Haus des Grauens
SCHMATZ!“, fügte sie mit lauter Stimme hinzu und lächelte.
Im Klassenzimmer herrschte betretenes Schweigen.
„Und wie wandeln wir sie um?“ Saffy gab nicht auf.
Aber Stenka beachtete sie gar nicht. „Und jetzt kommen wir zu den zwei häufigsten Gattungen der Monster“, fuhr sie fort. „Der Gattung der Kreischer und der Gattung der Kriecher. Monster der Gattung Kreischer erschrecken die Menschen. Die meisten Monster, die man unter seinem Bett oder im Schrank findet, gehören zum Beispiel zur Gattung Kreischer.“
Stenka deutete auf ein paar Abbildungen von Kreischern an der Tafel. Jasper fiel auf, dass Felix zunehmend blasser aussah.
„Kreischer sind keine Menschenfresser“, sagte Stenka. „Ihnen geht es darum, dich zu erschrecken. Aber wenn sie in die Enge getrieben werden, können sie, wie alle Monster, auch beißen. Und die Folgen eines Monsterbisses können schrecklicher sein als ein sofortiger Tod. – Kommen wir nun zu den Kriechern“, fuhr Stenka fort. „Monster der Gattung Kriecher sind vor allem richtige Plagegeister. Sie verstecken Gegenstände, bringen Gedanken durcheinander – was immer ihnen einfällt, um ihre Opfer zu nerven und zur Verzweiflung zu treiben. Habt ihr schon mal geträumt, dass ihr rennt und rennt, aber nie ankommt?“ Stenka wartete, bis sich das zustimmende Gemurmel im Klassenzimmer gelegt hatte. „Wahrscheinlich war euch da ein kleiner Kriecher ins Ohr geschlüpft und hat euch das Ganze eingeredet.“
Jasper kannte diesen Traum. Nie hätte er gedacht, dass Monster in seinem Ohr dafür verantwortlich sein könnten!
„Größere Kriecher-Arten treiben Scherze mit ihren Opfern, um sie zu verwirren und ihnen auf die Nerven zu gehen“, informierte Stenka die Klasse.
„Aber das ist doch nicht so schlimm, oder?“, unterbrach Saffy sie. „Nicht so, wie gefressen werden.“
Stenka wandte sich Saffy zu. „Was du offensichtlich nicht kapierst, Fräulein Dominguez , ist, dass zwar nur ein Mampfer dich frisst, ein Kriecher dir aber locker das Gehirn wegbrutzeln kann. So wie Wasser die Festplatte eines Computers. Zwar wollen Kriecher ihre Opfer in erster Linie erschrecken, viele sind aber schon vor Schreck gestorben.“
Jetzt sagte Saffy nichts mehr.
Stenka lächelte und musterte den Rest der Klasse. „Und schließlich gibt es die Gattung der Wandler. Sie sind hochgefährlich und äußerst schwer zu fangen. Wie ihr Name andeutet, können sie ihre Gestalt ändern, das macht es schwierig, sie aufzuspüren. Aber das Schlimmste an den Wandlern ist das, was sie ihren Opfern antun.“
Gekonnt wartete Stenka ab, bis die Spannung im Raum fast unerträglich geworden war. Ganz offensichtlich machte ihr das Thema eine Menge Spaß. „Ihr müsst wissen, dass die Wandler ihre Opfer verwandeln “, flüsterte sie in die Stille des Klassenzimmers. „Man sagt auch morphen . Einige verwandeln die Opfer in Zitronenbäumchen oder in Dackel, was sich ja nun nicht so schlimm anhört. Aber besonders hinterhältige Wandlerarten können euch sogar in Monster verwandeln. Zumindest in eine Art Halbmonster. Aber darüber werdet ihr im nächsten Schuljahr mehr erfahren.“
Ein Blick auf seine Mitschüler verriet Jasper, dass im Moment alle hofften, im nächsten Jahr nicht mehr hier zu sein. Er sah zu Felix hinüber. Dem stand das nackte Grauen ins Gesicht geschrieben.
„Zu jeder Monstergattung gehören hunderte unterschiedlicher Arten“, sagte Stenka. „Aber jedes Monster hat einen schwachen Punkt – das kannzum Beispiel eine Schüssel mit Apfelmus sein, das das Monster auf die Größe von Ameisen zusammenschrumpfen lässt. Oder ein kurzes Pressen ihres Bauchnabels, das sie sofort in Tiefschlaf versetzt.“ Bei dem stechenden Blick, den sie aus ihren Knopfaugen über die Klasse warf, traute sich niemand zu kichern.
„Monster verabscheuen das Licht, sie greifen nur bei Dunkelheit an“, sagte Stenka und ging zwischen den Sofas auf und ab. „Wenn ihr also im Dunkeln attackiert werdet, dann ist es äußerst nützlich, den schwachen Punkt des betreffenden Monsters zu kennen. Und diese Punkte zu finden, werdet ihr lernen. Und ihr werdet lernen, wie man sie alle fängt.“
Plötzlich wurde ihre Stimme etwas sanfter und in ihren Augen schien der Glanz von schönen Erinnerungen aufzuleuchten. „Ach, da gibt es so viele Dinge, auf die ihr euch freuen könnt. Die Angst, die Aufregung, die Gefahr ... Manchmal wünscheich mir, ich könnte selbst wieder auf die Jagd gehen.“
Saffy stieß
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