinlich gerade zurückkam.
Er blinzelte und konnte jetzt schärfer sehen. Da waren ein Baum, der Mond, viele Zweige und Blätter und ... halt! Da stand etwas über ihm. Jasper öffnete den Mund, um laut zu schreien.
Das Wesen über ihm drückte ihm fest die Hand auf den Mund und erstickte seinen Schrei. Jasper biss fest in die Hand und schlug nach dem Wesen.
„Aua!“, schrie der Angreifer, als Jasper ihn zu Boden zog und sich auf ihn stürzte.
Jasper hielt inne. Soweit er informiert war, sagten Monster eigentlich nicht Aua . Und hatten Monster Hände?
Jasper packte das Wesen bei den Haaren und ballte die Faust, bereit, sofort zuzuschlagen. Aber er wartete kurz ab, um sich das Wesen etwas genauer zu betrachten. Kopf. Haare. Arme. Körper. Schlafanzug. Bingo, kein Monster.
„Ääähhh ... sorry!“, sagte Jasper zu dem Jungen, dem Blut aus seiner übel zugerichteten Nase in den Schnee tropfte. „Ich dachte, du wärst ein ... na ja, Monster oder so. Irgendetwas hat mich jedenfalls gerade k. o. geschlagen, und ich denke mal, es wird hier bald wieder auftauchen.“
Der Junge blickte Jasper ziemlich schuldbewusst an und wischte sich seine Nase am Ärmel ab. „Hm ... na ja, darüber musst du dir keine Sorgen machen. Das war eben, also ... sozusagen ich“, sagte der Junge dann. „Tut mir leid, ich hab dich auch für ein Monster gehalten.“
Jasper blieb vor Verblüffung der Mund offen stehen. „ Du warst das, der mich k. o. geschlagen hat?“
Der Junge zuckte mit den Schultern. Er war ein ganzes Stück kleiner und viel schmächtiger als Jasper und sah nicht so aus, als ob er überhaupt irgendjemanden k. o. schlagen könnte.
Jasper wusste nicht, ob er wütend sein sollte oder nicht. Sein Kopf tat ihm immer noch gehörig weh, aber andererseits sah die Nase des Jungen auch nicht gerade gut aus.
„Wo hast du gelernt, so zuzuschlagen?“, fragte Jasper und half dem Jungen auf die Beine.
„Hat mir mein Vater beigebracht“, antwortete er. „Ich hab den schwarzen Gürtel in Karate.“
Jasper war beeindruckt. Er wusste, wie man mit seinen Fäusten kämpft, aber Karate, Respekt, das war schon ziemlich cool.
„Ich bin Felix“, sagte der Junge und hielt sich Schnee an die immer dicker werdende Nase.
„Jasper.“
Sie mussten beide grinsen und nickten sich zu. „Also hast du heute Nacht auch einen Test gehabt?“, fragte Jasper.
Felix nickte. „Und ob. In einem Zimmer mit einem Flexenknarrer im Schrank. Es war furchtbar.“ Er schauderte. „Und wie erging es dir?“, fragte er.
„Ach, kein großes Problem“, antwortete Jasper. Wie sehr er sich hatte zusammenreißen müssen, als er den Knaddelgeller gesehen hatte, erwähnte er nicht.
„Gruslig, oder? Ich war vor Angst wie gelähmt“, sagte Felix.
Jasper zog erstaunt die Augenbrauen nach oben. „Du? Den hättest du doch mit einem einzigen Karate-Schlag ausschalten können.“
Felix sah ganz verlegen aus. „Ich habe Karate nur zur Selbstverteidigung gelernt, weil ich von meinen Brüdern immer wieder eins draufgekriegt hab. Aber ich glaube nicht, dass ein Schlag oder Tritt gegen einen Flexenknarrer viel hilft. Das Schlimmste an der Sache war, dass ich genau wusste, was mich erwartete. Den ganzen Tag musste ich schon daran denken. Meine Brüder hatten mir erzählt, was passieren würde.“
Jasper war verwirrt. „Sind denn deine Brüder auch in Monstrum House?“, fragte er.
Felix schüttelte den Kopf. „Sie waren dort. Offensichtlich stamme ich aus einer alten Monsterjäger-Familie. Meine Brüder hatten den Auftrag, alles geheim zu halten, aber an meinem letzten Abend zu Hause haben sie mir doch alles erzählt.“
„War doch nett von ihnen“, meinte Jasper achselzuckend und versuchte gedanklich damit klarzukommen, dass Monsterjagd eine Familientradition sein konnte.
„Nee, das war eher was in der Art von Wehe, du Schisser kneifst, dann müssen wir dir eine Abreibung verpassen, weil du die Familienehre beleidigt hast . Aber egal, lass uns besser zurückgehen. Ich hab Stenka, die Eiskönigin, als Lehrerin und der Unterricht beginnt in ein paar Stunden“, sagte er mit Blick auf seine Armbanduhr.
„Ich bin auch in Stenkas Klasse“, sagte Jasper. Er war froh, Felix getroffen zu haben. Für einen Jungen, der auf eine Monsterjägerschule ging, schien er schwer in Ordnung zu sein.
Hinter keinem Fenster des Schlosses brannte ein Licht. Die Fahnen hingen schlaff herunter. Das ganze Gebäude sah einsam und verlassen aus.
Als Jasper
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