Haus des Grauens
verrückt , dachte Jasper. Zugleich aber spürte er, wie sein Magen sich zu einer Kugel zusammenballte.
Lord Strasser ließ sein Pferd genau vor ihm anhalten. Das Pferd blickte Jasper fest in die Augen und schnaubte dann. Lord Strassers Augen blitzten unterhalb des Federhelmes hervor und musterten Jasper eingehend.
„Ahh, Schüler McPhee. Freut mich, dass du es endlich hierher geschafft hast“, flüsterte der alte Mann und zwinkerte verschwörerisch. „Obwohl es ganz so aussieht, als hättest du deinen Kittel mit dem der Schülerin Dominguez verwechselt“, sagte er und blickte kurz zu Saffy hinüber. „Und nur damit das klar ist: Es ist sehr viel schwieriger, eine Bananenschale in den Auspuff eines Pferdes zu stecken als in den eines Autos.“
Jasper spürte, wie ihm die Kinnlade runterfiel.
Der Direktor wartete kurz ab. „Die Kittel“, erinnerte er sie dann.
Schnell tauschten Jasper und Sally ihre Kittel. „Wie konnte das nur passieren?“, murmelte Jasper.
„Sicher ein Versehen“, antwortete Lord Strasser. Dabei verzogen sich seine Mundwinkel zu einem kaum sichtbaren Lächeln.
Das Pferd schnaubte, scharrte ungeduldig mit den Hufen und trottete mit Lord Strasser weiter.
Dieser ließ seinen Blick über alle Schüler im Saal schweifen. „Monstrum House hat eine lange, stolze Geschichte vorzuweisen: als eine der besten Monsterjäger-Schulen der Welt!“, erklärte er mit eindringlicher Stimme. „In unserem Haus wurden einige der weltbesten Monsterjäger ausgebildet. Deren Jagden sind enorm erfolgreich. Aber Monster werden immer häufiger. Sie sind einfach überall. Und natürlich ist jeder von euch schon mal einem Monster begegnet, auch wenn ihr es zu dem Zeitpunkt gar nicht erkannt habt.“
„Wenn es keine Monster gäbe“, fragte Lord Strasser in die Runde, „warum steht dann in eurem Zimmer die Schranktür immer ein bisschen offen? Obwohl ihr ganz genau wisst, dass ihr sie geschlossen habt?“
Jasper sah zu Saffy hinüber. An ihrem Gesichtsausdruck konnte er erkennen, dass sie sich genauso sehr bemühte, nicht daran zu denken, dass sich Dinge in der Nacht tatsächlich bewegten.
„Monster warten auf den Eintritt der Dunkelheit“, fuhr Lord Strasser fort. „Ihr habt sie schon gespürt, als sie sich in den dunkelsten Schatten auf ihren Angriff vorbereiteten. Ihr habt sie unter dem Bett gespürt, wo sie nur darauf warteten, bis ihr fest eingeschlafen und hilflos sein würdet.“
So langsam fühlte Jasper sich unbehaglich. Nicht richtig verängstigt, aber nahe dran.
Lord Strasser machte eine kurze Pause und deutete dann plötzlich mit dem Finger auf die Schüler. „Ihr spürt sie, kurz bevor sie euch attackieren. Es läuft euch eiskalt den Rücken hinunter, wenn sie ganz nahe sind.“
In diesem Moment spürte Jasper genau einen solchen kalten Schauer seinen Rücken hinunterlaufen. Diesmal konnte er nicht behaupten, dass es an der Kälte im Saal lag.
Und dann zog Lord Strasser das Tuch vom Käfig.
Das Ding darin knurrte laut und bearbeitete das Drahtgitter wütend mit seinen Hörnern und Klauen. Dabei schnellte seine lange, klebrige Zunge immer wieder in Richtung der Schüler. Seine Nüstern blähten sich weit. Plötzlich begann es so markerschütternd zu kreischen, dass die Fensterscheiben bebten und Jaspers Trommelfell zu platzen drohte.
Saffy rang nach Atem. Jasper machte erschrocken einen Schritt zurück.
Jetzt konnte niemand mehr behaupten, dass es in Wirklichkeit keine Monster gäbe.
„Ein Keulenheuler“, sagte der ältere Junge, der gegenüber von Jasper und Saffy saß. Er trug einen roten Kapuzen-Pulli mit dem Schulwappen darauf. Über der Brust prangte der Schriftzug Jagdkapitän . Die jüngeren Kinder drängten sich um den Tisch, um ja kein Wort zu verpassen.
Der Speisesaal war rappelvoll mit Schülern, die laut quatschten und lustlos in ihrem Abendessen herumstocherten. Kein Wunder, denn das bestand vor allem aus trockenem Brot und stinkigen Käse-Ecken. Den neuen Schülern waren Plätze in der Nähe von älteren Kids zugewiesen worden, die, je nachdem, in welcher Klasse sie waren, rote oder blaue Kapuzen-Pullis trugen.
Die Aufsichtsschüler stolzierten die Gänge zwischen den Tischen auf und ab und sagten in regelmäßigen Abständen etwas mit leiser Stimme in ihre Funkgeräte. Keiner schien groß Notiz von ihnen zu nehmen. Nirgendwo war ein Lehrer zu sehen, aber Jasper hatte das unangenehme Gefühl, dass sie trotzdem die ganze Zeit beobachtet wurden.
„Das war ein
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